Während Ford in den USA bislang auf die größeren Modelle der F-Series setzte, wird der kleinere Ford Ranger nun auch in den USA verkauft. In Europa ist der Ford Ranger schon sehr erfolgreich, er ist der meistverkaufte Pickup in Europa. Angelehnt an den berühmten F-150 Raptor kommt nun auch die kraftvolle Variante für den Ranger, der Ford Ranger Raptor. Von Thomas Majchrzak
Exterieur
Bislang zeigte der Ford Ranger als Top-Variante Wildtrack die kräftigste Front, der neue Ranger Raptor darf jetzt noch mehr. Ein eigens designter Kühlergrill mit schwarzen Akzenten signalisiert schon optische die Stärke. Neben dem kraftvollen Kühlergrill sind Xenon-Scheinwerfer platziert. Der Raptor erhält ferner ein verstärktes Chassis, Hochleistungs-Stoßdämpfer und stärkere Bremsen.
Um den Ford Ranger auf die individuellen Einsatzzwecke anzupassen, stehen dem Käufer grundsätzlich drei verschiedenen Kabinen-Versionen für den normalen Ranger zur Verfügung:
– Einzel Kabine mit zwei Sitzen: Erhältlich für den XL und sowohl mit Heck-, als auch mit Allradantrieb erhältlich
– Extra Kabine mit vier Sitzplätzen und zwei Flügeltüren: ist nur in Kombination mit Allrad verfügbar
– Doppelkabine mit fünf Sitzplätzen: umschließt alle Ausstattungslinien und ist ebenfalls nur mit Allradantrieb erhältlich
Die große Doppelkabine verringert natürlich die Ladefläche des 5,36 m langen Pick-Ups, der übrigens 52 cm kürzer ist als ein großer Ford F-150 Pickup. Bei der Wahl der einfachen Einzelkabine beträgt das maximale Ladevolumen ganze 1.800 Liter. Der Ranger Raptor ist ausschließlich als Doppelkabinen-Ausführung erhältlich. Der Ranger Raptor wird für die europäischen Märkte im Werk Silverton bei Pretoria (Südafrika) produziert.
Je nach Kabinenauswahl verändert sich die Seitenansicht des ansonsten konservativ gehaltenen Ford Ranger. Serienmäßig werden XL und XLT mit 16 Zoll Felgen ausgeliefert. Der Limited mit 17 Zoll und der Wildtrak mit 18 Zoll. Der Ford Ranger Raptor erhält All-Terrain BF Goodrich-Reifen (285/65) und 17-Zoll-Leichtmetallräder.
Mit 23 cm Bodenfreiheit ist der Ford Ranger wie für das Gelände gemacht, dazu zählt auch, dass man den Ranger bis zu einer Watttiefe von 80 cm weiterhin fahren kann. Durchaus beeindruckende Ziffern, die Ford hier aufstellt. Der Ford Ranger Raptor hat sogar eine Watttiefe von 85 cm und eine Bodenfreiheit von 28 cm sowie Böschungswinkel von 32,5 Grad vorne und 24 Grad hinten. Ranger Wildtrak und Raptor haben zudem das Offroad-Paket inklusive, das Unterbodenfahrschutz, Tankschutz und Sperrdifferenzial an der Hinterachse hinzufügt.
Des Weiteren können beim Ford Ranger maximal 1.260 kg zugeladen und 3.500 kg zusätzlich gezogen werden (Raptor: maximale Nutzlast von 545 kg und max. Anhängelast von 2.500 kg. Wer also seinen landwirtschaftlichen Arbeiten nachkommen oder ein Motorcross-Bike transportieren möchte, dem steht kein Hindernis im Weg.
Interieur
Auf den ersten Blick wirken das Lenkrad und die Mittelkonsole ein wenig überladen mit vielen Knöpfen und Einstellungsmöglichkeiten. Die Instrumente sind teils analog und teils digital, lassen sich über zwei Bedieneinheiten am Lenkrad einstellen.
In den beiden Basisvarianten sind die Sitze mit Stoff überzogen, beim Limited wird serienmäßig Tierhaut verwendet. Beim Wildtrak wird eine optische attraktive Mischung mit orangefarbenem Stoff benutzt, dazu Kontrastnähte und Teile in Tierhaut. Laut Preisliste ist dies kein Kunstleder, was schade und unnötig ist. Der Ford Ranger Raptor kommt mit Sportsitzen in einer Mischung Mikrofaser/Kunstleder/Tierhaut und einer etwas strafferen Polsterung.
Die höhere Sitzposition vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Übersicht. Die Sitzposition ist aufrecht und angenehm und lädt zum Reisen ein. Auf vier Sitzplätzen der Doppelkabine können große Erwachsene Platz nehmen und haben genügend Knie- und Kopffreiheit. Die Doppelkabine bietet ferner hinten einen Mittelsitz. Die Sitzbank lässt sich herunterklappen, damit man dann darauf z.B. etwas abstellen kann, ohne dass man die Sitzflächen beschädigt. Ferner lässt sich die Sitzfläche der Bank heraufklappen, um darunter zwei Geheimfächer zu nutzen.
Bei der Verarbeitungsqualität gibt es die ein oder anderen Schwachstellen. Die Armlehne wackelt, wenn man sie hinaufklappt, die Oberflächen wirken bestenfalls solide, einige Knöpfe sind mit minderwertigem Gummi überzogen.
Gut: Für den Ranger Raptor (auch für den Wildtrak) ist das 8-Zoll Ford Sync 3 Infotainment-System Serie, das zeitgemäß Navi sowie Smartphone-Anbindung bietet. Leider kann man aber nicht das fahrzeuginterne Navi nutzen, während Apple CarPlay / Android Auto angestöpselt sind.
Im Fond gibt es optional eine 230-Volt-Steckdose, über die man auch seinen Laptop problemlos aufladen kann, denn häufig sind die Laptop-Netzteile zu groß für Autosteckdosen. Für Deutschland wird hierfür allerdings ein Aufsteckadapter benötigt, denn die Ladebuchse ist auf UK gepolt.
Serienmäßig ist ebenfalls der Überrollschutz ROM (Roll-Over Mitigation) bei allen Ausstattungslinien an Bord. Gleiches gilt auch für die Anhängerstabilisierung.
Zum serienmäßigen Lieferumfang des Ford Ranger Raptor gehören unter anderem eine Klimaanlage mit automatischer Temperaturkontrolle (2-Zonen-Klimautomatik), ein Park-Pilotsystem hinten , eine Rückfahrkamera, Xenon-Scheinwerfer inklusive Tagfahrlicht und Nebelscheinwerfer (LED), ein aerodynamisch geformter Sportbügel auf der Ladepritsche aus schwarzem Verbundwerkstoff mit integrierter dritter Bremsleuchte, beheizbare Vordersitze, ein abschließbares Laderaumrollo „Mountain Top“ inklusive Verzurrschienen, eine Laderaum-Sportreling, eine Wärmeschutzverglasung sowie das Audiosystem 129 (Ford Navigationssystem inklusive Ford Sync 3 mit AppLink und Touchscreen mit einer Bildschirmdiagonale von 20,3 Zentimetern / 8 Zoll) sowie eine Geschwindigkeitsregelanlage inklusive Auffahrwarn-Assistent.
Motoren
Alles Diesel.
2.2 l Vierzylinder mit 130 oder 170 PS
3.2 l Fünfzylinder mit 200 PS
2.0 l Vierzylinder mit 213 PS
Der Ford Ranger erhält den 2.0 Liter Bi-Turbo-Dieselmotor, der es auf 500 Nm bringt und es in 10,5 Sek. von 0 auf 100 km/h schafft. Der große Diesel ist aber genauso schnell. Der Motor kommt in Verbindung mit einer 10-Gang-Automatik.
Die Motorabgase werden von einem Dieselpartikelfilter und einem SCR-Kat mit AdBlue-Einspritzung (AdBlue-Tankvolumen: 20 Liter) gereinigt. Alle Ford Ranger-Versionen – und somit auch der Ford Ranger Raptor – sind als Lkw homologiert. Der Ranger Raptor ist daher nach der Emissionsnorm Euro 6c eingestuft.
Der Preis für den Ranger Raptor ist ebenso hoch wie die Anzahl der Gänge: 67.000 Euro. Ein normaler Ford Ranger steigt bei 33.000 Euro ein, wobei man mit Top-Ausstattung an gut 40.000 Euro herankommt.
Außerhalb von Deutschland wird der Ford Ranger auch mit einem 2,5 l Benziner mit 165 PS vertrieben.
Fahrverhalten
In einem früheren Test sind wir den Ford Ranger Wildtrak mit dem 3.2 Liter Diesel mit 200 PS gefahren. Diese bisherige Top-Motorisierung hat den Vorteil, dass man sich hier keine Gedanken über Zuladung und Anhänger machen muss – das packt er. Der Verbrauch landet bei knapp 10 l / 100 km, das ist angesichts von Größe und Gewicht noch akzeptabel. Mit sachter Fahrt oder vorwiegend Autobahn kann man den Diesel auch auf 9 l bringen. Wir bezweifeln dabei, ob der kleinere Diesel wirklich sparsamer wäre. Mehr Hubraum aber weniger PS ist häufig auch Garant für eine Langlebigkeit. Bei hohen Drehzahlen wird der Diesel recht laut und erinnert an einen Lkw-Diesel, bei niedrigen Drehzahlen macht er sich dagegen kaum bemerkbar.
Während das Fahrwerk beim normalen Ranger geländemäßig eher ein wenig wippt, was auch für das besondere Fahrgefühl sorgt, kann man den Ford Ranger durchaus auch schneller auf der Autobahn bewegen, ohne dass es unangenehm wird. Lediglich die Lenkung wirkt etwas zu soft bei höheren Geschwindigkeiten. Dafür ist das Rangieren sehr einfach.
Beim Ford Ranger Raptor kommen die aus dem Off Road-Sport bekannten Hochleistungs-Stoßdämpfer von Fox mit positionsabhängiger Dämpfung zum Einsatz. Diese sorgen je nach Situation für höhere Dämpfungskräfte im Gelände oder niedrigere Dämpfungskräfte bei moderaten Bedingungen, etwa bei Fahrten auf der normalen Straße. Insgesamt ist der Ford Ranger Raptor auf der Straße deutlich agiler zu fahren als die anderen Ranger-Versionen, das Fahrwerk gefällt sich also eher auf der Straße. Im Gelände dagegen wird das straffere Fahrwerk etwas unangenehm, sobald es auf steinige Untergründe geht. Abhilfe schafft dabei etwas, dass sich das Fahrwerk im gewählten Fahrmodi auf die jeweilige Situation einstellen kann.
Genau anders herum ist es bei den Semi-Offroad-Reifen: Diese breitstolligen Reifen fühlen sich im Gelände sehr wohl und bieten dort hervorragende Traktion. Dafür „schwimmen“ sie auf der Straße etwas mehr. Der Ranger Raptor hat also einerseits eine sportlichere Ausrichtung, andererseits eine Gelände-Ausrichtung. Unser Tipp: Wer den Ranger Raptor vorwiegend auf der Straße fahren möchte, sollte die Bereifung anpassen.
Der 2.0 l Bi-Turbo-Diesel hat ebenfalls einen ordentlichen Durchzug, und kommt im Verbrauch minimal auf 9 l / 100 km, wenn man ihn richtig tritt, sind auch 12 l / 100 km drin. Per Schaltwippen aus Magnesium lässt sich die 10-Gang-Automatik auch manuell bedienen.
Grundsätzlich fährt man den Ford Ranger mit Heckantrieb, anwählbar ist dann AWD. Im Allrad-Modus wird die Motorkraft im festen Verhältnis 50:50 auf die Vorder- und Hinterachse übertragen. Dann merkt man, dass man nicht mehr so gut rangieren kann, weil Kräfte gegeneinander wirken, denn die Räder drehen sich in engen Kehren nicht alle mit derselben Geschwindigkeit. Daher fährt man den Ranger auch standardmäßig im Heckantriebs-Modus. Zusätzlich ist übrigens auch eine Offroad-Geländeuntersetzung zuschaltbar, dazu muss man in den neutralen Gang gehen und kurz stehen bleiben. Und schließlich kann man noch ein Hinterachse-Sperrdifferenzial aktivieren.
Aufrechte Sitzposition, gute Übersicht und das Offroad-Fahrgefühl sorgen insgesamt für Fahrspaß und eine souveräne Erhabenheit.
Abmessungen
Länge: 5,36 m
Breite: 1,85 m
Höhe: 1,82 m
Fazit: Der Ford Ranger Raptor steht für ein sportlich-bulliges Exterieur, das sich mehr denn je an der größeren F-Serie anlehnt. Im Interieur gibt es gut Platz, die Verarbeitungsqualität müsste angesichts des extrem hohen Preises allerdings weiter zulegen. Im Fahrverhalten zeigt der Ford Ranger Raptor, dass er sich in dieser Version handlicher auf der Straße bewegen lässt. Das straffere Fahrwerk kann Offroad im Standard-Setup aber etwas ruppig wirken. Die Offroad-Reifen sorgen dagegen abseits der Straße für super Grip, bringen aber auf der Straße Nachteile.
Autogefühl: ***
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak