VW Multivan Generation Six T6 Fahrbericht

Der VW Multivan ist die Top-Pkw-Variante des Volkswagen Transporters der sechsten Generation (T6). Noch mehr Charakter hat er als Multivan „Generation Six“ oder als „70 Jahre Bulli“, den Sondermodellen, die im Stil dem Ur-Bulli huldigen. Wir haben uns einen Traum-Bulli für einen Langstrecken-Test geschnappt. Von Thomas Majchrzak

Der Volkswagen Multivan startet bei gut 30.000 Euro inkl. MwSt., das Einstiegsmodell heißt Conceptline und ist dann weitgehend nackt. Für einen hoch ausgestatteten Multivan Generation Six bzw. 70 Jahre Bulli werden 47.000 bzw. 48.000 Euro fällig. Diese Modelle bauen auf der höchsten Ausstattungslinie Highline auf und enthalten zusätzliche Retro-Elemente (Details s.u.)

Wie gewohnt ist die Caravelle übrigens die „Zwischenversion“, die Personen- und Warentransport beidermaßen bedient und „der Transporter“ dann die Nutzfahrzeug-Variante. Letzterer beginnt bei 23.035 Euro (zzgl. MwSt.).





Exterieur

Der neue T6 bleibt den Grundformen treu und bietet somit weiterhin maximal viel Platz im Innenraum, weil er eben nicht einer allzu modernen Designform folgt und dadurch Platz reduziert. Allerdings wurden natürlich die Leuchten nachgeschärft, um ein wenig mehr Dynamik zu verleihen. Die bisherigen Kunden wird es freuen, denn das sichert durchaus auch die Restwerte, die beim VW Transporter durchweg hoch sind. Seitlich gibt es seit dem Generationenwechsel eine Designlinie auf Höhe der Handgriffe, die geschickt in einer Linie in die Rille für die Schiebetür übergeht. Das Heck ist weiterhin quadratisch, praktisch gut und öffnet weit ausladend und so hoch, dass man mit 1,90 m Körpergröße noch darunter stehen kann (Pkw-Ladeklappe).

Das Generation Six Modell gibt es in unterschiedlichen Farbkontrasten, etwa wie hier gezeigt in Weiß/Rot, aber auch mit dem Farbkontrast in Blau, Grün, Gold oder Grau. Das Sondermodell 70 Jahre Bulli kommt ferner auch in Gelb zum Kontrast. Beide Sondermodelle sind mit 18 Zoll disc-Felgen verfügbar, also den Felgenkappen, die sich an den T1 anlehnen. Serie sind bei den Sondermodellen 17-Zoll-Alufelgen.

Interieur

Die gewohnt hohe Sitzposition wird mit neuen Sitzen untermauert. Gerade in der Top-Ausstattung Highline finden sich sehr bequeme Möglichkeiten, anzuraten ist die Alcantara-Kunstleder-Option, die wir auch hier zeigen. Farben: Schwarz oder Grau. In der Highline gibt es zudem einige Elemente in Hochglanz-Schwarz, die das Cockpit durchaus edel aussehen lassen. Im Modell 70 Jahre Bulli kommen die Sitze mit einem Retro-Stoff-Bezug.

Grundsätzlich fällt auf, dass der VW Multivan voll als Pkw durchgeht, so fühlt er sich eben an. Das liegt an der modernen Gestaltung, der Übersicht und der hochwertigen Verarbeitung. So finden wir zum Beispiel aufgeschäumtes Plastik und Stoff an den Innenseiten der Türen. Trotzdem bleib das typische Bulli-Gefühl durch die hohe Sitzposition und die kurze Motorhaube.

Die bequemsten Sitze im hinteren Fahrgastraum befinden sich in der hinteren Sitzreihe, sie haben ein weicheres Polster als die Einzelsitze, die man mittig montieren kann – auch entgegen der Fahrtrichtung. Trotzdem sind die Einzelsitze auch sehr bequem. Alle Sitze schneiden im Sitztest einen Tacken besser ab als noch im T5. Da die Sitze auf Schienen montiert sind, lassen sie sich vor- und zurückschieben und auch komplett entnehmen.

Für die Heckklappe gibt es neben der klassischen manuellen Lösung nun auch elektrische Möglichkeiten. Zum einen gibt es eine automatische Zuziehhilfe, die das letzte Stück des Schließvorgangs übernimmt. Zum anderen gibt es, natürlich für einen noch höheren Aufpreis, eine komplett elektrisch schließende Heckklappe, die auch über den Fahrzeugschlüssel bedient werden kann.

Das Generation Six Modell enthält noch weitere Extras im Paket, etwa die 3-Zonen-Klimaanlage „Air Care Climatronic“, Sitzheizung, Radiosystem „Composition Media“ (6,3″) und einige Assistenzsysteme wie den Front Assist (automatische Notbremsfunktion) und ACC (Adaptive Cruise Control).

Der Vergleich zum Multivan: Im Caravelle sind die Oberflächen der Sitze günstiger gestaltet und auf Robustheit ausgelegt. Kneift man in die Sitze hinein, merkt man auch, dass unterhalb des Sitzes eine einfachere Ausführung gewählt wurde. Die Innenseiten der Türen und das Armaturenbrett sind aus schwarzem Hartplastik, ebenso fehlen große Glanzelemente. Stattdessen finden wir direkt zugänglich Stauflächen. Für Infotainment und Lenkrad steht allerdings auch dieselbe Ausstattung wie beim Multivan zur Verfügung. Je nach Ausführung kann man sich einen kleinen Pkw-Kofferraum machen, eine größere Ladefläche oder doch einen kompletten Frachtraum.

Der Transporter für den gewerblichen Nutzen hat stets den kompletten Frachtraum, allerdings kann dieser auch individuell ausgestaltet werden. Die verwendeten Materialien im Cockpit sind noch günstiger und robuster. Der Ladeboden ist aus einem widerstandsfähigen Material. Von außen unterscheidet sich die Nfz-Version durch mehr Hartplastik am Stoßfänger, um Kratzer zu entschuldigen, und natürlich durch die fehlenden hinteren Scheiben an der Seite – wobei auch für den Transporter optional seitliche Scheiben verfügbar sind. Für den Kastenwagen gibt es zudem zwei symmetrisch öffnende Heckflügeltüren, damit man auch mit einem Gabelstapler einfach Paletten einladen kann. Außerdem gibt es neben dem Normdach auch ein Mittelhochdach und ein Hochdach (ausschließlich mit langem Radstand).

Motoren

Folgende Motoren kommen beim VW T6 zum Einsatz:

Diesel 2.0 TDI mit
– 84 PS (nicht im Multivan)
– 102 PS (nicht im Multivan)
– 150 PS
– 204 PS

Benziner 2.0 TSI mit
– 150 PS
– 204 PS

Geschaltet wird über ein manuelles 6-Gang-Getriebe oder über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe.

Fahrverhalten

Wir testen den 2.0 TDI mit 204 PS im Multivan. Das ist die Top-Motorisierung, und so fühlt sie sich auch an. Man muss das Gas eigentlich nie ganz durchdrücken, da macht sich der Diesel schon bemerkbar. Dieses unbemühte Fahren liefert noch mehr Komfort, weil der Motor stets leise bleibt, wenn er bei den niedrigeren Drehzahlen arbeitet. Das stärkt das Pkw-Gefühl im durchaus großen Fahrzeug. Zudem ist die Geräuschisolierung optimiert, und zusammen mit den neuen Sitzen ergibt sich ein angenehmes Reisegefühl. Die neue Lenkung reagiert spontaner und lässt sich so steuern wie bei einem Volkswagen-Pkw. Der Unterschied besteht eigentlich nur im längeren Radstand, so muss man dementsprechend bei Kurven etwas weiter ausholen, damit man mit der Hinterachse nichts mitnimmt. Ansonsten fühlt sich der neue Bulli eher „kleiner“ an, weil er eben vergleichsweise gut zu händeln ist.

Der Testverbrauch landet bei 8 l / 100 km.

Groß aufgerüstet hat Volkswagen Nutzfahrzeuge ferner auch beim Thema Assistenzsysteme, wenn auch nur optional oder eben enthalten in Ausstattungen wie dem Generation Six oder 70 Jahre Bulli. Die City-Notbremsfunktion gibt es leider nicht von Grund auf serienmäßig. Der hier dann enthaltene Front Assist führt die City-Notbremsfunktion bei Geschwindigkeiten unterhalb von 30 km/h im Zweifelsfall automatisch durch.

Bei der Fahrt kann man sich optional auch die Stimme verstärken lassen (voice amplifier), so wird die Stimme des Fahrers über die Boxen an die hinteren Passagiere weitergegeben. Diese Funktion ist praktisch über den zentralen Screen aufzurufen, sobald man die Lautstärke z.B. der Musik verstellt, erscheint rechts oben im Screen ein kleines Symbol, mit dem man die Funktion aktivieren kann. Wir haben allerdings festgestellt, dass diese auf höherer Lautstärke stehen sollte, und dann ist diese Funktion auch sehr hilfreich, gerade bei Autobahnfahrten.

Abmessungen

Länge: 4,90 m
Radstand: 3,00 m
Breite: 1,90 m
Höhe: 1,95 m

Fazit: Der VW Multivan ist die Messlatte im Personen-Transporter-Segment. Der Look ist gerade bei den beiden Sondermodellen charakteristisch, die Technik dagegen modern und die Verarbeitung deutlich hochwertiger als bei der Konkurrenz. Mithalten kann da nur die Mercedes V-Klasse, wobei der T6 gerade im Retro-Look mehr Charme versprüht. Damit teure Einbauten aus dem T5 in den T6 übernommen werden können und damit die bestehenden Kunden nicht verschreckt werden, ist die neue Bulli-Generation zwar eher eine Evolution denn eine Revolution. Man kann durchaus verstehen, dass man das Grundkonzept nicht in Frage gestellt hat. Selten waren zwei Generationen des Bulli vielleicht so nah aneinander dran. Dennoch haben wir im Detail viele neue Verbesserungen festgestellt, die Transporter und Multivan noch vielseitiger, alltagstauglicher und komfortabler machen. Die hier gezeigte Kombination ist sicherlich ein absoluter Traum für alle, die häufig und gerne lange Reisen und insbesondere mit Familie oder einfach mit vielen Personen unterwegs sind. Nur in einem Punkt tut es weh: Mit Extras kommt das hier gezeigte Fahrzeug auf 80.000 Euro.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel