Mercedes-AMG GT C Roadster Testbericht

Nachdem die Coupé-Version mit dem PS-stärksten AMG GT-R komplett ist, präsentiert Mercedes nun zwei Roadster-Varianten des AMG GT: Den Mercedes-AMG GT Roadster und Mercedes-AMG GT C Roadster. Auch wenn sich die Modelle auf den ersten Blick nicht stark voneinander unterscheiden, bekommt der GT C Roadster noch ein bisschen mehr Leistung: Die neue „C“-Modellvariante mit 410 kW (557 PS) und 680 Nm maximalem Drehmoment bedient sich in vielerlei Hinsicht aus dem GT R-Fundus und ist damit die maximale Eskalationsstufe der Mercedes-Roadster. Die vergleichsweise zivile, aber in absoluten Zahlen immer noch überaus kräftige Variante GT Roadster liefert 476 PS. Wem ein Mercedes SL zu langweilig ist, aber trotzdem etwas Offenes mit Stern sucht, sollte sich diesen Fahrbericht durchlesen. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Die Markenzeichen des AMG GT Roadster sind der markante AMG Panamericana Grill, ein breites Heck, die muskulöse Fahrzeugschulter und selbstverständlich die extrem lange Motorhaube. Die neu designte Frontschürze lässt den Roadster noch breiter wirken und damit optisch noch näher am Asphalt liegen. Der Grill wurde Panamericana getauft, weil er sich an den Kühlergrill des 300 SL Rennwagen anlehnt, der 1952 das legendäre Panamericana-Rennen gewonnen hat. Neue Leichtmetallfelgen in den Dimensionen 19- und 20-Zoll runden dann Designpaket des AMG GT Roadster ab. Der Mercedes-AMG GT C Roadster trägt vorne 19 und hinten 20 Zoll, wie auch bei unserem Testfahrzeug in „Solarbeam“ Gelb zu sehen ist.

Am Heck ist der AMG GT C Roadster dank neuer Seitenwände aus Aluminium ganze 57 mm breiter als der AMG GT – genau wie der AMG GT R. Durch die entsprechend breitere Spur sind höhere Kurvengeschwindigkeiten möglich. Der in den Kofferraumdeckel integrierte Heckspoiler ist bei beiden Varianten Serie. Er fährt je nach Fahrprogramm ab gewissen Geschwindigkeiten aus. Grundsätzlich ist das Heck von den schmalen, horizontal gezogenen Heckleuchten geprägt.

Interieur

Das Stoffverdeck sorgt innerhalb von etwa 11 Sekunden für offenen Fahrspaß und macht aus dem Coupé im Handumdrehen einen Roadster. Bis zu 50 km/h kann das Dach auf- oder zugefahren werden. Zur Auswahl gibt es Schwarz, Rot und Beige als Verdeckfarbe und elf Exterieur- sowie zehn Interieurfarbtöne. Das Drei-Lagen-Stoffdach ist sehr leicht, baut aber dennoch auf einem massivem Aluminium-Querträger mit Überrollbügeln auf.

Wie die Formen am Exterieur wirken auch die Formen und Linien im Inneren muskulös und massiv. Allen voran die breite Mittelkonsole, auf der wichtige Funktionen wie die Fahrmodi immer in unmittelbarer Reichweite des Fahrers liegen. Der Navigationsbildschirm ist auch in den neuen AMG GT Modellen nicht voll ins Cockpit integriert sondern „aufgesetzt“. Durch die niedrige Sitzposition ist der Fahrer dafür praktisch perfekt ins Cockpit integriert. Verarbeitung und Touch & Feel der Bedienelemente sind wie gewohnt von hoher Qualität. Die Breite der Mittelkonsole klaut dabei etwas Platz für die Passagiere.

Der AMG GT Roadster startet als Standard-Version mit einer attraktiven wie nachhaltigen Sitzoberfläche in der Mischung Stoff/Kunstleder (Artico), alternativ kann man auf Mikrofaser Dinamica innen und Artico außen wechseln. Optional stehen diverse Tierhäute zur Verfügung.

Der AMG GT C Roadster kommt mit mehr Serienausstattung, leider aber direkt auch automatisch mit Tierhaut-Sitzen. Optional kann man sich aber immerhin Dinamica innen und Echtleder außen holen, so dass man an heißen Tagen nicht so sehr schwitzt und es im Winter nicht so kalt auf der Sitzfläche wird. Zu sehen ist diese Kombination auch auf unseren Fotos.

Damit der Seitenhalt auch in Relation zur Kraft des AMG (C) GT steht, gibt es optional die AMG Performance-Sitze (hier gezeigt). Für den besonders stark konturierten Sportsitz ist erstmals die Airscarf-Heizung verfügbar (für Cabriospaß bei winterlichen Temperaturen) sowie die Sitzklimatisierung für brennende Sonne, die wie Airscarf in drei Stufen regelbar ist. Wir raten allerdings dazu, einfach bei der Basisversion mit den Basissitzen zu bleiben, da man auf diesen dann ohnehin nicht stark schwitzt oder friert. Zudem sind die Basissitze deutlich bequemer, die Performance-Sitze sind nicht langstreckentauglich, sondern eher etwas für die Rennstrecke.

Im Kofferraum kann man einen kleinen Trolley und einen Rucksack sowie ein paar Kleinigkeiten unterbringen, das war’s.

Motoren

Unter der Haube der beiden Modelle steckt der 4,0-Liter-V8 mit Direkteinspritzung und Biturbo-Aufladung. Kraftübertragung, Fahrwerk und Leistung unterscheiden sich wie folgt:

AMG GT Roadster
129.000 Euro (Vergleich Coupé: 117.000)
Leistung: 350 kW (476 PS) bei 6000/min, 630 Nm bei 1700-5000/min
Getriebe: AMG SPEEDSHIFT DCT 7‑Gang Doppelkupplungsgetriebe
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 9,4 l/100 km
Gewicht (DIN): 1595 kg
Beschleunigung 4,0 s
Höchstgeschwindigkeit: 302 km/h
Hinterachs-Sperrdifferenzial: Mechanisch
Fahrwerk: AMG Sportfahrwerk
Räder vorn/hinten: 9,0 J x 19 / 11 J x 19

AMG GT C Roadster
160.000 Euro
Leistung: 410 kW (557 PS) bei 5750-6750/min, 680 Nm bei 1900-5750/min
Getriebe: AMG SPEEDSHIFT DCT 7‑Gang Doppelkupplungsgetriebe
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,4 l/100 km
Gewicht (DIN): 1660 kg
Beschleunigung 3,7 s
Höchstgeschwindigkeit: 316 km/h
Hinterachs-Sperrdifferenzial: Elektr. geregelt
Fahrwerk: AMG RIDE CONTROL Sportfahrwerk mit adaptiver Verstelldämpfung
Räder vorn/hinten: 9,0 J x 19 / 12,0 J x 20

Abmessungen

Länge: 4,54
Breite: 1,94
Höhe: 1,29
Radstand: 2,63 m

Fahrverhalten

Wir testen den Mercedes-AMG GT C Roadster, wobei sich die Leistung wie beschrieben nur geringfügig unterscheidet. Der V8 bringt jederzeit einen sonoren grollenden Sound, ohne dabei allzu laut und übertrieben zu sein, eine richtige Entscheidung. Im Comfort-Modus kann man den Mercedes-AMG GT Roadster durchaus ruhig fahren, im Sport+ Modus schaltet sich dann die Auspuffklappe hinzu und es ploppt ordentlich aus dem Auspuff bei jedem Schaltvorgang oder insbesondere bei der Gaswegnahme. Der Sport+ Modus ermöglicht übrigens auch das Nutzen der Launch Control, dazu muss man dann nur noch die Bremse voll durchdrücken und dann das Gas komplett anlegen, anschließend die Bremse lösen. Trotz Hinterradantrieb wird die Beschleunigung dann so effizient gelöst, dass man keine Gummistreifen auf dem Asphalt lässt.

Größter Fahrdynamik-Unterschied zwischen GT und GT C ist die Hinterachs-Lenkung, die bei der C-Variante serienmäßig ist. Dadurch wird bei geringeren Geschwindigkeiten ein kürzerer Radstand vorgetäuscht (Hinterräder lenken entgegengesetzt zu den Vorderrädern) und bei höheren Geschwindigkeiten ein längerer Radstand (Hinterräder lenken parallel zu den Vorderrädern). Bei niedrigen Geschwindigkeiten erhält man also mehr Agilität, und bei höherem Speed mehr Stabilität. Die Hinterachslenkung macht sich im Slalom deutlich bemerkbar, der Mercedes-AMG GT C Roadster wird dadurch wirklich noch agiler. Er fühlt sich insgesamt etwas rauer an als der große Konkurrenz Porsche 911, was auch am Fahrwerk liegt. Während z.B. ein Mercedes SL auf Komfort ausgelegt ist, setzt der AMG GT C Roadster klar auf die Sportlichkeit.

Fazit: Der Mercedes-AMG GT C Roadster sucht in seiner emotionalen Formensprache seinesgleichen. Eine perfekte Mischung aus Traditions-Zitaten und modernen Stilelementen. Das Interieur ist qualitativ hochwertig, könnte aber von der Anzahl der Elemente etwas abgespeckt werden. Bei den Sitzoptionen hat die Grundversion GT Roadster klar die Nase vorn. Ferner sollte man unbedingt bei den Basis-Sitzen bleiben und nicht die unbequemen Performance-Sitze wählen. So haben manche Konkurrenzen hausintern wie –extern zumindest gegen das Setup mit Performance-Sitzen klar die Nase vorn in Sachen Komfort. Der Mercedes-AMG GT C Roadster ist ein eher rauer Vertreter, kein Kuschel-Mercedes, sondern eine echte Granate.

Autogefühl: ****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

Weitere Berichte zum Mercedes-AMG GT Roadster:
https://www.drivers-club-germany.de/mercedes-amg-gt-c-roadster-testdrive-arizona/

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