Bemerkenswerte Aussagen gibt es von Skoda zur Zukunfts-Strategie des Unternehmens. Gegen den Trend wird es E-Antriebe frühestens 2019 geben, stattdessen wird die SUV-Palette erweitert. Der tschechische Hersteller aus dem Volkswagen-Konzern begründet das mit genauer Analyse der Kundenwünsche. Von Holger Majchrzak
Seit Anfang April darf sich Skoda im VW Forum in Berlin präsentieren. Ein Luxus-Showroom im Herzen der Stadt an der Friedrichstraße. Hier zeigt der Konzern gern die Zukunft der Mobilität. Autoträume, gern hoch motorisiert, gern auch mit alternativen Antrieben. Und was macht Skoda? Lässt mal alle Visionen beiseite, zeigt gut ausgestattete Autos zu zivilen Preisen und macht klar, dass man nicht auf jeden Zug aufspringt, sondern erst mal schaut, wo der eigentlich hinfährt.
Elektro-Strategie von Skoda
So wird jetzt im April 2017 das erste Elektro-Fahrzeug der Marke erst für 2019 angekündigt, ein Hybrid-Superb. 2020 folgt dann mehr. Aber erst, so der Vorstandsvorsitzende Bernhard Maier, wenn man die Autos zu vernünftigen Preisen anbieten kann. Skoda-Fahrer, so die Botschaft, kaufen kein gutes Gewissen und zahlen für überteuerte E-Mobile. Sie greifen erst dann zu wenn es auch ökonomisch Sinn hat. Die Tschechen wollen in Ruhe abwarten bis durch Massenproduktion die Batteriepreise so gefallen sind, dass die Autos ähnlich teuer werden wie Benzin-Modelle. Die Vorstellung des Elektro Coupés Vision E auf der Shanghai Auto Show Ende April hat insofern weniger Aussagekraft; es bleibt auf lange Sicht ein Showcar.
Mehr SUVs
Was wollen die Kunden stattdessen? Skoda meint SUVs. Neben dem großen Kodiaq und dem kompakten Yeti, der im Herbst neu kommt, soll ein kleiner Crossover zum dritten Standbein der SUV-Familie werden. Polar ist der seit längerem gehandelte Name für das Auto im MINI-Format. Alle SUV bekommen das neue ausgesprochen kantige Skoda-Design. Von Kristallen inspiriert soll es, so Skoda, die Fahrzeuge zeitlos machen.
DigiLab für Konnektivität
Ein weiterer Baustein in der Strategie 2025 von Skoda ist die Öffnung der Marke für ungewöhnliche Ideen. So wurde in Prag das Skoda DigiLab eröffnet, das neue Mobilitätskonzepte erarbeiten und offen auch für zunächst spinnerte Vorschläge von außen sein soll. Vielleicht steckt ja doch ein guter Kern darin. Dazu forscht das DigiLab im Bereich Car Sharing und Konnektivität. Speziell im Bereich des total vernetzten Autos sollen schon bald praxistaugliche Anwendungen aus dem Prager Laboratorium kommen. Das DigiLab aber ist das einzige – kleine – Experimentierfeld der Marke.
Alles in allem basiert die Skoda Strategie 2025 auf dem Konzept, die Finger eher von Experimenten zu lassen, jeden Irrweg tunlichst zu vermeiden, das zu bedienen, was die Kunden heute sicher und nicht morgen vielleicht wollen. Das ist sicherlich konservativ in der Grundausrichtung, folgt aber dem Bonmot, dass wer Visionen habe, zum Arzt gehen soll.
Skoda will flexibel sein, neue erfolgreiche Ideen schnell adaptieren. Ein Trendsetter will man nicht sein jedenfalls was Motoren angeht, sondern bewährte Technik hier und dort aufhübschen, Mehrwert für den Kunden schaffen. Den Skoda-Slogan „simply clever“ kann man auch so interpretieren, die teuren Fehler andere machen zu lassen.
Ausstellung im „Drive“
Die Zukunftsausstellung von Skoda im Berliner VW Forum ist bis zum 8. Juli geöffnet und kostenlos. Neben den Modellen Kodiaq, Superb und Octavia sind auch Sonderfahrzeuge aus den Bereichen Rad- und Rallyesport zu sehen.
Text: Autogefühl, Holger Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Cornelius Dally
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