Am Rande der 2. Sauerland Klassik durften wir ein besonders knuffiges Gefährt bewegen: den Seat 600 D mit einem dazu passend designten Anhänger. Von Thomas Majchrzak
Von 1924 bis 1989 und das über alle Marken hinweg – das über 100 Autos starke Teilnehmerfeld könnte nicht durchmischter sein. Und für viele Hingucker sorgte der kleine Spanier. Zur Geschichte des Seat 600 D: 1955 kam der Fiat 600 als größerer Bruder des Fiat 500 auf den Markt. Ab 1957 brachte Seat dieses Fahrzeug im Zuge eines badge engineerings als Seat 600 heraus. Der Seat 600 D kam schließlich 1963 als Nachfolger, mit einigen Verbesserungen und stärkerem Motor. Gut 800.000 Seat 600 wurden verkauft, die Hälfte davon als 600 D.
Exterieur
Charakteristisch für den Seat 600 D ist das pummelige Design, das sich an den Fiat 600 anlehnt. Die runden Scheinwerfer werden von der vorderen Schulter betont. Mit einer Länge von 3,32 m erinnert der Seat 600 D heutzutage eher an einen Smart, wobei das besondere Merkmal die hinten angeschlagenen Türen sind. 12-Zoll-Felgen zieren die kleinen Ballon-Reifen.
Interieur
Ein kleines dünnes Lenkrad, Tachometer, Blinker, ein Schalter für die Scheibenwischer, Gangschaltung, Handbremse. Das war’s. Mehr brauchte man damals auch nicht. Die Kord-Sitze sind zwar klein, dafür aber gar nicht so unbequem. Und selbst als großer Mensch passt man hinein, schließlich ist der Einstieg durch die Suicide-Doors auch denkbar einfach. Nur mit der Sicht nach vorne, das ist nicht ganz so einfach dann bei der kleinen Windschutzscheibe. Hinten kann man als Erwachsener dagegen kaum sitzen, gezwängt ja, aber nicht für längere Strecken. Da im Innenraum trotzdem durchaus auch mal eine ganze Familie Platz nahm, blieb kaum Raum fürs Gepäck. Daher wurde der Seat 600 D mit zwei beliebten Zubehörteilen angeboten: einem Dachgepäckträger und einem Anhänger namens Cosval, der 250 kg fassen konnte. Der heutige Anhänger ist ein Nachbau.
Motoren
Im Seat 600 D wurde der Hubraum von 633 auf 767 Kubikmeter erhöht, mit seinen 25 PS kommt der 600 D auf max. 110 km/h. Der Motor befindet sich längs im Heck.
Fahrverhalten
Das kleine Auto ist natürlich einerseits wendig, die manuellen Erfordernisse der Kraft am Lenkrad schränken diese Agilität natürlich dann wieder ein. Allerdings ist es hier im Seat 600 D nicht allzu schwierig, zu manövrieren, denn das Auto ist nicht gerade schwer und die kleinen Reifen lassen sich ganz gut über den Asphalt drehen. Das Fahrwerk ist erstaunlich komfortabel, wobei man auch generell nie allzu schnell fährt. Denn gerade bergauf hat der 600 D natürlich etwas zu kämpfen. Dabei könnte es mit dem Heckantrieb durchaus sportlich zugehen. Vielmehr nutzt man den kleinen Charakter aber dazu, gemütlich zu cruisen. Größte Einschränkung bei einem historischen Fahrzeug sind letztlich immer die Bremsen, hier merkt man immer den größten Unterschied zu modernen Fahrzeugen. Geschaltet wird über ein 4-Gang-Getriebe, das erstaunlich einfach und wenig hakelig läuft. Da ist es schon schwieriger, z.B. eine Ente zu schalten.
Abmessungen
Länge: 3,32 m
Breite: 1,38 m
Höhe: 1,35 m
Radstand: 2,00 m
Leergewicht: 580 kg
Fazit: Der Seat 600 D hat viel Charakter und begeistert mit seinem freundlichen Exterieur und dem Beige-Stil der 60er Jahre. Für die Spanier hat er eine große Bedeutung, weil es sozusagen das „Volksauto“ war wie in Deutschland der Käfer oder wie der Fiat 500 in Italien. Die Fahrt macht Laune, Power hat der Kleine natürlich kaum, aber er wiegt auch wenig und ist daher für ein historisches Fahrzeug auch vergleichsweise einfach zu fahren. Und er sorgt an jeder Ecke für freundliche Gesichter.
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Holger Majchrzak