Neuer Seat Ibiza FR Diesel Fahrbericht 1.6 TDI

Den neuen Seat Ibiza sind wir schon mit verschiedenen Benzinern gefahren, jetzt testen wir für alle Diesel-Käufer auch den 1.6 TDI – mit DSG und mit Handschaltung, jeweils als sportlicher trim Seat Ibiza FR. Von Thomas Majchrzak

Der neue Seat Ibiza war jüngst das erste Fahrzeug im Volkswagen-Konzern, das auf der neuen MQB A0 Plattform steht, was ihn unter anderem 30 Prozent verwindungssteifer als seine Vorgänger macht. Viele weitere Fahrzeuge folgen auf dieser Plattform, etwa das vom Ibiza abgeleitete kleine SUV Seat Arona. Wie schon andere Hersteller verzichtet Seat nun auf die dreitürige Variante und auch auf den Kombi, den neuen Seat Ibiza gibt es also nur als Fünftürer. Eine wirtschaftliche Entscheidung, die sich aber auch nach der bisherigen Nachfrage richtet. Als Alternative zum Kombi könnte sich der Seat Arona anbieten, der als kleines SUV dann ebenfalls eine kombiartige Heck-Öffnung hat. Was allerdings viel interessanter beim Ibiza ist: Der neue Fünftürer hat so viel Platz zu bieten, dass die anderen Versionen in der Tat gar nicht mehr so wichtig sind.





Exterieur

Desire-Rot war die erste Launch-Farbe, die weiteren fröhlichen Farben heißen Mystery-Blau, Pirineos-Grau, Uni-Weiß, Midnight-Schwarz und ein Mediterran-Blau, das etwas dunkler ist als das wunderbar auffällige Mystery-Blau. Auch das Desire-Red ist sehr ausdrucksstark, gerade in der Verbindung zur sportlichen FR-Linie. Und genau das zeigen wir hier auch, Seat Ibiza FR in Mystery Blue und Desire Red.

Von vorne betrachtet sieht der Ibiza nun wie ein kleiner, potenter Sportwagen aus. Zwei Designlinien auf der Haube und die schräg zulaufenden Kotflügel machen ihn ausgesprochen dynamisch. Die schmalen dreieckigen Augen verleihen ihm Aggressivität, wie ein Raubtier vor dem Sprung auf die Beute. Der Kühlergrill ist flach und breit gezogen und reicht bis an die Scheinwerfer heran. Standard sind die Scheinwerfer mit Halogen bestückt, optional steht Voll-LED zur Verfügung, wie auch hier zu sehen. Zweifellos der ausdrucksstärkste Ibiza, der bisher modelliert wurde.

An der Seite sind die bislang etwas unmotivierten Designlinien verschwunden, stattdessen gibt es nun eine dominante Linie von der Spitze fast bis zum Heck. Wie beim Seat Leon ist die Designlinie unterbrochen und wird vom Heck aus wieder an einer anderen Stelle aufgegriffen. Das streckt das Auto optisch und kommt dem 4,05 m langen Gefährt zu Gute. Interessant ist dabei, dass der Seat Ibiza nicht gewachsen ist, er ist sogar minimal kürzer geworden. Das Heck ist durch die optische Wiederholung der dreieckigen Scheinwerfer in den Rückleuchten aufgewertet worden.

Style und Xcellence erhalten serienmäßig 15-Zoll-Felgen, optional dann 16″ oder 17″ bis hoch zu 18-Zoll-Felgen, letztere sind hier montiert.

Interieur

Die gute Design-Arbeit setzt sich im Innenraum fort. Da hat alles Hand und Fuß, ist elegant und funktional, der Höhepunkt ist der grundsätzlich optionale 8 Zoll Touchscreen, den man auch in deutlich teureren Autos nicht praktischer und schöner findet. Serie ist dieser für die Top-Ausstattungen Xcellence und FR.

Hartplastik wird an den Innenseiten der Türen verwendet und am Armaturenbrett, ansonsten finden wir clevere Material-Lösungen, gerade bei den Sitzen. Die Standard-Stoffsitze bieten den besten Klimakomfort, da sie eine strukturierte Oberfläche besitzen. Man kann sie auch in einer hellen Version erhalten, die einen Kontrast zu den knalligen Farben liefert. Ferner ist ein sportlicher Stoffsitz erhältlich. Dieser kommt direkt mit dem FR und hat dann Stoff auf den Innenseiten, optional gibt es den Alcantara-Sport-Sitz, bei dem dann wie man hier sieht die Innenseiten mit Alcantara bezogen sind. Die Außenwangen sind aus Kunstleder, so dass sich insgesamt ein sportliches, bequemes wie nachhaltiges Produkt ergibt. So soll es sein. Stoff hat zwar im Klimakomfort noch bessere Eigenschaften als Alcantara, allerdings ergibt sich mit den Alcantara-Sportsitzen ein noch hochwertigeres Gefühl. Die Sport-Sitzform an sich ist zudem etwas breiter und daher entsteht vom Platz her der Eindruck, als würde man in einem Kompaktklasse-Fahrzeug sitzen.

Der größte Pluspunkt der neuen Seat Ibiza Generation ist der Zugewinn an Platz. Die Sitzposition vorne wurde leicht abgeändert, so dass man die Beine besser ausstrecken kann. Als großer Fahrer fühlt man sich sofort deutlich wohler als im Vorgänger. Auf der Rückbank bleibt für zwei größere Erwachsene Platz, sowohl in puncto Beinfreiheit als auch bei der Kopffreiheit. Der neue Ibiza bietet somit nun mehr Platz als viele Kompakt-Wagen ein Segment darüber. Dasselbe gilt für den Kofferraum. Auch hier macht der Seat Ibiza dem bisherigen „Platz“-Hirschen in diesem Segment, dem Skoda Fabia, nun Konkurrenz.

War es bisher sehr überschaubar was es an Fahrer-Assistenzsystemen gibt, ist nun optional einiges aufzurüsten. Das Umfeld-Beobachtungssystem Front-Assist mit Notbremsfunktion, also eine Fußgängererkennung im Wesentlichen, eine Müdigkeits-Erkennung, Parksensoren vorne und hinten, eine verbesserte Rückfahrkamera, eine automatische Distanzregelung. Nicht verkehrt, dass solche Systeme nun auch in Kleinwagen erhältlich sind. Löblich: Der Front Assist kommt serienmäßig.

Motoren

1.0 MPI Dreizylinder-Sauger mit 75 PS
1.0 EcoTSI Dreizylinder-Turbo mit 95 oder 115 PS
1.5 TSI Vierzylinder-Turbo mit 150 PS (später auch mit DSG)

1.6 Liter Diesel mit 80, 95 oder 115 PS
Die NOx-Klärung erfolgt jeweils per SCR-Katalysator, man füllt also auch AdBlue ein.
Während die 80 PS Variante nur mit 5-Gang-Schaltgetriebe verfügbar ist, hat man beim 95er die Wahl zwischen 5-Gang manuell und 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG), beim Top-Diesel mit 115 PS kommt ein 6-Gang-Schaltgetriebe.

1.0 TGI (Erdgasvariante) mit 90 PS

Fahrverhalten

Grundsätzlich vermittelt der neue Seat Ibiza ein deutlich souveräneres und ruhigeres Fahrverhalten als zuvor. Das liegt an der neuen Plattform mit dem längeren Radstand. Die Sitzposition ist recht sportlich, wobei eine gute Übersicht noch absolut gegeben ist. Das liegt unter anderem daran, dass die Fahrzeug-Säulen nicht allzu dick geraten sind. Die Sportlichkeit wird auch durch die direkt ansprechende Lenkung unterstützt. Somit macht der Seat Ibiza richtig viel Spaß beim Fahren.

Zunächst zum Vergleich die bislang getesteten Benziner:

Der neue 1.5 l Evo kommt aus dem VW Golf, ist für den Ibiza also ein sehr kräftiger Motor. Die Zylinder-Abschaltung hilft dabei, beim „Rollen“ Sprit zu sparen. Mit 7,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h ist man mit diesem Motor auch fix unterwegs. So weit ist man damit auch gar nicht vom Cupra der Vorgänger-Generation entfernt (6,7 Sek.) Der Hubraum sorgt auch dafür, dass man diesen Motor im Ibiza sehr schaltfaul fahren kann, in der Stadt kann man z.B. fast die ganze Zeit im zweiten Gang bleiben, wenn man nicht schalten möchte. Das Doppelkupplungsgetriebe kann man später auch optional wählen, wobei das den Preis für den Kleinwagen natürlich weiter nach oben treibt. Der Durchschnittsverbrauch bei normaler Fahrweise pendelt sich bei gut 6 l / 100 km ein.

Ebenfalls getestet haben wir bereits den 1.0 l TSI mit 95 oder 115 PS. Den PS-Unterschied merkt man kaum, er ist zwar leicht spürbar, aber sollte nicht Mittelpunkt der Kaufentscheidung sein. In jedem Fall stellt der 1.0-Liter-Dreizylinder eine ausreichende Wahl für den Ibiza dar. Auch aus dem unteren Drehzahlbereich kann man noch Leistung entfalten, zudem ist der Motor bei geringer Last sehr leise. Trotzdem muss er etwas mehr schaffen als der 1.5 l Evo, und so pendelt sich der Verbrauch sogar etwas höher ein bei gut 6,5 l / 100km.

Nun testen wir den 1.6 l TDI. Wir starten mit der Konfiguration 95 PS und DSG, was sehr komfortabel ist. Das DSG schaltet die Gänge unmerklich durch, das entspannt im Alltag. Der 95 PS Diesel ist auch mehr als kräftig genug, schließlich muss er nur knapp 1.100 kg bewegen. Als Durchschnittsverbrauch erzielen wir knapp 5 l / 100 km.

Der 115 PS Diesel gibt noch ein wenig mehr Durchzug, ist dafür aber auch nur als Handschalter zu haben. Auch er besticht mit einer Laufruhe wie man es sonst nur aus einem größeren Triebwerk kennt. Ein kleiner Nachteil der Diesel ist, dass man von 0 aus etwas mehr Gas geben muss, damit der Motor kommt, da ist der Benziner etwas spritziger. Aber nach dem ersten Anfahr-Moment sind die Diesel leistungsmäßig klar im Vorteil, wenn man einen Benzin-Motor mit derselben PS-Zahl dagegen hält. Mit der 115 PS und Handschaltung Konfiguration verbrauchen wir ähnlich viel, man kann auch gut unter 5 l / 100 km bleiben.

Ein weiterer Unterschied Benziner/Diesel ist ferner, dass die Verbräuche beim Benziner stärker auseinander klaffen, je nachdem, wie man fährt. Beim Diesel bleiben wir immer im Fenster zwischen 4 und 6 Liter, egal, wie wir fahren. Da ist der Diesel konstanter. Nachteil ist dagegen, dass die Diesel einen höheren Einsteigspreis haben.

Auf der Autobahn profitiert der Seat Ibiza grundsätzlich durch die Plattform-Änderung, die einen niedrigeren Schwerpunkt garantiert. So fühlt sich der neue Seat Ibiza ähnlich an wie der größere Seat Leon. Die Sportsitze bieten guten Seitenhalt und haben durch das größere Raumangebot und die neue Sitzgeometrie an Komfort gewonnen, gerade auf Langstrecken.

In puncto Fahrwerk bietet der Seat Ibiza einen guten Fahrkomfort, der auch direkt sportlich wirkt. Optional ist die dynamische Fahrwerksregelung DCC erhältlich, die im Sport-Modus deutlich straffer wird – für die schnellere Gangart. Bodenwellen werden dann allerdings deutlich spürbarer. Der Seat Ibiza FR kommt dabei direkt mit einem sportlicheren Setup, das aber voll alltagstauglich ist und keine Komforteinbußen mit sich bringt.

Abmessungen

Länge: 4,05 m
Breite: 1,78 m
Höhe: 1,44 m
Radstand: 2,56 m
Leergewicht: 1.091 – 1.140 kg

Fazit: Der neue Seat Ibiza ist in erster Linie nun ein Raumwunder und bietet als Kleinwagen mehr Platz als manche Kompaktwagen. Größere Menschen fühlen sich in der neuen Generation deutlich wohler. Zudem ist das Exterieur sportlich, die Farben sind attraktiv und das Interieur kann man sich in puncto Sitze und Zierblenden individualisieren. Gerade mit den Sportsitzen fühlt man sich so wie in einem größeren Fahrzeug. Der Seat Ibiza zählt damit zu den attraktivsten Angeboten im Segment. Mit dem Platzangebot in der neuen Plattform und den neuen Motoren fährt sich der neue Seat Ibiza eher wie ein Kompaktwagen, bleibt aber in der Länge bei den Kleinwagen, lässt also die Grenzen zwischen den Segmenten kunstvoll verschwimmen. Der 1.6 l Diesel ist die Wahl für Langstrecken-Fahrer, die noch etwas mehr Sprit sparen, aber dabei nicht auf einen kräftigen Anzug verzichten möchten.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Thomas Blachetzki