Cupra Formentor 1.5 TSI Fahrbericht

Das coupéartige SUV ist das erste eigenständige Modell der 2018 von Seat ausgegliederten Sportwagenmarke Cupra. Wir fuhren die leistungsmäßig schwächste Version mit 150 PS und wollten wissen, ob sie den sportlichen Anspruch eines Cupra bereits erfüllen kann. Der Cupra Formentor 1.5 TSI im Fahrbericht. Von Thomas Imhof

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Einen ersten Vorgeschmack auf das nach dem landschaftlich dramatischen Cap Formentor im Nordosten Mallorcas benannte Modell gaben die Spanier mit der Studie Formentor Concept auf dem Genfer Salon des Jahres 2019. In der Schweiz sollte ein Jahr später auch die Weltpremiere des Serienmodells folgen – doch wurde die Messe wegen der Corona-Pandemie bekanntlich abgesagt. So folgte eine Präsentation im Internet. Nach einer auf nur 310 Einheiten limitierten First Edition startete der reguläre Verkauf des CUV (Crossover Utility Vehicle) im Herbst 2020.

Der Cupra Formentor wird im spanischen Werk Martorell gebaut und basiert auf dem modularen Querbaukasten MQB des Volkswagen-Konzerns. Ist also eng verwandt mit zum Beispiel dem Seat Leon IV und dem Golf VIII.

Exterieur

Cupra erhielt für den Formentor den begehrten Red Dot Award 2021 – sicher nicht unverdient, steht er doch für ein Design, das sich zwar an der Designsprache von Seat orientiert, diese jedoch gewissermaßen mit einer Zusatzpriese Salsa noch etwas würzt. Rein größenmäßig rangiert der Formentor zwischen einem Seat/Cupra Ateca und einem Seat Tarraco, ist dabei aber näher am Ateca als beim Fullsize-SUV der Katalanen. Ein Vergleich:

Radstand
Ateca 2,63 Meter

Formentor 2,68 Meter

Tarraco 2,79 Meter

Länge
Ateca 4,38 Meter

Formentor 4,45 Meter

Tarraco 4,73 Meter

Trotzdem taten die Designer alles, um das Auto speziell im Frontbereich imposant und selbstbewusst wirken zu lassen. Der Grill mit seinem scharfzackigen Gittereinsatz, die runden Zusatzleuchten und die zangenförmig von außen nach innen gezogenen und farblich abgesetzten „Blades“ sorgen für den gewünschten selbstbewussten Eindruck. Die Motorhaube ist komplex gewölbt – nach außen hochgezogen, im Mittelbereich abgeflacht. Die Grafik der Voll-LED-Frontscheinwerfer erinnert an Seat Vorbilder; die Blinker übernehmen bei Betätigung die volle Signatur des Tagfahrlichts. Wir öffnen kurz die Haube und entdecken ein nacktes Innenteil ohne Dämm-Matte und eine gelb markierte Stange zum Aufstellen anstelle von Dämpfern.

Im gleichen silbernen Farbton wie die erwähnten Blades sind auch die Radläufe, die Türschweller und der untere Teil des Heckstoßfängers gehalten, sodass eine dezente Zweifarbigkeit entsteht. Stärkstes visuelles Element ist jedoch eindeutig die Zone rund um die C-Säule. Hier zieht zum einen die untere Fensterlinie steil nach oben zu einem kleinen dritten Seitenfenster, zugleich spannt sich auf Höhe des hinteren Türgriffs ein starker „Muskel“, der dann bis in die Heckklappe weiterzieht. Ein beliebter Trick der Designer, denn so „steht“ das Auto satt auf seiner vermeintlichen Antriebsachse (natürlich ist der Cupra Formentor 1.5 TSI ein Fronttriebler). Das früher als bei einem lupenreinen SUV abfallende Dach bewirkt den Coupé-Effekt.

Anders als die stärkeren Versionen des Cupra Formentor begnügt sich der Cupra Formentor 1.5 TSI am Heck mit schnöden Fake Auspuff-Blenden (siehe Foto). Die Rückleuchten werden durch ein Leuchtenband verbunden, was für einen schönen Night-Effekt sorgt.

Unser Testwagen steht auf 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, glanzgedreht im Design Performance III Black/Silver (siehe Foto). Darauf aufgezogen sind Reifen der Dimension 245/45 R18. Insgesamt macht auch ein Cupra Formentor 1.5 TSI optisch schon einiges her und setzt sich auch von den SUVs der Muttermarke Seat ausreichend stark ab.

Interieur

Der Innenraum des Cupra Formentor 1.5 TSI ist die vielleicht stärkste Seite des Modells – auch wenn wir bei Autogefühl das im Testwagen installierte und 1.545 Euro teure Leder-Paket sicher nicht ordern würden. Serienmäßig ist der optisch hübsche Integral-Sportsitz in „Sharp Textil“ bezogen, dazu auch höhenverstellbar.

Die Sitzposition ist nur sehr dezent SUV-typisch, das Gefühl, auf einem Hochsitz souverän über dem übrigen Verkehr zu schweben, ist nicht so stark ausgeprägt. Die schlechte Sicht nach hinten wäre zu verschmerzen, gäbe es im Testwagen eine Rückfahrkamera – die ist aber nur in den VZ-Typen des Formentor serienmäßig, kostet hier aber Aufpreis. Lediglich „Parkpiepser“ und eine graphische Darstellung des rückwärtigen Bereichs im Zentraldisplay helfen bei kniffligen Einparkmanövern.

Das Cockpit wirkt dank der neuen Bedienphilosophie des VW-Konzerns sehr aufgeräumt – bis auf den Warnblinkschalter gibt es keine physischen Knöpfe und Tasten mehr. Doch nachdem wir nun schon einige neue Konzernmodelle gefahren sind, fällt das Einstellen zum Beispiel der Radiolautstärke oder der Innenraumtemperaturen mittels „Slider“ immer leichter. Ein Gewöhnungseffekt tritt ein. Ja, sogar das elektrische Schiebedach und die dazugehörige Jalousie (Aufpreis 1340 Euro) lassen sich mit in der Dachhimmelkonsole sitzenden Slidern mit etwas Übung gut bedienen. Dennoch: Wer zum Beispiel die Sitzheizung oder die Gebläsestufe einstellen will, muss mindestens zwei Bedienschritte tätigen und dabei die Augen von der Fahrbahn nehmen.

Für einen edlen Touch sorgen feine goldene Zierleinlagen rund um die sehr schön gestalteten Lüfterdüsen und die Lenkradspeichen, auch die Ziernähte der Sitze und Türverkleidungen sind in dieser Farbe gehalten. Sehr edel auch die eloxierte Metallleiste, die den Instrumententräger in einen oberen und unteren Teil teilt und im Mittelbereich der Türen nochmals aufgegriffen wird.

Die Beats-Soundanlage (Aufpreis 550 Euro) des Testwagens verdient ein besonderes Lob – die oft beschworene Konzertsaalatmosphäre, hier wird sie wirklich erzeugt. Zur weiteren Serienausstattung des Cupra Formentor 1.5 TSI zählt das volldigitale Kombiinstrument mit 10,25 Zoll TFT-Display, das Navigationssystem mit zentralem 12 Zoll Infotainment-Display ist nur im Formentor VZ ab Werk installiert, kostet hier 930 Euro extra.
Wie auch beim Cupra Ateca ist der Tote-Winkel-Warner in die bogenförmige Ambientebeleuchtung integriert – droht Kontakt mit einem anderen Verkehrsteilnehmer, flasht das am Übergang zum Instrumententräger sitzende Teilstück des Leuchtbandes pulsierend auf.

An Ablagen mangelt es nicht im Cupra Formentor 1.5 TSI. Speziell die Zone rund um den stummelartigen Schalter für die Siebenstufen-Automatik birgt viele kleine Fächer für Stifte und das Smartphone. Auch die Türablagen sind groß, ebenso das Handschuhfach.

Die Platzverhältnisse auf der Rückbank sind für Personen bis 1,80 Meter durchaus generös. Kein Wunder, ist ein Cupra Formentor 1.5 TSI allgemein gesprochen ein durchaus „großes“ Auto. Der Kofferraum fast zwischen 420 und 1475 Liter – das sind allerdings 65 Liter weniger als im kleineren Ateca. Die zwei Hälften der Rückbank lassen sich per Einhand-Bedienung vom Kofferraum aus umlegen – keine neue Erfindung, aber praktisch. Im Unterflurfach finden wir noch ein Notrad anstelle eines Tyre-Fit-Systems – macht 95 Euro extra.

Motoren

Cupra startete den Formentor mit dem hier gefahrenen 1,5-Liter-TSI mit 150 PS und Vorderradantrieb und dem 310 PS mächtigen Zweiliter-TSI in Kombination mit 4×4-Antrieb. Im Januar 2021 neu hinzu kam ein Otto-Hybrid und im Februar der auf 7000 Einheiten limitierte VZ5 mit dem aus dem Audi RS3 bekannten 2,5-Liter-Fünfzylinder und 390 PS. Insgesamt ist das Angebot also extrem breit gefächert, als Erstes dürften aber schon bald die Diesel entfallen, segelt doch auch Seat (und Cupra) auf starkem Kurs Richtung E-Mobilität.

So sieht das komplette Angebot aus:

Benziner

1.5 TSI 1498 ccm 150 PS 6-Gang-Schaltung oder 7-Gang-DSG 8,9 s 204 km/h
2.0 TSI 4Drive 1984 ccm 190 PS 7-Gang-DSG 7,1 s 220 km/h

Diesel

2.0 TDI 1968 ccm 150 PS 6-Gang-Schaltung 9,3 s 205 km/h
2.0 TDI 4Drive 1968 ccm 150 PS 7-Gang-DSG 8,6 s 203 km/h

Plug-in-Hybrid
1.4 e-Hybrid 1395 ccm 204 PS 6-Gang-DSG 7,8 s 205 km/h

VZ
2.0 TSI 1984 ccm 245 PS 7-Gang-DSG 6,8 s 238 km/h
2.0 TSI 4Drive 1984 ccm 310 PS 7-Gang-DSG 4,9 s 250 km/h

VZ Plug-in-Hybrid
1.4 e-Hybrid 1395 ccm 245 PS 6-Gang-DSG 7,0 s 210 km/h

VZ5
VZ5 AWD 2480 ccm 390 PS 7-Gang-DSG 4,2 s 250 km/h

Der 150 PS starke TSI (VW EA 211 evo) ist für uns ein Neuling und daher auch kein Kandidat für Überraschungen sowohl positiver wie negativer Art. Beginnen wir mit dem Verbrauch – er bewegt sich sowohl im Langzeitverbrauch wie auf der genormten Autogefühl-Teststrecke um die 7,5 Liter/100 km – exakt zwischen 7,5 und 7,7 Liter. Das ist für ein leer 1,4 Tonnen schweres SUV mit hohem Aufbau sicher akzeptabel, wobei auch hier wie bei allen Turbomotoren der Grundsatz gilt: Turbo läuft, Turbo säuft. Soll heißen: Speziell auf der Autobahn richtet sich der Verbrauch sehr stark nach der Gaspedalstellung.

Geht es um den ja immer wieder beschworenen sportlichen Anspruch der Marke Cupra, muss man konstatieren, dass der Wagen mit diesem übrigens auch akustisch sehr unscheinbaren Basismotor fast etwas untermotorisiert wirkt. Fährt man ihn in der Komfort-Stellung (es gibt auch noch Sport), wirkt er mitunter sogar leicht behäbig. Daher ertappen wir uns dabei, immer wieder mal prophylaktisch in die „Sport“-Stellung zu wechseln, wenn aufgrund des Streckenprofils gelegentliche Zwischenspurts bevorstehen könnten.

Fazit: Wer das authentische Cupra Formentor-Feeling genießen will, kommt mit dem Basismotor nur bedingt auf seine Kosten.

Fahrverhalten

Die große Frage ergibt sich dadurch schon fast automatisch? Kann zumindest das Fahrwerk das Cupra Feeling überzeugend „rüberbringen“? Leider sind wir auch trotz des im Testwagen installierten DCC (adaptive Fahrwerksregelung, Aufpreis 815 Euro) in diesem Punkt leicht enttäuscht. Warum? Nun, in schnellen Wechselkurven reagiert das Auto etwas schwerfällig, baut auch spürbar Seitenneigung auf. Der Cupra Formentor 1.5 TSI fühlt sich größer und schwerer an, als er es in Realität ist. Die Federabstimmung ist erstaunlich langhubig, was man so nicht erwartet und uns überrascht. Im Gegenzug wirkt das Fahrwerk aber auch unterdämpft. Das Fahrwerk bügelt zwar lange Wellen ganz gut weg, kommt aber mit kurzen Wellen, Gullideckeln und Schlaglöchern nur mangelhaft zurecht. Zu guter Letzt dürfte auch die Lenkung etwas mehr Rückmeldung zur Straße bieten.

So wirkt das Handling am Ende – selbst im Sport Modus – nicht wirklich agil und die Feder/Dämpfer-Abstimmung nicht sehr harmonisch. Mit den optionalen 19-Zoll-Felgen dürften die Mängel im Abrollkomfort noch deutlicher zutage treten – daher empfehlen wir ausdrücklich nicht, diese zu ordern. Insgesamt ein krasser Kontrast zum von uns getesteten Cupra Ateca, über den wir damals schrieben, dass Cupra es mit ihm vielleicht als Erster geschafft habe, einem SUV ein wirklich sportwagenmäßiges Handling zu verpassen. Davon ist der Cupra Formentor zumindest in seiner Ausführung mit dem 1.5-TSI-Motor weit entfernt. Was nicht heißt, dass man in ihm nicht angenehm reisen kann – aber eben eher auf langen Autobahnstrecken als über kurvige Alpenpässe oder deutsche Landstraßen.

Noch ein Wort zu den Assistenzsystemen: Hier erfüllt Cupra mit einer Müdigkeitserkennung, dem Spurhalteassistenten und dem Front Assist mit City-Notbremsassistent im Grunde nur die Basics. Andere wichtige Features wie Verkehrszeichenerkennung oder Side Assist inkl. Totwinkelassistenz sind nur im 310 PS starken VZ 2.0 TSI serienmäßig und müssen im 1.5 TSI als Paketlösung zugekauft werden. Auch die Rückfahrkamera bleibt wie skizziert dem VZ ab Werk vorbehalten; sie ist aber für 295 Euro zuzukaufen und die sicher empfehlenswerteste Mehrinvestition.

Abmessungen


Länge: 4,45 Meter
Breite: 1,84 Meter
Höhe: 1,51 Meter
Radstand: 2,68 Meter
Leergewicht: 1.437 kg

Fazit

Für den Cupra Formentor 1.5 TSI sprechen sein attraktives Exterieur-Design und das qualitativ hochwertige und sehr modern wirkende Interieur. Auch die Platzverhältnisse sind für ein Crossover-SUV mit coupéartiger Dachlinie voll ausreichend für eine vierköpfige Familie; der Kofferraum dabei nicht ganz so voluminös wie zum Beispiel beim etwas kleineren Ateca.

Sowohl die Motorisierung als auch die Fahrwerksabstimmung des Cupra Formentor 1.5 TSI erfüllen nicht unsere zugegeben hohen Erwartungen an einen Cupra. Der TSI tut sich schwer bei schnellen Sprints, ist dafür aber dezent im Verbrauch. Das Fahrwerk ist weder Fisch noch Fleisch – langhubig ja, aber überfordert bei kurzen Wellen, weil offenbar unterdämpft. 19-Zoll-Felgen dürften da keine Besserung geben, eher im Gegenteil.
So bleibt am Ende ein ambivalenter Eindruck – wobei der Basispreis von 31.490 Euro sicher ein Argument ist, sich für den über alle Cupra Baureihen hinweg günstigsten Einstieg in die Seat-Submarke zu erwärmen. Nur zum Vergleich: Ein gleichstarker Ateca startet bei 28.645 Euro. Ein Tarraco 1.5 TSI allerdings auch schon bei 31.390 Euro. Entscheiden am Ende also dann tatsächlich doch vor allem die Optik und das gegenüber einem Ateca etwas größere Platzangebot im Innenraum?

So oder so sollte der Käufer oder die Käuferin eines Cupra Formentor 1.5 TSI genau wissen, was er oder sie von seinem/ihrem Auto erwartet und was nicht. Legt er/sie nicht übersteigerten Wert auf wirklich sportliche Attribute, dürfte er/sie bei identischer Motorleistung auch mit einem Seat Ateca glücklich werden. Zumal der in punkto Design nun wahrlich auch kein Langeweiler ist.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Cupra / Autogefühl