Suzuki Jimny 2019 Test

Im nächsten Jahr wird der bis heute 2,85 Millionen Mal verkaufte Suzuki Jimny – vormals LJ und SJ – 50 Jahre alt. Wir sind die aktuelle Generation des urigen kleinen japanischen Geländewagens gefahren. Von Thomas Imhof

Suzuki bietet den Jimny mit nur einer Motorisierung ab 17.915 Euro an; die Version mit Viergang-Automatikgetriebe kostet 1.180 Euro extra. Neben der Ausstattungslinie Comfort gibt es – allerdings nicht in Verbindung mit Automatik –  Comfort+, sie bietet für 19.985 Euro zusätzlich:

– Klimaautomatik,
– Laderaumbox
– höhenverstellbares Lenkrad, hier mit Tierhautbezug
– Schminkspiegel in den Sonnenblenden
– zweiter 12-Volt-Anschluss im Kofferraum
– CD/Radio-Kombination mit MP3-Link
– beheizbare Außenspiegel
– LED-Licht mit Scheinwerferreinigungsanlage
– dunkel getöntes Glas für Heck- und Seitenscheiben
– schwarz lackierte Außenspiegelkappen
– in Wagenfarbe lackierte Türgriffe
– 15 Zoll Alu- statt Stahlfelgen

Kurz gesagt: Wer seinen Jimny primär als Arbeitspferd und Bergziege nutzen will, ist mit der Grundversion bereits bestens bedient.

Exterieur

Der Suzuki Jimny bleibt auch in der insgesamt vierten Generation des Suzuki Offroaders seiner boxig-kantigen Grundform treu. Die Rundscheinwerfer lassen ihn sympathisch daherkommen, noch unterstützt durch poppige Farben wie die Launchfarbe Kinetic Yellow oder drei Zweifarb-Lackierungen (330 Euro, nur für Comfort+). Unser Testwagen hingegen in Jungle Green erinnerte dagegen eher an ein NATO-olives Bundeswehr-Fahrzeug. Die grundsätzlich schwarz gehaltenen Stoßfänger und Radhausverkleidungen betonen den Offroad-Charakter des Zweitürers. Ebenfalls eine Designikone ist das an der seitlich angeschlagenen Heckklappe montierte Reserverad.

Mit 3,65 Meter Länge und 1,75 Meter Breite behält der im japanischen Suzuki-Werk Kosai gebaute Jimny seine kompakten Außenmaße und die gute Rundumsicht. Steht er neben einem Land Rover Defender, könnte er dessen Neugeborenes sein. Durch die im vorderen Bereich leicht nach unten gezogenen Seitenfenster ist die Sicht nach schräg vorn besonders gut, hilfreich beim Manövrieren auf zum Beispiel felsigem Untergrund. Insgesamt behält auch der neue Jimny den Charme des Vorgängers und sticht aus dem Einerlei immer komplexer designter Modelle vom Format eines Toyota RAV-4 wohltuend heraus. Schade nur, dass Suzuki vom neuen Jimny nun keine Cabrio-Version mehr anbietet.

Interieur

Im Interieur des Suzuki Jimny geht es rustikal zu. Hartplastik dominiert das Bild ebenso wie die – vielleicht sogar bewusst – offen zur Schau gestellten Schrauben am Instrumentenbrett. Der Touchscreen für das Infotainment-System ist recht unförmig in ein kastenförmiges Gehäuse integriert, das sich noch ein Stück weit in Richtung Windschutzscheibe fortsetzt. Ablagen sind Mangelware, speziell in die Türtaschen passen gerade einmal ein paar Dokumente. Dafür sind alle Bedienelemente – Drehregler für Heizung und Klima und Kippschalter für diverse Funktionen – gut zugänglich.

Zwischen den beiden Rundinstrumenten angeordnet ist ein monochromes Info-Display mit den üblichen Angaben für Tagesfahrleistung, Durchschnittsverbrauch etc. Die Sitze bieten nur durchschnittlichen Komfort, verfügen aber ab Werk über eine Heizung. Zwei Cupholder und eine Ablagefach, zum Beispiel fürs Smartphone – finden sich in der Mittelkonsole.

Der Durchgang auf die Rückbank verlangt eine gewisse Gelenkigkeit, da sich der Vordersitz nach Umklappen der Lehne nicht automatisch nach vorne bewegt. Auf der Rückbank selbst gibt es erstaunlich viel Beinfreiheit, da sie aber nicht längsverschiebbar ist, reduziert sich der Kofferraum bei nicht umgeklappter Fondsitzbank gen Null. Suzuki gibt zwar 85 Liter an, doch handelt es sich dabei eher um einen theoretischen Wert. Sind die Lehnen allerdings umgelegt, eröffnet sich ein Volumen von 830 Liter. Zwar ergibt sich so eine komplett ebene Ladefläche, doch purzeln zum Beispiel Einkaufstüten aufgrund des trotz Noppen rutschigen Belags in Kurven haltlos hin und her. Hier kann nur eine rutschfeste Auflage helfen.

Motor

1,5 l Benziner mit 102 PS, 5-Gang-Handschaltung oder Vierstufen-Automatik, Heckantrieb mit starr zuschaltbarer Vorderachse (Kraftverteilung 50:50) und spezieller Geländeuntersetzung

Der längs installierte Sauger beschleunigt den leer 1165 Kilo leichten Jimny auf 145 km/h. Allerdings möchte man diese Speed nur im Notfall erreichen, ist doch der fünfte Gang so kurz abgestimmt, dass das an sich schon recht laute Triebwerk schon bei Richtgeschwindigkeit 130 den Lärmpegel ungebührlich nach oben treibt. Schade, das Suzuki nicht den viel moderneren Dreizylinder-Turbo im Jimny unterbringen konnte – offenbar stand dessen Quereinbauweise im Weg. Der Dreiender hätte nicht nur etwas mehr PS – im Vitara zum Beispiel 111 – sondern auch mehr Drehmoment (170 statt 130 Nm bei nur 50 Prozent der benötigten Drehzahl) gespendet.

Der Testverbrauch lag je nach Fahrweise zwischen 7,5 und 8,0 Liter/100 km – bei einem Tankinhalt von 40 Litern ausreichend für rund 500 Kilometer.

Fahrverhalten

Leiterrahmen-Chassis, hintere Starrachse, Kugelumlauf-Lenkung – die DNA des LJ/Jimny hat sich über bald 50 Jahre nicht grundlegend geändert und so ist klar, worin die Richtung liegt: Maximale Geländetauglichkeit statt Fahrspaß auf asphaltierten Straßen. Und Offroad kann der „Suzi“: In einem großen Vergleichstest unserer Kollegen von Auto Bild Allrad gewann der Jimny gegen neun weitere Konkurrenten. Unter anderem kam er bei der Prüfung, auf der die Autos einen schneebedeckten Hang hinaufkraxeln mussten, dank seines niedrigen Gewichts am weitesten von allen. Auf schneebedeckter Bergstraße ging er speziell mit abgeschaltetem ESP flink ums erste Eck (ab 30 km/h schaltet sich der Schleuderwächter wieder an), nur die 130 Nm setzten an Steigungen Grenzen. Und im Slalom auf weißer Unterlage reichte es immerhin zu Platz 4 – dank kurzem Radstand und starrem 4×4 (Kraftverteilung 50:50) blieb er gut lenkbar. Apropos Lenkung: Im normalen Alltagsbetrieb haben wir selten eine Lenkung mit so viel Spiel in der Mittellage erlebt. Und auch die Rückstellkräfte dürften größer sein – mitunter muss man aktiv mithelfen bzw. -drehen, um das Volant wieder in die Geradeausstellung zurückzudrehen.

Diese Charakteristik mag im Gelände Vorteile haben, schnelles Kurvenfahren ist aber damit keine Freude, weil es einfach an Präzision beim Einlenken mangelt. Und die Autobahn ist sogar eine Art natürlicher Feind des Jimny. Denn hier kommt alles zusammen: Kurzer fünfter Gang, Seitenwindempfindlichkeit und unruhiger Geradeauslauf – also schnell zurück auf Wald- und Wiesenpfade, denn dort fühlt er sich einfach am wohlsten. Zumal auch eine Bergabfahrhilfe – aktivierbar über einen der Kippschalter – ab Werk vorhanden ist.

Zur Sicherheitsausstattung des Suzuki Jimny gehören im neuen Modell ein Spurhalte- und Müdigkeitswarner sowie eine Verkehrszeichenerkennung, dazu sechs Airbags. Im Euro-NCAP erhielt der Jimny allerdings nur drei von fünf möglichen Sternen – das Leiterrahmenchassis allein setzt da schon gewisse Grenzen.

Abmessungen

Länge: 3,65 m
Breite: 1,65 m
Höhe: 1,71 m
Radstand: 2,25 m
Leergewicht: 1.165 – 1.185 kg

Fazit: Der Suzuki Jimny bleibt sich auch in seiner zweiten (und insgesamt vierten) Generation treu. Optisch wirkt er sympathischer denn je, doch verbirgt er unter der charmanten Oberfläche Technik, die seinen Einsatzbereich und seine Zielgruppe weiterhin beschränkt. Sprich: Jäger, Förster, Bergbauern, Pferdehalter, Skiliftbetreiber und alle anderen, die regelmäßig abseits befestigter Straßen unterwegs sein müssen (oder auch wollen). Mit ein wenig mehr Radstand (und damit Kofferraum), einem moderneren Motor samt länger abgestimmten Autobahngang und einer einem etwas komfortabler abgestimmten Fahrwerk wäre er auch für Soccer-Mums und Urban Adventurers interessant. So beschränkt sich sein Einsatz im urbanen Raum auf den kurzen Einkaufstrip oder die Fahrt zum Baumarkt oder Pferdestall. Lange Strecken hingegen möchte man freiwillig nicht antreten. Aber vielleicht ist es genau das, was den Jimny ausmacht und heraushebt aus einer weich gespülten Autolandschaft. Dennoch: Mercedes hat mit dem neuen G-Modell gezeigt, wie man einen 40 Jahre alten Offroader zwar technisch modernisieren, aber seine Grundausstrahlung beibehalten kann. Man darf gespannt sein, ob Land Rover das gleiche Kunststück mit dem neuen Defender gelingt.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Suzuki

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