Skoda Octavia Combi 1.5 TSI Fahrbericht 2021

Auch in vierter Generation zählt der Skoda Octavia zu den beliebtesten Kombis im Land. Die in der gehobenen Style-Ausführung knapp über 30.000 Euro teure Version mit Handschaltgetriebe und 150 PS TSI-Motor bietet von der Papierform ein besonders gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Doch wie schlägt sie sich in der Praxis? Der Skoda Octavia Combi 1.5 TSI im Fahrbericht. Von Thomas Imhof

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Exterieur

Kombi als PHEV-Version

Nach der Übernahme von Skoda Auto durch Volkswagen war der damals unter Leitung des belgischen Chefdesigners Dirk van Braekel gezeichnete Octavia 1993 das erste Auto einer neuen Epoche für den inzwischen über 125 Jahre alten Autobauer aus Tschechien. Gefolgt 1996 vom Fabia und 2011 vom großen Superb.

Mittlerweile läuft der im Stammwerk Mlada Boleslav produzierte Mittelklasse-Wagen in bereits vierter Generation. Für nach wie vor rund 700 Euro Aufpreis gibt es den Octavia neben der Limousine als praktischen „Combi“. Mit 4,69 m Länge ist der Skoda Octavia IV zwei Zentimeter länger als sein Vorgänger, in der Breite hat er ebenfalls um fast zwei Zentimeter auf 1,83 m zugelegt. Der Radstand beträgt 2,69 m. Es gibt das Fahrzeug in drei Ausstattungsvarianten: Active, Ambition und Style. Dazu den RS und den Scout mit Geländewagen-Optik.

Waren die Designer beim 2016 vorgenommenen Facelift des Vorgängermodells auf ein „Vieraugen“-Gesicht übergegangen, wird dieses Thema nun nur noch in der Graphik des Tagfahrlichts und der Blinker aufgenommen. Allerdings unter einer jetzt wieder gemeinsamen Streuscheibe, unter der schön gezeichnete LED-Scheinwerfer (Matrix-Scheinwerfer gegen Aufpreis) sitzen. Die Motorhaube ist noch etwas weiter heruntergezogen, der Grill breiter und mit einer dickeren Chromzierleiste konturiert. Der untere Stoßfängerbereich geht jetzt nicht mehr in einer Linie waagerecht durch, sondern zieht an den Enden hoch und wird dabei ebenfalls stärker konturiert. Ab der Style Line fasst Skoda die Seitenfenster in Chrom ein, eine weitere Chromspange ziert hier den vorderen Stoßfänger.

Eine aufsteigende Lichtkante in der unteren Türpartie verleiht dem Skoda Octavia Combi 1.5 TSI auch in der Seitenansicht etwas mehr Dynamik, doch zeigen sich die größten Änderungen am Heck. Kamen beim Octavia III eckige und weit außen sitzende Rückleuchten zum Einsatz, betonen nun scharf geschnittene, horizontale und weit in die Seiten herumgezogene Leuchteinheiten die Breite des Fahrzeugs. Das mittig auf der Heckklappe prangende Skoda Wappen wich im neuen Modell einem Skoda-Schriftzug, findet sich nun nur noch auf der Motorhaube. Die Heckleuchten glänzen in einer Kristallglasoptik, dazu gibt es animierte Blinker und eine kleine Begrüßungszeremonie, sprich Light-Show, wenn man das Auto mit der Fernbedienung öffnet.

Sehr erfreulich: der sauber gezeichnete Heckstoßfänger kommt ohne Fake-Auspuffenden aus. Und zum Öffnen der Motorhaube gönnt Skoda dem Octavia sogar Gasdruckstoßdämpfer.

Insgesamt ein sehr selbstbewusstes Design, zu dem im Modell Style 17 Zoll Leichtmetallfelgen zählen. Unser Testwagen ist jedoch mit den optionalen 18-Zöllern bestückt; hier in einem schwarzen Finish. Und mit Winterreifen der Dimension 225/45 R 18.

Interieur

Im Interieur des Skoda Octavia Combi 1.5 TSI haben die Designer einige wirklich sehr schöne Details umgesetzt. Besonders gefällt uns das Lenkrad. Es kommt mit zwei waagerechten Speichen aus und gibt sich dank Durchbrüchen zwischen Pralltopf und Bedientasten zusätzlich leicht und luftig. Auf den beiden verbliebenen Lenkradspeichen lassen sich über walzenförmige Schalter in hochwertiger Chrom-Optik diverse Einstellungen im Kombi-Instrument vornehmen und die Lautstärke des Radios regulieren. Die Taste für die Lenkradheizung sitzt praktischerweise gleich in der linken Speiche.

Der Instrumententräger gefällt neben einem durchgehenden Band in Alu-Optik durch eine Stoffeinlage im mittleren Bereich. Besonders edel: die Zierleiste in den Türen, die ohne Unterbrechung und in einem eleganten S-Schwung in den scheinbar frei schwebenden Türgriff übergeht. Wirkt noch schöner, wenn im Dunkeln die Ambientebeleuchtung die Zierleiste von unten illuminiert.

Insgesamt macht das Interieur des Skoda Octavia Combi 1.5 TSI einen qualitativ sehr hochwertigen Eindruck. Da das Modell auf der Plattform des VW Golf VIII basiert, übernimmt es auch das digitale Cockpit und das Infotainmentsystem mit dessen teils gewöhnungsbedürftigem 10‘‘ Touchscreen. Nur als Beispiel sei die Einstellung der Sitzheizung genannt, die mindestens zwei, auf höchster (von drei) Stufen sogar vier Finger-Tipps verlangt. Cool dagegen der Touch-Schieberegler, mit der sich die Lautstärke des Radios einstellen lässt. Navigation kostet ebenso extra wie ein Head-up Display.

Dass auch die Software nicht nur beim Golf VIII Probleme bereitet, müssen wir auch hier erleben: An einem Tag sprang das ganze System überhaupt nicht an, an anderen Tagen funktionierte entweder das Radio oder die Sitzheizung nicht, an einem weiteren signalisierte das System, dass ein Passagier nicht angeschnallt sei, obwohl der Platz unbesetzt war.

Ansonsten aber darf man den Innenraum des Skoda Octavia Combi 1.5 TSI mit Fug und Recht als Wohlfühl-Oase bezeichnen. Die elektrischen Ergo-Komfortsitze mit Kunstleder-Bezug kosten zwar satte 1760 Euro extra, sind aber ihr Geld wert, sind doch Sitzheizung, Sitzkühlung und eine Massagefunktion im Preis inkludiert. Ablagen diverser Art nehmen kleinere und größere Dinge auf, und sowohl vorn wie hinten herrscht dank des großen Radstands wie gewohnt kein Mangel an Bewegungsfreiheit. Lediglich die jetzt etwas niedrige Dachlinie kostet in der Kopffreiheit und auch im Kofferraum einige Millimeter, dürfte aber nur sehr groß gewachsenen Personen auffallen.

Mit 495 Liter (bis auf Höhe des Gepäckrollos) beziehungsweise 640 Litern Volumen (bei dachhoher Beladung) ist der günstig ausgeformte Kofferraum nochmal 40 Liter größer als bei der Limousine. Es gibt diverse Variabilitätsmöglichkeiten, darunter ein Unterflurfach, und beim Umlegen der Rückbank steigt das Gesamtvolumen auf 1700 Liter – als Folge der geringeren Dachhöhe geringfügig weniger als beim Vorgänger. Mit solchen Werten bleibt auch der neue Skoda Octavia 1.5 TSI ein Lademeister.

Unser Testwagen ist sogar mit einer Dreizonen-Klimaanlage ausgestattet; dazu mit Sitzheizung auch für die äußeren Plätze der Rückbank sowie zwei zusätzlichen USB-Anschlüssen und einer 230 Volt-Steckdose.

Das Soundsystem der aus Weilrod bei Frankfurt ansässigen HiFi-Spezialisten von CANTON (Aufpreis: 590 Euro) fügt dem Ganzen auch akustisch ein Highlight hinzu. Liebgewonnene Skoda Features – simply clever – wie ein Knirps in der vorderen Türablage oder ein Eiskratzer in der Tankklappe finden sich auch im neuen Octavia wider.

Motoren

Das Motorenangebot für den Skoda Octavia (hier aufgeführt ohne die RS-Modelle) ist groß und umfasst neben Benzin- und Dieselaggregaten seit Herbst 2020 auch ein Erdgas-Modell und eine Plug-In-Hybrid-Version; dazu Mild-Hybrid-Modelle, im Skoda-Sprech e-TEC.

Benziner

Dreizylinder 1,0 TSI mit 110 PS – 10,9 s

Dreizylinder 1,0 TSI e-TEC DSG mit 110 PS – 10,6 s
Vierzylinder 1,5 TSI mit 150 PS und ACT* – 8,3 s

Vierzylinder 1,5 TSI e-TEC DSG mit 150 PS – 8,6 s


*Zylinderabschaltung
Bei Wahl des 7-Gang-DSG kommen beide Motoren als Mild-Hybrid (MHEV) mit 48-V-Riemen-Startergenerator und 48-V-Lithium-Ionen-Batterie. Damit ist es möglich, mit komplett abgeschaltetem Verbrennungsmotor zu „segeln“, beim Bremsen Energie zurückzugewinnen und den Motor mit einem elektrischen Boost zu unterstützen. Gleichzeitig startet der Motor geräusch- und schwingungsärmer. Beide Motoren sind auch mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe ohne Mild-Hybridtechnologie erhältlich – wie unser Testwagen.

Plugin-Hybrid Octavia iV

Vierzylinder 1,4 TSI mit 204 PS Systemleistung – 7,8 s
6-Gang-DSG, Batterie 13,3 kWh
, Nachladen mit max 3,6 kW AC

Diesel

Vierzylinder 2,0 TDI mit 115 PS – 10,4 s

Vierzylinder 2,0 TDI DSG 115 PS – 10,8 s

Vierzylinder 2,0 TDI mit 150 PS – 8,8 s

Vierzylinder 2,0 TDI DSG mit 150 PS – 8,8 s

Vierzylinder 2,0 TDI DSG 4×4 mit 150 PS – 8,5 s

Erdgas Octavia G-Tec
Vierzylinder 1,5 TSI mit 130 PS – 9,6 s

17,7 kg Erdgas-Tank
, 9 l Benzin-Tank
, entweder 6-Gang-Handschaltung oder 7-Gang-DSG

Wir fahren den 150 PS starken Skoda Octavia Combi 1,5 TSI mit Zylinderabschaltung in Verbindung mit dem angenehm schaltbaren Sechsgang-Handschalter. Steht als Style mit 30.450 Euro in der Preisliste, die Variante mit DSG kostet 2.300 Euro mehr.

Mit diesem Triebwerk ist der Skoda Octavia Combi adäquat motorisiert. Vor unserer Verbrauchsrunde bei einer Außentemperatur von 0 Grad und im Fahrwerksmodus „Normal“ wie immer ein Blick auf den Langzeitverbrauch – er liegt bei 6,7 Liter/100 km. Am Ende der Standardrunde über 71 Kilometer landen wir dann exakt auch wieder bei diesem Wert. Für ein Fahrzeug dieser Kategorie sicher ein guter Wert, auch wenn er deutlich über der Werksangabe (4,8 Liter) liegt.

Fahrverhalten

Die Fahrwerksabstimmung des Skoda Octavia Combi 1.5 TSi erinnert von der Grundphilosophie an die des größeren und von uns getesteten Superb Combi, wobei das kompaktere Modell ohne das deutlich spürbare Nachschwingen auf langen Wellen und die leichten Wankbewegungen in Kurven auskommt.

Auch mit den 18-Zoll-Felgen geht das Fahrwerk souverän über alle Flickstellen oder Bodenwellen der Fahrbahn hinweg. In der Sport-Einstellung neigt die Federung dann zum leichten Stuckern; diese Stufe sollte also nur eingelegt werden, wenn man auf ebener Piste mal etwas zügiger unterwegs sein will. Knüppelhart ist der Skoda Superb Combi 1.5 TSI aber selbst in dieser Einstellung nicht.

Die Lenkung ist wie auch im Superb nicht übermäßig exakt und sportlich, aber für den Haupteinsatzzweck eines solches Familien-Modells sicher okay. Man hat allerdings schon das Gefühl, ein recht großes Auto zu bewegen, wobei das Handling an sich gutmütig ist.

Ein Wort zur Hinterachse: Anders als beim Audi A3 und VW Golf, wo bei Wahl des adaptiven Fahrwerks DCC und ab einer Motorleistung von 150 PS eine Mehrlenker-Konstruktion zum Einbau kommt, hat unser Testwagen „nur“ eine Verbundlenker-Hinterachse aufzubieten. Erst der Plug-in und natürlich der Octavia RS kommen in den Genuss der teureren und aufwändigeren Multi-Link-Konstruktion.

Trotzdem ist der Fahrkomfort wie erwähnt generell sehr gut, sodass die Entscheidung aus Kostengesichtspunkten absolut nachvollziehbar ist.

Der neue Ausweichassistent unterstützt den Fahrer mit einer aktiven Verstärkung des Lenkmoments bei einer drohenden Kollision mit einem Fußgänger, Radfahrer oder anderen Fahrzeug dabei, durch ein kontrolliertes Ausweichen den Unfall im Idealfall zu verhindern. Der Ausstiegswarner zeigt dem Fahrer vor dem Öffnen seiner Tür an, wenn sich von hinten ein anderes Fahrzeug oder ein Radfahrer nähert – eine sehr lobenswerte Einrichtung.

Ebenso wie eine Handerkennung, mit der das Fahrzeug prüft, ob der Fahrer regelmäßig das Lenkrad berührt oder möglicherweise durch einen medizinischen Notfall keine Kontrolle mehr hat. Bei einem solchen Notfall, kann der Emergency Assist das Auto zum Anhalten bringen.

Unser Testwagen erreicht dank mehrerer Ausstattungspakete den stolzen Preis von 41.000 Euro. Was lohnt sich?

– Komfort & Relax für 830 Euro bietet unter anderem die Dreizonen-Klimaanlage und Sonnenrollos im Fond.
– Parken & Sicht für satte 1360 Euro bietet Park-Assistent, Rückfahrkamera und die Matrix-LED-Scheinwerfer.
– Reise & Komfort für 1.360 Euro mit Verkehrzeichenerkennung, prädiktivem und adaptivem Abstandsassistent ACC, adaptivem Spurhalteassistent (Lane Assist Plus) und dem erwähnten kapazitivem Lenkrad mit Hands Off Detection. Dazu Müdigkeitserkennung und das adaptive Fahrwerk DCC.
– Infotainmentpaket Columbus Plus für 1860 Euro mit Navigationssystem Columbus, Infotainment Online (Laufzeit 3 Jahre), Head-Up Display und – warum hier versteckt – eine Gepäcknetztrennwand.
– Auch der variable Ladeboden und hintere Seitenairbags kosten extra.
– Einzeln zu erwerben sind auch die Rückfahrkamera (360 Euro) und ein Fernlichtassistent (190 Euro), beides sinnvolle und nicht sehr teure Extras. Auch die Gepäcknetztrennwand ist für 180 Euro als Einzelfeatures bestellbar; das beheizbare Lenkrad kostet 280 Euro.

Abmessungen


Länge: 4,69 m

Radstand: 2,69 m

Breite: 1,83 m

Höhe: 1,47 m
Gewicht: 1.360 kg (mit Fahrer)

Fazit: Der Skoda Octavia bleibt eine feste Größe im europäischen Kombi-Segment der Mittelklasse. Das Ambiente im Innenraum atmet bereits leichte Züge von Oberklasse, das Raumangebot ist unverändert hervorragend, das Exterieur Design jetzt noch selbstbewusster, ohne in eine zu aggressive Stilrichtung zu verfallen – wie bei manch anderem Hersteller. Beim Lenkrad-Design oder in den Türtafeln haben die Designer regelrechte Juwelen geschaffen.

Für etwas über 30.000 Euro für den Skoda Octavia Combi 1.5 TSI Style bekommt der Kunde viel Auto fürs Geld. – wer will, kann den Preis mithilfe von zahlreichen Paketen aber auch deutlich in Richtung 40.000 Euro treiben. Hier lohnt sich das genaue Studium der Preisliste.

Am Ende bleibt als einziger Kritikpunkt die auch bei diesem Modell des VW-Konzerns mitunter fehlerhafte Software, die zu Funktionsausfällen oder Störungen im Infotainment-System führt. Ebenso bleibt die Bedienung gewöhnungsbedürftig, ein paar mehr Hard Keys, sprich haptisch angenehme Schalter, wären in unserem Sinne. Und würden auch besser zur doch eher für Bodenständigkeit stehenden Traditionsmarke aus Böhmen – feierte 2020 den 125. Geburtstag – passen.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Imhof