Seat Leon ST: Sportlich angehauchter Praktiker

Seat will endlich das Image des ewigen Verlustbringers im Volkswagen-Konzern abstreifen. Mit dem Seat Leon ST besetzen die Spanier daher ein Segment, das sie viel zu lange vernachlässigt hatten: die Klasse der Kompakt-Kombis. Unser Fahrbericht mit einem 140 PS starken TSI-Modell in sportlich angehauchter FR-Ausstattung zeigt, dass sich das Warten gelohnt hat. Zumal auch die Bestellraten ermutigend sind.Von Thomas Imhof

Endlich scheint die notorisch kriselnde Marke Seat die Kurve zu kriegen! In Deutschland konnte die spanische Volkswagen Tochter 2013 bei den Neuzulassungen um 22,4 Prozent zulegen und war damit die am stärksten wachsende Volumenmarke. Weltweit verkaufte Seat im vergangenen Jahr 335.000 Fahrzeuge (plus 10,6 Prozent), bis 2018 will der seit Mai 2013 neu in Barcelona tätige Seat-Chef Jürgen Stackmann (52) die 500.000er-Marke überschreiten.

„Ich fühle mich wie das Mitglied einer Staffel, die an einem Marathonlauf teilnimmt“, bekannte der gebürtige Hamburger Stackmann in einem Interview mit dem Branchenmagazin Automotive News Europe. Seit 2005 habe das Unternehmen Verluste in Höhe von 1,5 Milliarden Euro angehäuft – unter anderen auch wegen weiter bestehender Überkapazitäten in seinem Werk Martorell. Ein Versuch, Seat in China zu etablieren, scheiterte kläglich – gerade mal 1.100 mit hohen Importzöllen belegte Autos gelangten von Spanien aus ins Reich der Mitte.

Vor einem möglichen zweiten Anlauf in China will Stackmann, der 1989 seine Karriere bei Ford in Köln begann und 2010 in den VW-Konzern wechselte, Seat nun erst einmal in Europa auf Kurs bringen. Was in Deutschland in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres auch schon prächtig gelang: 11.933 Neuzulassungen bedeuteten ein Plus von 17 Prozent gegenüber Januar/Februar 2013 und einen Marktanteil von 2,9 Prozent. Zum Vergleich: 2011 dümpelte Seat noch bei 1,8 Prozent herum.

Als Wachstumsbeschleuniger Nummer Eins erweist sich schon jetzt die neue und breit gefächerte Leon Baureihe. Es gibt sie als Fünftürer, als dreitürigen Leon SC, mit Allrad- und Erdgasantrieb, als ultraheiße Cupra-Version sowie seit letztem November auch als Kombi Seat Leon ST. Von dem in diesem Jahr auch noch eine höhergelegte Version mit Schlechtwegefahrwerk und Allradantrieb folgen soll.

SEAT Leon ST, Foto: SEAT
Kein „Möchtegern“-Kombi – Seat Leon ST FR, Foto: Seat

Für das auf der Golf-Konzernplattform basierende Modell sind laut Jürgen Stackmann binnen weniger Wochen schon 20.000 Bestellungen eingegangen. Der Seat Leon ST ist mit 4,54 Meter nochmals 27 Zentimeter länger als die Limousine, was bei identischem Radstand vor allem dem Kofferraum zugute kommt. Dessen Inhalt stieg von 380 auf 587 Liter – sind die Rücksitzlehnen umgeklappt, ergibt sich eine nur leicht ansteigende Cargozone mit einem dachhohen Volumen von 1.470 Liter. In der von uns getesteten FR-Version gelingt das Umlegen der im Verhältnis 60:40 geteilten Fondbank blitzschnell über in den Seitenwänden des Kofferraums untergebrachte Hebel. Ist auch noch die Lehne des Beifahrersitzes umgeklappt, passt sogar ein 2,67 Meter langes Surfbrett in den Spanien-Laster.

Ein optionales Gepäckraum-Paket wartet mit Taschenhaken und einem doppelten Ladeboden auf; ein Family-Paket mit Sonnenschutzjalousien für die hinteren Türen und ausklappbaren Tischchen an den Rückseiten der Vordersitze. Keine Frage: Die vornehmsten Aufgaben eines Kombis erledigt der Seat Leon ST mit Bravour. Denn auch seine tiefe, im getesteten FR-Modell durch eine Chromschutzleiste vor Kratzern geschützte Ladekante passt zum rundum gelungenen Stauraumkonzept.

Gespannte Linien und 17-Zoll-Felgen - Seat Leon ST FR - Foto: Seat
Gespannte Linien und 17-Zoll-Felgen – Seat Leon ST FR – Foto: Seat

Design

Die zweite, 2005 eingeführte Generation des Seat Leon fiel noch in die Zeit, als der heutige VW Konzern-Designchef Walter di Silva das Design in Barcelona verantwortete. Der Leon basierte auf der PQ35-Plattform des VW Konzerns, wie sie auch vom Golf V, Audi A3 und Skoda Octavia II benutzt wurde. Ein besonderes Detail waren die in einer Mulde der C-Säule versteckten hinteren Türgriffe. Der zweite Leon geriet zu einem der vielleicht formschönsten Seats aller Zeiten und folgte einer weichen und kurvigen Formensprache, die bis heute noch immer der Seat Altea fortführt. Sein Package und seine Variabilität hingegen galten als nicht gerade herausragend.

Der Leon der dritten Generation bedient sich ebenso wie der neue VW Golf VII und dessen Audi- und Skoda-Brüder des modularen Querbaukastens, kurz MQB. Dank der neuen Fahrzeug-Architektur ist der neue Leon rund fünf Zentimeter kürzer als sein Van-artiger Vorgänger, bei einem allerdings um sechs Zentimeter verlängertem Radstand und um 40 Liter angewachsenem Kofferraum. Zugleich wurde das Modell rund 90 Kilogramm leichter.

Rückleuchte Seat Leon ST FR - Foto: Seat
Rückleuchte Seat Leon ST FR – Foto: Seat

Völlig neu war auch das Design, das nun der erstmals mit dem kompakteren Ibiza eingeführten neuen Seat-Design-DNA folgte. Mit scharfen Falzen, präzisen Sicken, dreieckigen Scheinwerfern und straffen Flächen. Wie bei der Limousine sorgt auch beim Seat Leon ST die Z-förmige Seitenlinie für spannende Licht- und Schattenspiele. In ihrem hinteren Teil zieht sie direkt weiter bis in die waagerechten Rückleuchten, die vordere Linie setzt den auch von den Proportionen stimmigen Kombi unter Spannung und verleiht ihm durchaus auch Eleganz. Die Dachlinie verläuft nahezu identisch wie beim Fünftürer, wird aber etwas weiter nach hinten gezogen.

Das Verhältnis zwischen Metall- und Glasoberflächen folgt dem klassischen Primat einer 1:3-Aufteilung. Erfreulich auch, dass die Übersichtlichkeit des Fahrzeugs im Gegensatz zu vielen anderen modernen „Möchtegern-Kombis“ vergleichsweise gut ist. Was vor allem an den recht schmalen C- und D-Säulen liegt. Die Dachreling ist in den Versionen Leon und Reference schwarz, bei Leon ST Style und FR silbern lackiert. Ein Panorama-Glasdach kostet 890 Euro Aufpreis.

Ausstattungen

Der Seat Leon ST startet bei 16.640 Euro für die Version mit 86 PS starkem 1.2 TSI-Motor und gipfelt im 184 PS starken 2,0 TDI. Der günstigste Diesel mit 90 PS ist für 19.600 Euro zu haben. Unser Testwagen – ein FR mit 103 kW (140 PS) TSI-Aggregat und 6-Gang-Schaltgetriebe – steht mit 23.970 Euro in der Preisliste. Diverse Extras – siehe unten – ließen den Gesamtpreis auf 30.490 Euro klettern.

Zweifarbiges Interieur der Ausstattungsstufe Leon ST Style - Foto: Seat
Zweifarbiges Interieur der Ausstattungsstufe Leon ST Style – Foto: Seat

Ein Überblick über die vier Ausstattungslinien Leon, Reference, Style und FR.

Leon

Bei sämtlichen Versionen des Seat Leon ST sind sieben Airbags, ESP, ABS und Antriebs-Schlupf-Regelung (ASR) Serie. Ebenso elektrische Fensterheber vorn, elektrisch einstellbare Außenspiegel, Tagfahrlicht, eine Außentemperaturanzeige, eine Funk-Zentralverriegelung, ein höheneinstellbarer Fahrersitz sowie ISOFIX- und Top-Tether-Befestigungen für Kindersitze im Fond. Der Rahmen des Kühlergrills ist verchromt, Türgriffe und Außenspiegelgehäuse sind in Wagenfarbe lackiert. Auch der doppelte Laderaumboden, eine allerdings nur als Ganzes umlegbare Rücksitzbank und eine sowohl vertikal wie axial verstellbare Lenksäule sind bereits ab Werk vorhanden.

Reference

Beim Leon ST Reference wird die Serienausstattung unter anderem um elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, eine manuelle Klimaanlage, eine Audioanlage samt USB-Port und – wichtig – eine im Verhältnis 60:40 geteilte Lehne der Rückbank erweitert.

Funktionales, aber etwas kühles Interieur - Foto: Seat
Funktionales, aber etwas kühles, weil monochromes Interieur des Leon ST FR. Sehr solide wirkende Türgriffe und sportliches Lenkrad – Foto: Seat

Style

Der in seiner günstigsten Version 19.370 Euro teure Leon ST Style bietet im Vergleich dazu nochmals deutlich mehr. Wie 16-Zoll-Leichtmetallräder, Nebelscheinwerfer mit Abbiegelicht-Funktion, elektrische Fensterheber für die Fondtüren, eine Geschwindigkeitsregelanlage, ein Multimedia-System mit Touchscreen, AUX/CD/MP3 und Telefon-Anbindung per Bluetooth sowie sechs Lautsprecher, Zweizonen-Klimaanlage, Lederlenkrad, Berganfahrhilfe sowie eine Mittelkonsole mit Armlehne samt Ablagefach und separatem Luftauslass für die Fond-Insassen. Die Rücksitzbank lässt sich beim Style ebenso wie beim FR vom Gepäckraum aus umklappen.

Zum Fahrer geneigte Mittelkonsole - Skizze: Seat
Zum Fahrer geneigte Mittelkonsole – Skizze: Seat

FR

Die sportlichste und von Autogefühl getestete Variante FR sticht allein schon durch ihre 17 Zoll großen LM-Felgen, sportlicher ausgeschnittene Stoßfänger, dunkel getönte Fondscheiben, LED-Rückleuchten und ein doppeltes Auspuffendrohr heraus. Im Innenraum setzt der Seat Leon ST FR sich über vordere Einstiegsleisten in Aluminium, ein Leder-Sportlenkrad, Sportsitze mit Lordosenstütze und einer Audioanlage mit acht Lautsprechern von den Brot-und-Butter-Versionen ab. Über das Seat Drive Profile entscheidet der Fahrer selbst über die zur jeweiligen Fahrsituation passende Fahrzeugabstimmung – wählt er das sportlichere der beiden Set-ups, wechseln beleuchtete Längsstäbe in den Vordertüren von Weiß auf Rot. Zugleich sprechen die Lenkung und das Gaspedal „spitzer“ an, und bei Versionen mit 7-Stufen-DSG-Getriebe werden zusätzlich sportlichere Kennfelder aktiviert. Als Trim-Optionen stehen für einen Seat Leon ST FR schwarzes Leder oder Alcantara zur Wahl.

Zu den Extras:

Alle wichtigen Fahrerassistenzsysteme für die Seat Leon ST-Reihe kosten – selbst beim FR – Aufpreis und sind stets nur als Pakete zu ordern. Das gleiche gilt für die von vielen Kunden heute als unverzichtbar empfundene Sitzheizung – sie gibt es nur für satte 1.290 Euro und dann in Verbindung mit einem Lederpaket.

Die Voll-LED-Scheinwerfer unseres Testwagens sind in der Klasse des Seat Leon ST noch eine Seltenheit – wer sie für 990 Euro dazukauft, steigert fraglos neben der Optik auch die Sicherheit. Hintergrund: Mit 5.300 Kelvin Farbtemperatur leuchten die LEDs die Straße ähnlich aus wie Tageslicht, sodass die Augen kaum ermüden. Auch brauchen die Leuchtdioden weniger Energie – 20 Watt pro Einheit zum Beispiel für das Abblendlicht. Eine clevere Zusatzfunktion ist das Autobahnlicht: Ist der Seat Leon ST länger als 30 Sekunden mit mindestens 110 km/h unterwegs, wird der Leuchtwinkel leicht angehoben. Für 300 weitere Euro installiert waren ein Fernlicht- und ein Spurhalteassistent sowie – als Fahrerassistenz-System-Paket II – ein 560 Euro teures Paket mit der automatischen Distanzregelung ACC und dem „Front“-Assist samt City-Notbremsfunktion. ACC hält eine vorgegebene Geschwindigkeit sowie einen vorgewählten Abstand und verzögert beziehungsweise beschleunigt im fließenden Verkehr (im Bereich von 30 bis 160km/h) automatisch. Front Assist inklusive City-Notbremsfunktion beugt einer Kollisionsgefahr im Bereich zwischen 30 und 210 km/h vor. Die „City-Notbremsfunktion“ macht sich im Stop-and-Go Verkehr in der Stadt bezahlt und kann zwischen fünf und 30 km/h mit einer Notbremsung einen Auffahrunfall vereiteln.

Nochmals 130 Euro lässt sich Seat hintere Gurtwarner und eine Müdigkeitserkennung kosten, Seitenairbags für die hinteren Sitze werden mit 340 Euro zusätzlich in Rechnung gestellt.

Die vorderen und hinteren Ultraschall-Parkwächter schlagen mit 500 Euro, Regensensor und abblendbarer Innenspiegel mit 150 und das Navigationssystem mit 690 Euro extra zu Buche. Zusammen mit einem Gepäckraumtrennnetz (160 Euro) Seat Sound System mit zehn Speakern(800 Euro), DAB-Radio (200 Euro) und einem LED-Innenlichtpaket kletterte der Preis unseres Seat Leon ST FR somit auf 30.490 Euro.

Die Sitze bieten genügend Seitenhalt - Seat Leon ST FR - Foto: Seat
Die Sitze bieten genügend Seitenhalt – Seat Leon ST FR – Foto: Seat

Interieur

Im Interieur des Seat Leon ST setzt sich die betont auf Kanten und Ecken setzende Design-Sprache nahtlos fort. Insgesamt wirkt alles sehr aufgeräumt, aber auch ein wenig kühl und trotz soft-touch-Technik in Bezug auf die Materialien und Oberflächen weniger wertig als zum Beispiel in einem Skoda. Ganz zu schweigen vom Konzernbruder Golf, der das Ambiente eines kleinen Phaeton versprüht.

Dafür sind alle Funktionen da, wo man sie erwartet. Die breite Mittelkonsole ist zum Fahrer hin angewinkelt, die großen und noch tradionell analogen Rundinstrumente sind klar ablesbar. Ab der Reference-Line sitzt zwischen ihnen ein Display, das über den Durchschnittsverbrauch, die Reichweite und die Geschwindigkeit, aber auch – je nach Ausstattung – mit Daten des Navigationssystems, der Fahrerassistenzsysteme oder eines via Bluetooth verbundenen Mobiltelefons aufwartet.

Kein Mangel herrscht im Seat Leon an Ablagen – die allerdings in den Türen so ungünstig ausgeformt sind, dass keine 1-Liter-Flasche hineinpasst.

Hebel zum Umlegen der Rückbankhälften im Kofferraum - Foto: Seat
Hebel zum Umlegen der Rückbankhälften im Kofferraum – Foto: Seat

Der Bildschirm des zwischen den beiden mittleren Luftausströmern platzierten „Media System Plus“ wirkt mit einer Diagonalen von 5,8 Zoll in heutiger Zeit fast schon zu klein. Dafür wartete er – als Novum für Seat – mit Touchscreen-Technik samt Näherungssensorik auf. Soll heißen: Sobald sich ein Finger des Fahrers oder Beifahrers dem Touchscreen nähert, schaltet das System automatisch vom Anzeige- in den Bedienmodus. Im Bedienmodus werden die aktivierbaren Elemente hervorgehoben, was eine intuitive Bedienung via Wisch- und Zoomgesten à la Smartphone erleichtert. Der Anzeigemodus hingegen zeichnet sich durch eine auf die wesentlichen Informationen beschränkte Darstellung aus. Der DAB-Tuner (200 Euro) gab uns Zugang zu sonst unbekannten, aber feinen Sendern, während die Anschlüsse für SD-Karten, USB und iPod etwas versteckt im Handschuhfach zu finden waren.

Nur leicht ansteigende Ladefläche und zweistufiger Boden - Foto: Seat
Nur leicht ansteigende Ladefläche und zweistufiger Boden – Foto: Seat

Das an Bord installierte Seat Sound System sorgte mit 135 Watt Ausgangsleistung und zehn Lautsprechern – darunter einem im Gepäckraum untergebrachten 35-Watt-Subwoofer – für „good vibrations“.

Fahreindruck

In der Basisversion wiegt der Seat Leon ST 1.233 Kilogramm, damit sei er – so Seat – der leichteste Kombi seiner Klasse. Auf teure Werkstoffe wie Magnesium oder Kohlefaser wurde zwar aus Kostengründen verzichtet – doch die an vielen Stellen verbauten hoch- und höchstfesten Stähle (warmumgeformte Hightech-Stähle) holten 18 Kilogramm aus der Rohkarosse. Und erhöhten im gleichen Zug die Steifigkeit der Fahrgastzelle. Ergebnis: Bei der Leon-Limousine ist die Rohkarosserie im Vergleich zum Vorgängermodell um 25 Kilogramm leichter geworden. Und der Seat Leon ST wiegt nur 45 Kilogramm mehr als der fünftürige „Hatchback“.

Es mag auch am geringen Kampfgewicht liegen, dass unser Fahreindruck insgesamt recht positiv ausfiel. Es beginnt schon mit dem Wendekreis von 10,2 Metern, der das Rangieren auf engem Raum erleichtert.

Zweiter Spaßfaktor: der Motor. Unser Testwagen war mit dem zweitstärksten der insgesamt fünf lieferbaren TSI-Benziner bestückt – dem 1.4 TSI mit 103 kW (140 PS). Damit beschleunigt der Spanien-Kombi in 8,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ist auf der Autobahn mit 210 km/h im vorderen Starterfeld vertreten. Den vom Werk angegebenen Normverbrauch von 5,3 Liter (122 g/km CO2) erreichte der in der Effizienzlasse B eingestufte Motor jedoch nicht annährend – im Schnitt 7,6 Liter/100 km injizierte die Direkteinspritzung während der Autogefühl-Fahrten in die vier Brennräume des noch nach Euro 5 abgaszertifizierten Motors.

Die Schaltgassen des manuellen Sechsganggetriebes hätten wir uns noch klarer definiert gewünscht, dafür stimmten die „Anschlüsse“ in den einzelnen Gängen. Insgesamt hatten wir keine Sehnsucht nach dem noch stärkeren 180 PS-Motor, zumal auch schon der 140-PS-Kollege in Form eines leichten, heiseren Grollens akustische Akzente setzt.

Das mit einer speziellen FR-Abstimmung versehene Fahrwerk (McPherson-Federbeinachse vorn, Verbundlenkerachse hinten) gab sich trotz der großen 17-Zoll-Felgen mit Reifen der Dimension 225/45 R17 relativ komfortabel – nur kurze Bodenwellen und Stöße mag das Fahrwerk nicht so gerne. Dennoch bietet es genügend Restkomfort, um sich vom wirkliche Nehmerqualitäten voraussetzenden Leon Cupra abzusetzen. Die elektromechanische Servolenkung könnte durchaus noch etwas sportlicher und weniger künstlich ausgelegt sein; zugleich hätten wir uns einen etwas dickeren Lenkradkranz gewünscht.

Zum insgesamt unproblematischen Handling tragen wohl auch die in allen Seat Leon ST um 12 Grad nach hinten geneigt eingebauten Motoren bei. So konnten die Entwickler die Vorderachse 40 Millimeter weiter nach vorn verlagern, den Radstand strecken und die Achslastverteilung optimieren. Trotz elektronischer Differentialsperre (XDS) mißfiel der Seat Leon ST FR jedoch beim scharfen Beschleunigen durch Traktionsprobleme.

Seat Leon ST - in diesem Jahr auch noch als hochgesetzte Cross-Country-Version - Foto: Seat
Seat Leon ST – in diesem Jahr kommt der Kombi auch noch als hochgesetzte Cross-Country-Version – Foto: Seat

Leider nicht in unserem Testwagen installiert war die mit drei unterschiedlichen Fahrmodi arbeitende adaptive Fahrwerksregelung (DCC) neuester Generation. Sie variiert nämlich erstmals und unabhängig voneinander auch bei Querdynamikmanövern die Zug- und Druckstufendämpfung. Zum optionalen Dynamic-Paket des Leon ST FR gehört auch die Progressivlenkung. Sie reduziert die Lenkarbeit bei langsameren Manövern und erhöht die Fahrdynamik dank eines direkteres Ansprechverhaltens auf kurvenreichen Straßen.

Fazit

Der Seat Leon ST ist in seiner FR-Version ein nur dezent sportlich angehauchtes Modell. Umso mehr kommt er für all jene infrage, die ein wenig mehr sportlichen Esprit wünschen, aber das Understatement mögen. Mit 140 PS ist dieser spanische Golf Variant adäquat motorisiert, die Preise und vor allem die Variabilität und Größe des Kombi-Abteils stimmen ebenso wie das moderne, frische Design. Das Auto kombiniert auf geglückte Weise sportliche und eher nutzorientierte Attribute. In einem Satz: Noch mehr solcher Autos, und Seat-Chef Jürgen Stackmann sollte in ein paar Jahren der größten Sorgen ledig sein. Zumal der große Vater in Wolfsburg ja erstmals auch einen kompakten SUV für Seat angedacht hat. Den allerdings wohl auch der hausinterne Konkurrent Skoda bekommen wird…

Autogefuehl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Seat

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