Jeep Renegade 1.0 Turbo Test 2019

Der kleine Jeep Renegade markiert den Einstieg in die Jeep-Modellpalette, das kleine Lifestyle-SUV zählt zusammen mit dem Jeep Compass zu den meistverkauften Jeep-Modellen in Deutschland. Nun folgt ein Facelift mit neuem Infotainment und neuen Motoren, das wir ausprobiert haben. Von Thomas Majchrzak

Der Jeep Renegade wird im Gegensatz zu den anderen Jeep-Modellen nicht in den USA gebaut, sondern in Italien – auf Basis des Fiat 500X, der etwas niedriger bei 17.500 Euro einsteigt. Der Jeep Renegade geht bei 20.700 Euro los, der nächst größere Compass liegt bei 25.700 Euro (auch der Compass nutzt diese Plattform). Voll ausgestattet und hoch motorisiert kann man einen Renegade auf gut 35.000 Euro bringen. Unser Testwagen kommt mit dem Einstiegsmotor und ein bisschen Ausstattung auf einen guten Price-Performance-Deal von 30.000 Euro.





Exterieur

Ein senkrechter Grill mit sieben Schlitzen und zwei runden Scheinwerfern erinnert an den Ur-Jeep und übernimmt somit klassische Markenwerte. Dazu kommen eine aufrechte Frontscheibe und die für ein Mini-SUV großen Böschungs- und Rampenwinkel. Und in der Tat: Wenn man vor ihm steht, ist er gar nicht mehr der kleine Jeep, sondern hat einen kräftigen, vollwertigen Auftritt. Bei den Leuchten ist das LED-Tagfahrlicht nun als Ring um die Scheinwerfer herum zu sehen. Die untere Kante des Kühlergrills hat außen zu den Scheinwerfern hin nun einen leichten Schwung.

Im Seitenprofil ergibt sich eine kantige Form, die sich von der runden Designstrategie der Konkurrenz klar absetzt – gerade mit den trapezförmigen Radhäusern. Highlight sind zudem die Rückleuchten mit einem großen „X“, das in der Überarbeitung allerdings etwas entschärft wurde: Vormals war das X auf weißem Grund ein Kontrast, nun ist es ebenfalls im Rot der Rückleuchten. Auch in der Draufsicht aufs Panoramadach ergibt sich bei der Abdeckung ein rebellisches „X“. Inspiriert ist das von klassischen Metall-Benzinkanistern.

Insgesamt zieht der neue Jeep Renegade weiterhin die Blicke auf sich. Extrovertiert, abtrünnig, dirty, wie der Name auch schon sagt. Auch wenn der Renegade nun etwas weniger verspielt ist beim Exterieur.

Interieur

Die Kastenform zahlt sich im Interieur aus: Denn dadurch ergibt sich auf 4,25 m Außenlänge im Innern vergleichsweise viel Platz. Vorne ergibt sich ein geräumiges Gefühl, das einem größeren Gefährt in Nichts nachsteht. Die Sitzposition ist aufrecht und wirklich hoch, eben wie man es von einem Jeep erwartet. Die Stoffsitze sind wohl geformt und bieten am Rücken sowie auf der Sitzfläche eine perforierte Struktur, damit es im Sommer noch etwas luftiger ist. Wir können diese Stoffsitze in Klimakomfort und Sitzkomfort voll empfehlen. Für den Beifahrer gibt es den „oh shit handle“, also einen waagerechten Nothaltegriff, falls einen die Angst überkommt bei einem Offroad-Manöver.

Im Facelift kommen nun neue Infotainmentsysteme in 5, 7 und 8,4 Zoll hinzu. 5″ ist Basis, 7″ verbunden mit den höheren trims und bietet Apple CarPlay/Android Auto, optional steht das 8,4er zur Verfügung, das auch mit Navi kommt und hier zu sehen ist. Die Mittelkonsole wurde außerdem neu arrangiert und bietet nun mehr Ablagen.

Das Styling in der Top-Variante Trailhawk zeichnet sich ferner durch liebevolle Details aus, wie den orangefarbenen Umrandungen der Lautsprecher. Zudem finden sich auf den Unterlagen der Ablagefächer Gelände-Reliefe.

Die Materialqualität ist nicht premium, aber grundsätzlich solide. Das Lenkrad fühlt sich an wie in einem großen Jeep und erstaunlicherweise ergibt sich durch die hohe Sitzposition und die bullige Motorhaube auch das Gefühl, in einem großen Jeep zu sitzen. Von wegen klein. Die kantigen Außenspiegel unterstreichen diese Note. Auch bei den Temperatur-Reglern hat Jeep im Facelift nachgebessert. Positiv zu erwähnen ist auch die optionale Lenkradheizung, die bereits in der Ausstattung Longitude enthalten ist. So etwas findet man selbst bei mancher 100.000 Euro Karosse nicht.

Die hinteren Türen lassen sich zum bequemen Einstieg um bis zu 80 Grad öffnen. Im Fond bleibt dank Kastenform und aufrechter Sitzposition knapp auch für große Menschen genügend Kniefreiheit, Kopffreiheit ist kein Problem. Und der Kofferraum ist zwar nicht gerade sehr hoch, weil eben das Fahrzeug auch an sich hoch steht, dafür finden wir in Breite und Länge auch hier quadratisch-praktische Maße. Gut 75 cm in der Länge und 95 cm in der Breite, wenn die Rücksitze umgeklappt sind bleibt 1,50 m Platz zum Fahrer-Vordersitz und bei umgeklapptem Beifahrersitz kommt man auf über 2 m Länge.

Die Ausstattungslinien teilen sich auf in Sport, Longitude, Limited und Trailhawk. Hier die wichtigsten Ausstattungsmerkmale in der Übersicht:

Sport
– Klimaanlage
– 16″ Stahlfelgen
– Bluetooth & USB Anschluss
– Sitze Stoff schwarz
– 5″ Infotainmentsystem

Longitude (zusätzlich)
– Auffahrwarnsystem (leider hier noch optional)
– Mehr Lautsprecher
– Tempomat
– Lenkradheizung
– 16″ Alus
– Fahrersitz elektrisch einstellbar
– Sitze Stoff grau oder schwarz
– 5″ Infotainmentsystem

Limited (zusätzlich)
– Auffahrwarnsystem
– Keyless entry
– Klimaautomatik
– 17″ Alus
– Beheizbares Lenkrad
– Einparkhilfe hinten
– Sitzheizung vorn
– Sitze Stoff schwarz
– 7″ Infotainmentsystem mit Apple CarPlay / Android Auto

Trailhawk (zusätzlich)
– Immer in Kombination mit Allrad
– Unterfahrschutz
– Offroad-Stoßfänger mit größerem Böschungswinkel
– 7″ Infotainmentsystem mit Apple CarPlay / Android Auto
– Sitze Stoff schwarz

Standard sind Stoffsitze in Schwarz (alternativ in Grau), chemisch behandelte Tierhaut gibt es nur optional für die beiden höchsten trim levels. Limited und Trailhawk haben auch eine etwas andere Polsterung. Navi kostet immer extra, inkludiert ist es im größten 8,4″ Screen.

Motoren

Bei den Benzinern gibt es eine komplett neue Auswahl.

Benziner
1.0 T-GDI (Dreizylinder) mit 120 PS, 6-Gang-Schaltgetriebe, Frontantrieb
1.3 T-GDI (Vierzylinder) mit 150 PS, 6-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb
1.3 T-GDI (Vierzylinder) mit 180 PS, 9-Stufen-Automatik, Allrad

Die Diesel sind gleich geblieben.

Diesel
1.6 MultiJet mit 120 PS, 6-Gang oder 6-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb
2.0 MultiJet mit 140 PS, 6-Gang-Schaltgetriebe oder 9-Stufen-Automatik, Allrad
2.0 MultiJet mit 170 PS, 9-Stufen-Automatik, Allrad

Die 140 und 170 PS Diesel haben in der Verbindung von 9-Stufen-Automatik und Allrad ferner eine Geländeuntersetzung sowie eine Bergabfahrhilfe.

Fahrverhalten

In einem früheren Test waren wir den 2.0 MultiJet mit 170 PS und 9-Stufen-Automatik gefahren, die Top-Diesel-Variante. Dieser hat für das Gewicht auch genügend Durchzug und ist auch gut geeignet für die Autobahn (8,9 Sek. von 0 auf 100 km/h). Die 9-Stufen-Automatik schaltet gefällig hoch, lediglich der Diesel klingt für unseren Geschmack etwas zu laut durch, gerade auch im Leerlauf an der Ampel. Hier ist man dann froh, wenn die Stop/Start-Automatik anspringt. Aber das ist ja auch kein Auto für Weicheier. Der Jeep Renegade kann nämlich sein schmutziges Image tatsächlich auch beim Fahren aufrechterhalten. Er fühlt sich an wie ein echtes Offroad-Gefährt. Und so ist man auch bei Berliner Kissen oder unebenen Parkplätzen stressfrei unterwegs, schließlich gibt es mehr Bodenfreiheit und Böschungswinkel als bei den meisten anderen Mini-SUVs.

Selbst bei den Allrad-Modellen ist im normalen Fahrbetrieb nur die Vorderachse aktiv, um Kraftstoff zu sparen. Mit dem 4WD-Lock-Modus kann man den Alltradantrieb aber jederzeit zuschalten, das fühlt man auch direkt. Zudem springt er auch automatisch an, wenn Schlupf an der Vorderachse auftritt. Zudem kann man in den Allrad-Versionen verschiedene Offroad-Fahrmodi wählen, etwa Rock für geringere Kriechgeschwindigkeiten (nur in Verbindung mit Geländeuntersetzung) oder Snow für ein sanfteres Anfahren.

Das Fahrwerk arbeitet tadellos und schaukelt sogar trotz der Höhe nicht übermäßig auf, d.h. man kann auch flott unterwegs sein. Und selbst, wenn man keine Einparkhilfe hat, bleibt der Jeep Renegade zu allen Richtungen sehr übersichtlich.

Diesmal testen wir einen der neuen Benziner, den 1.0 T-GDI (Dreizylinder) mit 120 PS. Größter Vorteil ist hierbei natürlich, dass man den Einstiegspreis niedriger halten kann. Und in der Tat reicht der kleine Turbo für das Fahrzeug. Der Frontantrieb geht ebenfalls in Ordnung, solange man nicht offroad fährt. Der Jeep Renegade ist aber ohnehin primär für die Straße gedacht. Der Beschleunigungswert von 11,2 Sek. 0-100 km/h ist zwar nicht beachtlich, aber für den Stadtverkehr reicht es doch aus. Auf der Autobahn leistet der Turbo gute Dienste, so dass man nicht komplett bei Überholmanövern verloren ist. Derweil hat Jeep zum Facelift die Geräuschdämmung verbessert, und der kleine Motor bleibt auch erstaunlich ruhig. Zwar ist der 1.0 T-GDI nur mit Handschaltung erhältlich, diese leistet aber beim Einlegen der Gänge kaum Widerstand und macht mit der Oberfläche des Schaltknaufs auch haptisch einen guten Eindruck. Der Benziner klingt zudem insgesamt besser als der Diesel, insgesamt sind wir vom kleinen Motor positiv überrascht und können diesen tatsächlich für den Renegade empfehlen. Der Verbrauch landet hier bei 7 l / 100 km, das könnte gerne etwas mehr sein, aber die anderen Motoren verbrauchen eher mehr.

Abmessungen

Länge: 4,25 m
Breite: 1,80 m
Höhe: 1,69 m
Radstand: 2,57 m
Leergewicht: 1.395–1.610 kg

Fazit: Der neue Jeep Renegade bietet einen preisgünstigen Einstieg in die Jeep-Welt, ohne dass er als „Billig-Jeep“ von den großen Brüdern abfällt, gerade nun in der neuen Einstiegsvariante mit dem Dreizylinder, der im Test überzeugt. Der Jeep Renegade hat in den Allradvarianten durchaus gewisse Geländefähigkeiten und zeigt außen, innen und auch im Fahrverhalten die Ur-Gene. Die Bedienung im Innern ist zweckmäßig, und es gibt schnell ein großes Maß an Ausstattung. Mit dem Facelift können sich die Kunden auch über das Infotainment-Upgrade freuen. Die neuen Benziner sind zudem eine zeitgemäße Antwort auf die aktuellen Entwicklungen.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak

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