BMW X2 Fahrbericht F39

Der kompakte SUV BMW X1 bekommt nun einen sportlichen Coupé-Bruder, den BMW X2. Wir sind den neuen gefahren und wollten auch herausfinden, inwiefern er sich vom X1 abzeichnet. Von Thomas Majchrzak





Während der BMW X1 bei gut 32.000 Euro losgeht, beginnt ein BMW X2 etwa 2.500 Euro darüber, wenn man dieselbe Motorisierung zugrunde legt.

Exterieur

In der Front erhält man Halogen-Scheinwerfer als Standard oder optional Voll-LED-Leuchten. Die BMW Doppelniere zeigt beim X2 eine außergewöhnliche Trapezform, sozusagen „verkehrt“ herum bzw. genau anders als gewohnt. Damit erregt er ein wenig mehr Aufsehen. Außerdem zeigt der X2 im unteren Bereich große Lufteinlässe. Der BMW X2 bringt auch neue Außenfarben, wie Galvanic Gold (hier zu sehen), Sunset Orange oder Misano Blue. Im Seitenprofil zeigen die Radhäuser eine kantige Form und umgeben Reifen von 17 bis 20 Zoll. In den Ausstattungspaketen M Sport und M Sport X bekommt man direkt 19 Zoll. Basis sind die Radläufe in schwarzem Plastik gehalten wie von einem SUV/Crossover gewohnt. Bei M Sport sind diese Schützer in Wagenfarbe gehalten, bei M Sport X in Matt-Grau. Die Fensterlinie ist sehr schmal, so entsteht ein Coupé-Stil an der C-Säule. Am Heck gibt es für das M Sport Modell einen zusätzlichen Spoiler. Die LED-Rückleuchten sind horizontal gehalten, um dem Auto einen breiteren Eindruck zu geben. Besonders ist übrigens auch, dass beim BMW X2 das BMW-Logo auf jeder Fahrzeugseite einmal zu sehen ist. Vorne, hinten, seitlich hinten auf jeder Seite, vier Felgen, so ergeben sich insgesamt 8 BMW-Logos.

Interieur

Im Interieur erkennen wir viel Ähnlichkeit mit dem X1, allerdings finden sich mehr sportliche Elemente im Innenraum. Grundsätzlich ist das Interieur eher klassisch, dominierend ist die horizontale Spange entlang des Armaturenbretts, wie von anderen BMW-Modellen gewohnt thront darüber der große Breitbildformat-Screen. Die darunter liegenden Bedienelemente sind in einer Trapezform eingefasst. Das gesamte Interieur macht einen sehr hochwertigen Eindruck, lediglich die Klimaeinheit ist etwas lieblos geraten, etwa mit den Weichgummi-Umrandungen der Temperatur-Knöpfe.

Für den BMW X2 gibt es neben den Basis-Stoffsitzen sehr attraktive Sportsitze mit einer Mischung aus Stoff und Alcantara als Oberfläche, die Mittelkonsole wird in Sensatec-Kunstleder verpackt. Gut gemacht, hier auch zu sehen im M Sport X Paket mit Kontrastnähten in Gelb. Bei M Sport ohne X sind die Kontrastnähte der Sportsitze blau. Die Sportsitze bieten grundsätzlich mehr Seitenhalt. Die Basis-Sitze sehen übrigens auch gut aus, sind etwas offener und kommen mit Stoffbezug. In der Tat sieht dieses Interieur wirklich klasse aus und wagt mehr Design und Farben. Das Design- und Materialschema wird übrigens auch auf die Rückbank übertragen. Was die Konnektivität angeht, stehen Bluetooth-Verbindung und Apple Carplay (sogar Wireless) zur Verfügung.

Die Ausstattungsniveaus teilen sich auf in Basis, M Sport und M Sport X. Der M Sport X verbindet sportliche Merkmale mit einem Offroad-Look verbinden, das außergewöhnlichste Modell. Grundsätzlich kann man Exterieur und Interieur Pakete frei kombinieren bzw. auch vorausgewählte Optionen abwählen.

Was sind die Nachteile des BMW X2? Nun, er bietet etwas weniger Kopffreiheit für die hinteren Passagiere als der X1, das liegt am sportlichen Styling. Aber trotzdem ist der Kopfraum, zumindest wenn man auf das Panoramadach verzichtet, mehr als ausreichend. Selbst über 1,90 m Körpergröße passt vorne und hinten noch. Ein Nachteil gegenüber dem X1: Dort kann man die Rückbank vom Kofferraum aus mit Hebeln umklappen und auch die komplette Sitzbank der Länge nach vorne und hinten verschieben. Das fehlt hier. Trotzdem gibt es auch im BMW X2 genügend Beinfreiheit, so dass man sehr entspannt mit vier Erwachsenen fahren kann. Das Design führt also nicht dazu, dass der X2 nicht mehr praktisch nutzbar ist. Zudem kann man die Lehnen der Rückbank in der Neigung verstellen, so kann man auch im Fond sehr aufrecht und komfortabel sitzen. Der Kofferraum umfasst 470 Liter Volumen und ist ebenfalls gut nutzbar, auch wenn man hier ein paar Abstriche gegenüber dem X1 machen muss.

Und so schaut die Serienausstattung aus:

– Fahrsicherheitssysteme:
Dynamische Stabilitäts Control (DSC)
Performance Control
Auffahrwarnung mit City-Anbremsfunktion – Aufmerksamkeitsassistent
Speed Limit Info
– 17″ Leichtmetallräder V-Speiche 560
– Polsterung Stoff Grid, Anthrazit
– Klimaanlage
– Halogenscheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht und automatischer Fahrlichtsteuerung
– Nebelscheinwerfer
– Heckleuchten in LED-Lichttechnik
– Regensensor
– AM/FM Radio mit 100 Watt Verstärker und 6 Lautsprechern
– 6,5″ Farbbildschirm inkl. iDrive Controller
– Freisprecheinrichtung mit USB-Schnittstelle

Motoren

sDrive: Vorderradantrieb
xDrive: Allrad

Die Motorenauswahl sieht so aus wie im BMW X1 (nicht alle Motoren sind ab Marktstart verfügbar)

sDrive 18i 1,5 l 3-Zylinder-Benziner mit 140 PS
sDrive 20i 2,0 l 4-Zylinder-Benziner mit 192 PS
xDrive 20i 2,0 l 4-Zylinder-Benziner mit 192 PS
xDrive 25i 2,0 l 4-Zylinder-Benziner mit 231 PS

sDrive18d 2,0 l 4-Zylinder-Diesel mit 150 PS
xDrive18d 2,0 l 4-Zylinder-Diesel mit 150 PS
xDrive20d 2,0 l 4-Zylinder-Diesel mit 190 PS
xDrive25d 2,0 l 4-Zylinder-Diesel mit 231 PS

Fahrverhalten

Bei den Fahrwerken stehen neben den Basisfedern das M-Sportfahrwerk zur Verfügung sowie das adaptive Sportfahrwerk. Beide legen das Fahrzeug um 10 mm tiefer. Das M-Sportfahrwerk kommt direkt mit M Sport oder M Sport X, man kann aber auch beim Basis-Fahrwerk bleiben oder die Top-Variante nehmen. Denn bei der optionalen dynamischen Dämpferregelung vergrößert sich die Spreizung zwischen Komfort und Sport auf Knopfdruck.

Wir fahren den Diesel BMW X2 xDrive 20d mit 190 PS, Allradantrieb und Automatik. Der Diesel ist ruhig, aber durchzugsstark, in jeder Situation. Mit den Fahrmodi kann man die Gasannahme bestimmen, Eco, Comfort oder Sport. Im Sport-Modus werden die Gänge höher ausgedreht.

In Verbindung mit dem hier getesteten sportlichen M-Fahrwerk ergibt sich ein weniger SUV-typisches, sondern ein sehr sportliches Fahrgefühl. Allerdings wird der Komfort eingeschränkt. Wer es richtig straff mag, in Ordnung. Alle anderen sollten unbedingt vom M Sport Fahrwerk absehen und bei der Basisversion bleiben – oder das adaptive Fahrwerk wählen, damit man zwischen Komfort und Sport wählen kann. Dieses geht aber natürlich wieder ins Geld.

In jedem Fall tut die direkte Lenkung mit dem Fahrfreude versprühenden M-Sportlenkrad ihr Übriges. Der X2 vermittelt noch mehr als der X1 ein Crossover-Gefühl. Man fährt also kein hochbeiniges SUV, sondern eher einen sportlichen Crossover. Wer also gerne SUV und Sportlichkeit verbindet, wird sich freuen.

Die Assistenzsysteme funktionieren wie von BMW gewohnt perfekt, auch das optionale Head-up-Display ist klar und deutlich und hilft dabei, den Blick dauerhaft auf der Straße zu lassen. Auch die Rundumsicht im Straßenverkehr ist gegeben, lediglich leicht eingeschränkt von der ansteigenden Designlinie nach hinten und der doch etwas breiten A-Säule (von der Innensicht aus).

Der BMW X2 fühlt sich in allen Einsatzgebieten wohl, klein genug für die Stadt, sportlich und kraftvoll genug für die Landstraße, souverän genug für die Autobahn.

Abmessungen

Länge: 4,36 m
Breite: 1,82 m
Höhe: 1,52 m
Radstand: 2,67 m
Leergewicht: 1.535 – 1.675 kg

Fazit: Der neue BMW X2 zeigt ein extravagantes Äußeres, mehr Mut im Interieur und außen wie innen viele attraktive Möglichkeiten der Ausgestaltung. Er ist optisch wie fahrwerkstechnisch sportlicher orientiert als ein BMW X1, einziger Nachteil ist ein leichter Verlust an Flexibilität in Fond und Kofferraum. Trotzdem bleibt das Platzangebot auf hohem Niveau. Die Verarbeitung ist ausgezeichnet und die Serienausstattung für einen Premium-Hersteller umfangreich. Teuer wird es trotzdem, ein top ausgestatteter X2 kommt locker mal auf 50.000 Euro oder mehr. Im Jahr 2017 war der BMW X1 der weltweite Bestseller bei BMW. Mit dem X2 kommt noch ein weiterer starker Wettbewerber hinzu, auch wenn er sich die Kundschaft zum Teil mit dem X1 teilen wird.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel

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