VW Beetle alt & neu mit Cabrio-Test auf der Sunshine Tour

In Deutschland wird der VW Beetle nur noch als Cabriolet verkauft, während die Produktion des Coupés in Mexiko weiterläuft. Drei Viertel der Beetle-Kunden hierzulande hatten sich jüngst für die offene Variante entschieden, und so entschlackt Volkswagen das Modellprogramm. Für die Beetle Sunshine Tour, dem weltweit größten Treffen der New Beetle Fans, ist ein Cabriolet ohnehin die bessere Wahl. So werfen wir einen Blick auf das ikonische VW Beetle Cabrio und stellen es in eine Reihe mit dem New Beetle von 98 und dem Original-Käfer. Von Thomas Majchrzak

Bei 23.100 Euro geht der Beetle-Spaß los. Durch die charakteristische Form ist der Beetle ein Auto, das viel Tradition und Kult trägt, aber trotzdem als modernes Auto daherkommt. Mit der größten Motorisierung und der höchsten Ausstattung kann man ein Beetle Cabrio bis knapp unter die 40.000 Euro Grenze schieben. Trotzdem bleibt es unter den günstigsten Cabriolets auf dem Markt – und es gab in jüngster Zeit immer wieder attraktive Angebote, gerade auch beim Leasing.

Auf der Beetle Sunshine Tour kamen auch 2017 wieder mehrere hundert Beetle-Fans zusammen, um gegenseitig die Lieblinge zu begutachten. Dazu gehörte auch eine Sternfahrt, die dann auf der Festwiese in Travemünde endetet – Strandflair inklusive.




Exterieur

In 2017 feiert der Ur-Käfer 80-jähriges Bestehen, wenn man auf die 30 Prototypen schaut, die in diesem Jahr gebaut wurden. Der allererste Prototyp, der von NSU gebaut wurde, reicht sogar bis 1934 zurück. In Serienproduktion ging der Käfer allerdigns erst nach dem Krieg, und mit 21,5 Millionen Fahrzeugen zählt er zu den meistverkauften Autos aller Zeiten. Bis 2003 wurde er sogar noch in Mexiko gebaut, in der ursprünglichen Fassung mit nur wenigen Änderungen. Im Design ist der Käfer bis heute ein Meisterwerk, die fließenden Formen aus der Feder von Ferdinand Porsche erinnern noch heute an alle folgenden Porsche-Modelle. Wir zeigen hier einmal einen Eis-Blauen Käfer von 1984 und ein VW Käfer Cabriolet 1302 von 1972. Mit 4,07 m ist der Ur-Käfer so lang wie ein heutiger VW Polo.

Der New Beetle, der 1998 auf den Markt kam, zitiert die ikonischen Formen und ist für ein günstiges Auto vergleichsweise mutig und dramatisch gezeichnet. Ein Grund, wieso auch das neue Modell eine so große Fanbase hat. Insbesondere das Heck zeigt dieselbe abfallende Form. Der hier gezeigte VW New Beetle ist tatsächlich von 1998 und auch ein Einzelstück mit Safari-Leoparden-Muster. Die Länge ist mit 4,12 m gut 15 cm kürzer als beim aktuellen Modell.

Beim aktuellen Beetle (4,27 m) erkennt man natürlich die traditionellen Linien des Ur-Käfers. Runde Front- und Heckleuchten wie auch ein rund gehaltenes Dach lassen einen an den Klassiker aus dem vergangenen Jahrhundert erinnern. Das weniger aggressiv wirkende Äußere lässt das Fahrzeug vertraulich und familiär wirken.

Halogen-Scheinwerfer und 16-Zoll-Stahlfelgen sind Standard. Doch man kann z.B. auch die sportliche R-Line wählen, die dann 17-Zoll-Alufelgen trägt. Für gut 50 Euro kann man sich übrigens „Beetle“, „Käfer“ oder auch „Volkswagen“ im Retro-Stil auf die Kofferraumklappe montieren lassen. Insgesamt erregt der VW Beetle viel Aufmerksamkeit und erntet Sympathien.

Interieur

Der historische Käfer ist in der Bedienung echte Handarbeit. Instrumente, ggf. ein Radio, weich gepolsterte Sitze und eine für große Personen gewöhnungsbedürftige Sitzposition. So ist man damals bis nach Italien gefahren. In pucto Kopfraum gibt es übrigens keine Probleme, da könnten vorne selbst Hünen sitzen. Allerdings wird es mit den Knien am Lenkrad knapp.

Der New Beetle versprüht den Charme eines günstigen Volkswagen der 90er, er riecht sogar genau so wie ein VW Lupo aus dieser Zeit, vermutlich weil ähnliche Kunststoff-Materialien verbaut wurden. Im Stil ist der New Beetle erstaunlich stringent: Denn er zeigt überall runde Formen und wenig Schnickschnack. Typisch ist das sehr weit ausladende Armaturenbrett, das einerseits Fahrer- und Beifahrer gefühlt etwas von der Straße abkoppelt, andererseits ein geräumiges Reisegefühl bereitet.

Der äußerliche Charme mit den runden Elementen wurde auch noch beim aktuellen Beetle ins Interieur übernommen, so sind z.B. die Instrumente auffällig rund gehalten. Generell ist der Innenraum sehr übersichtlich und die verwendeten Materialien wurden ordentlich verarbeitet. Man merkt zwar, dass hier nicht die neueste VW-Technik verwendet wurde, aber man kann nicht sagen, dass einem auffällt, dass dieser VW in Mexiko gebaut wurde und nicht in Deutschland.

Um für mehr Farbe zu sorgen, kann man sich auf Wunsch die Dekor-Teile in Weiß, Orange, Blau, Gelb oder Rot bestellen – am besten jeweils passend zur Exterieur-Farbe. Das Lenkrad ist extrem dünn, was einen Retro-Stil erzeugt, optisch wie haptisch. Des Weiteren sind die Sitze von Haus aus mit Stoff überzogen, optional gibt es z.B. R-Line-Sitze mit Stoff und Innenwangen aus Mikrofaser sowie Kontrastnähten. Der Komfort ist für einen Kompaktwagen völlig in Ordnung. Platz ist auch ausreichend für größere Menschen.

Das optional verfügbare Infotainmentsystem ist wie gewohnt zuverlässig und punktet durch verschiedene Bedienmöglichkeiten, so kann man es via Touch oder über Knöpfe bedienen. Auch die Smartphone-Schnittstelle App-Connect ist verfügbar. Weitere gelbe Ziernähte geben dem Interieur noch ein wenig mehr Struktur. Nach unten öffnet das Handschuhfach, das Fach, das nach oben öffnet, nennt man Käferfach – ein nettes Detail.

Klimaanlage, Nebelscheinwerfer und das Abbiegelicht sind optional, genau wie Berganfahrhilfe, ParkPilot, eine Rückfahrkamera und der „Blind Spot Warner“ mit Ausparkassistenten, der den Fahrer optisch vor einer Gefahr beim Spurwechsel oder Abbiegen warnt. Die optional erhältliche Diebstahlwarnanlage Plus beinhaltet eine Innenraumüberwachung und Safe-Sicherung. Als weitere Funktionen gibt es Keyless Entry, Sprachbedienung und ein Fender Soundsystem, welches durchaus einen soliden Eindruck hinterlassen hat. Im Rahmen des Comfort-Pakets gibt es auch das Climatronic-System. Wir hätten uns noch Möglichkeiten wie die City-Notbremsfunktion oder eine Adaptive Cruise Control zumindest optional gewünscht.

Im Fond verbleiben lediglich Notsitze, Erwachsene können dort nicht wirklich sitzen. Aufgrund der geringen Länge von 4,29 m und dem stark abgerundeten Fahrzeugheck ist der Kofferraum nicht allzu geräumig. Laut Volkswagen sollen hier 225 Liter Platz finden. Der mehrwöchige Urlaub kann damit nicht in Angriff genommen werden, jedoch ist dieser Platz für den Wocheneinkauf und eine Wochenendreise noch gerade so ausreichend, wenn man die Rücksitze dann mit benutzt, etwa für eine Reisetasche. Ferner gibt es die Möglichkeit, die Rücksitze umzuklappen. Das Windschott ist clever in der Kofferraumdecke verstaut, wenn man es demontiert. Etwas unpraktisch ist die manuelle Persenning, die man im Kofferraum verstauen muss und jeweils montiert. Lohnt sich das wirklich? Nun, sie reduziert noch etwas die Windgeräusche, aber dafür ist man weniger flexibel, wenn man das Dach doch einmal schließen möchte.

Motoren

Benziner:
1.2 TSI, 105 PS, 5,5 l/10 km, ab 23.100 Euro (6-Gang oder 7-Gang DSG)
1.4 TSI, 150 PS, 5,7 l/100 km, ab 26.800 Euro (6-Gang oder 7-Gang DSG)
2.0 TSI, 220 PS, 6,8 l/100 km, ab 32.600 Euro (6-Gang oder 6-Gang DSG)
6,7 Sek. 0-100 km/h

Der 2.0 TSI ist der Kombination mit der R-Line oder dem Dune vorbehalten.

Diesel:
2.0 TDI, 110 PS, 4,4 l/100 km, 25.800 Euro (5-Gang oder 7-Gang DSG)
2.0 TDI, 150 PS, 4,8 l/100 km, ab 29.500 Euro (6-Gang oder 7-Gang DSG)

Die Verbrauchsangaben wurden vom Hersteller im kombinierten Zustand ermittelt, für realistische Werte sollte man zumindest beim Benziner zwei bis drei Liter auf die Angaben addieren.

Fahrverhalten

Zunächst zum Ursprungs-Käfer: Wir fahren das 1302 Cabrio von 1972. Wer eine große Schuhgröße hat, bekommt schon etwas Platzprobleme beim Einkuppeln. Dann muss man die Gänge etwas suchen, gerade der Rückwärtsgang ist nur schwer einzulegen. Bei der Lenkung ist Handarbeit gefragt, denn hier ist nichts elektronisch unterstützt. Der knatternde Sound sorgt allerdings direkt für ein Lächeln, gepaart mit der weichen Federung wackelt man dann so vor sich hin. Das macht den Charme eben aus. Ein Druck aufs Bremspedal, und kaum etwas passiert – das ist wohl der größte Unterschied zu den aktuellen Fahrzeugen.

Der New Beetle von 1998 ist durchweg ein modernes Auto, wobei man zum aktuellen Modell viele Unterschiede feststellt: So ist das Fahrwerk unruhiger, man kann den New Beetle nicht so agil fahren wie das aktuelle Modell. Die Lenkung ist nicht sehr direkt und bei höheren Geschwindkeiten klappert es z.B. vom Armaturenbrett oder von den Innenseiten der Türen. Beetle-Fans stört das nicht, denn wer ein Auto mit so viel Charakter haben möchte und auf den Grundkomfort moderner Elektronik nicht verzichten möchte, der bekommt kein Auto so günstig wie einen New Beetle.

Und nun zum aktuellen Modell: Maximal 220 PS hier in der Kompaktklasse, das ist schon kräftig, um es gleich vorweg zu nehmen, reicht ein 150 PS starker Motor für den Beetle durchaus aus. Natürlich macht es mehr Spaß mit dem stärkeren Motor zu fahren, doch hierbei sollte man differenzieren, ob sich der Aufpreis von mehr als 5.000 Euro aus der Basisvariante rentiert. Wenn man das Geld investiert, dann erhält man einen Motor, der auch im sechsten Gang auf der Autobahn noch leicht von 100 auf 130 km/h beschleunigen kann. In der Stadt gibt sich der 2.0 TSI spritzig. Der Verbrauch landet zwischen 6,5 (Autobahn Tempomat) und 9 l / 100 km (nur Stadtverkehr), je nach Fahrweise und Einsatzzweck. Unser Mittelwert: 8 l / 100 km. Zu dem agilen Fahrgefühl verhilft auch die leichtgängige Lenkung. Insgesamt ist der VW Beetle leichtfüßig und spaßig zu fahren. Retro-Fun in einem modernen Auto. Das Fahrwerk ist etwas schlechter als die top-modernen VW-Dämpfervarianten, aber immer noch ordentlich und gut.

Im Cabriolet hat man die hinteren Sitze in der Regel mit dem großen Windschott bedeckt. Dieses leistet ordentliche Dienste, so dass man 100 km/h locker auf der Autobahn offen fahren kann. In puncto Windgeräusche hilft es, wenn man die Persenning aufzieht, die glattere Oberfläche reduziert den Windwiderstand und auch die Störgeräusche. Schade, dass man keine Verdeck-Konstruktion finden konnte, bei der das nervige Montieren entfällt. In der Praxis werden die meisten wohl ohne die Abdeckung fahren, damit man immer flexibel das Verdeck auf und zu machen kann – übrigens auch bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h.

Ferner testen wir diesmal den 2.0 TDI mit 110 PS, der Spar-Motor, was den Verbrauch angeht. Tatsächlich bringen wir diesen mit Handschalter auf knapp unter 5 l / 100 km – wobei man sich trotzdem fragen muss, ob für Größe und Gewicht des Autos ein Diesel wirklich notwendig ist. Für die Stadt reichen die kleineren Motorisierungen aus, auf der Autobahn offenbart sich dann schneller der Unterschied.

Abmessungen

Länge: 4,29 m
Breite: 2,02 m
Höhe: 1,50 m und max. 1,97 m beim Ein- oder Ausfahren des Dachs
Radstand: 2,54 m
Leergewicht: 1.274 – 1.505 kg

Fazit: Das VW Beetle Cabriolet bietet ein Gefühl von Retro und Oldtimer, kommt aber gleichzeitig mit moderner Technik und Infotainment. Die Bauform ist natürlich wenig praktisch, es bleibt kaum Stauraum und auch die Verdecklösung ist suboptimal. Dafür gibt es kaum andere Neuwagen mit so viel Charme. In der neuen Beetle-Generation oder als Crossover ist der Beetle auch in der Käuferschicht universeller. Die Qualität stimmt und das agile Fahrverhalten ebenfalls. Und selbst wenn die Top-Modelle im Preis deutlich höherer liegen, gibt es insgesamt gesehen kaum günstigere Fun-Cabrios auf dem Markt. Der New Beetle von 1998 kam in der Form noch stärker an das Urmodell heran, mit den auch hinten runden Scheinwerfern sah er zudem niedlicher aus. Allerdings hatte diese Generation auch häufiger Qualitätsprobleme, die für das aktuelle Modell gelöst sind. Der Ur-Käfer schießlich hat keineswegs an Charakter verloren, beim Fahren sollte man natürlich daran denken, dass Lenkung, Bremsen und Leistung nicht so zeitlos sind wie das Design.

Autogefühl: ****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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