Fiat Freemont Testbericht mit 7 Sitzen, Allrad und Automatik

Mit dem Fiat Freemont hat Fiat ein Modell in der Hinterhand, mit dem man natürlich auch optisch auf der SUV-Welle reiten kann. Obwohl er sich gar nicht mal allzu schlecht verkauft, ist der Fiat Freemont vielen Autokäufern nicht bekannt und wird auch nicht allzu häufig auf der Straße gesehen. Dabei bietet er viel Platz und sieben Sitze für wenig Geld. Was er wirklich taugt, wollten wir herausfinden. Von Thomas Majchrzak

Exterieur

Beim Fiat Freemont steht das Design im Zeichen der Kante: Zwar handelt es sich nicht um einen Ur-Geländewagen, aber rundliche SUV-Formen wie bei vielen aktuellen Vertretern des Segments sind ihm fern. Und das steht dem Fiat Freemont auch gut. Die Verbindung von günstig und rund könnte zu sehr in ein früheres Image asiatischer Hersteller abdriften. Also präsentiert sich der Freemont mit kantigen Scheinwerfern und einem angedeutetem Powerdome auf der Motorhaube. Seitlich fällt die waagerechte Sicke am unteren Ende auf. Etwas unstimmig wirkt dagegen der Kühlergrill, hier treffen irgendwie zu viele Elemente aufeinander. Insgesamt hinterlässt der Fiat Freemont ein eher zeitloses Design und kann sich gut sehen lassen. Kräftig, aber nicht protzig. Dabei fällt auf, dass er nicht allzu hochbeinig steht, denn wenn man neben dem Auto steht, kann man noch auf das Dach schauen. Praktisch, wenn man etwas auf dem Dach befestigen möchte.

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Interieur

Das Interieur gibt sich bewusst nüchtern und ehrlich. Viel schwarzes Plastik rahmt die Elemente ein, insbesondere den großen Touchscreen, der softwaremäßig mit dem typischen Look aus dem Fiat-Konzern kommt und somit selbst mit dem Jeep Grand Cherokee und dem Maserati Ghibli etwas gemein hat. Die Sitzheizung lässt sich direkt im Startbildschirm aktivieren, das kommt bei kalten Tagen gerade recht. Allgemein kommt man durch die Touch-Bedienung sehr schnell und gut zurecht, die Symbole sind eindeutig und die Oberfläche macht auch einen zeitgemäßen Eindruck – wenn auch etwas verspielter als bei den nüchternen Deutschen. Ein Smartphone ist leicht und schnell gekoppelt. Ein USB-Anschluss befindet sich unter der Armauflage. Insgesamt ist das Cockpit also recht übersichtlich gehalten, dadurch dass die meisten Funktionen über den Touchscreen erfolgen. Lediglich die Klima-Einstellungen lassen sich zusätzlich über Knöpfe bedienen.

Die Sitzefläche der Ledersitze wird jedoch recht schnell faltig. Bei fast 20.000 km auf der Uhr bleiben schon Falten, die sich nicht mehr wegdiskutieren lassen. Auch die Kunstlederelemente an den Türinnenseiten und an den Sitzwangen sind nicht allzu straff gespannt, so dass dies nicht zu einer hochwertigen Optik beiträgt. Auf der positiven Seite steht die aufrechte Sitzposition, die auch lange Strecken angenehm gestaltet. Beim Exterieur haben wir schon erwähnt, dass das Fahrzeug nicht ganz so hoch ist wie z.B. der Markenbruder Grand Cherokee. Das macht sich auch im Innern bemerkbar. Man hat nicht das Gefühl, extrem hoch über der Straße zu sitzen.

Belohnt werden die Fahrzeuginhaber übrigens mit cleveren Staulösungen: So lässt sich der Beifahrersitz an der Sitzfläche anheben – darunter befindet sich ein Geheimfach. Ähnliches gilt für den Fond, dort ist ein Fach unter den Fußmatten verfügbar.

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Besonders spannend wird es dann mit sieben Sitzen: Entweder hat man einen Kofferraum mit ebener Ladefläche – und erweitert diesen sogar bis optional zum Beifahrersitz, etwa für ein Surfbrett. Alternativ stellt man alle Sitze auf und hat sogar auf den 2 Plätzen in der dritten Reihe als Erwachsener genügend Kopfraum. Rückenmäßig kann man gut sitzen, nur mit den Beinen wird es knapp. Deswegen ist die letzte Sitzreihe auch nur für Kinder geeignet. Das bezieht sich auch auf das Ein- und Aussteigen, denn mit normal langen Beinen muss man schon wirklich nach hinten kraxeln, auch wenn man die normale Rücksitzbank etwas nach vorne schieben und klappen kann. Insgesamt bleibt man mit der 7-Sitzer-Möglichkeit aber sehr flexibel.

Der normale Fondbereich bietet viel Beinfreiheit und auch großen Erwachsenen genügend Kopffreiheit – wobei man allgemein sehr hoch sitzt, ungewöhnlich hoch. Das ist aber sehr angenehm. Die Fondpassagiere können zudem über eine eigene Klimaeinheit im Dachhimmel steuern, wie warm oder kalt sie es haben möchten.

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Seit Sommer 2011 gibt es den Freemont in Europa, er ist das Schwestermodell des in den USA vertriebenen Dodge Journey – und beide werden in Mexiko gebaut. Im Jahr 2013 hat Fiat in Deutschland immerhin 2.203 Freemont abgesetzt, damit liegt man markenintern und auch segmentsintern gar nicht mal so schlecht. Und in diesem Jahr sind es zur Jahreshälfte schon 1.512, wenn es so weiter geht, dann wird am Jahresende eine ordentliche Steigerung zu verzeichnen sein.

Der Basispreis liegt bei 27.190 Euro mit dem 2.0 Liter Diesel mit 140 PS.

Bei den Motoren gibt es zwei Diesel und zwei Benziner zur Auswahl.

Diesel
2.0 16V MULTIJET mit 140 PS – 12,3 Sek. von 0 auf 100 km/h – 6,4 l / 100 km kombinierter Verbrauch (angegeben)
2.0 16V MULTIJET mit 170 PS – 11,1 Sek. von 0 auf 100 km/h – 7,3 l / 100 km kombinierter Verbrauch (angegeben, Testverbrauch: 7,8 l / 100 km)

Benziner
2.4 16V VVT mit 170 PS – 13,3 Sek. von 0 auf 100 km/h – 9,6 l / 100 km kombinierter Verbrauch (angegeben)
3.6 V6 24V mit 280 PS – 8,4 Sek. von 0 auf 100 km/h – 11,3 l / 100 km kombinierter Verbrauch (angegeben)

Wir fahren den 170 PS Diesel. Das ist die beste Verbindung von guter Leistung und akzeptablem Verbrauch. Dieser ist in der Kombination Allrad+Automatik erhältlich oder ohne Allrad+manuelle Schaltung. Den kleinen Diesel gibt es ausschließlich mit manuellem Schaltgetriebe und Frontantrieb. Die Benziner beleuchten wir hier nicht weiter, weil sie in Deutschland keine Rolle spielen. Fast alle Freemonts gehen als Diesel raus, der Verbrauch wäre sonst zu hoch angesichts der knapp über 2 Tonnen Gewicht. In der Tat erzielen wir in unserem Test einen Verbrauch, der nur knapp über der offiziellen Angabe liegt.

Der Allradantrieb schickt die Kraft vorwiegend über die Vorderräder auf die Straße, bei Bedarf/Schlupf kommen dann die Hinterräder dazu.

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Die Ausstattungslinien teilen sich auf in Freemont, My Freemont, Lounge und Black Code.

Hier die Details:

Freemont

– 4,3 Zoll Touchscreen-Radio mit CD-/MP3-Player
– 17 Zoll Leichtmetallfelgen
– 7-Wege-Sitzverstellung mit automatischer 3-Zonen-Klimaanlage

My Freemont (zusätzlich)

– 8,4 Zoll Touchscreen mit DVD-Player und SD-Kartenleser
– Multifunktionslenkrad mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung
– Dachreling (schwarz)
– dunkel getönte Fensterscheiben hinten
– elektrisch verstellbarer Fahrersitz (6-fach) mit elektrisch verstellbarer Lordosenstütze (4-fach)
– elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel
– Parksensoren hinten
– Lenkrad und Schaltknauf in Leder

Lounge (zusätzlich)

– Lederausstattung inkl. Sitzheizung für Fahrer- und Beifahrerseite
– 19 Zoll Leichtmetallfelgen
– 8,4 Zoll Touchscreen mit integriertem Garmin-Navigationssystem und Europakarte
– ALPINE Audio System mit 6 Premiumlautsprechern, Subwoofer und 368-W-Verstärker
– Rückfahrkamera
– Türaußengriffe und Dachreling in Chrom.

Black Code (Variante)

– 19 Zoll Leichtmetallfelgen in schwarz
– Schwarze Karosseriedetails mit Metallic-Lackierung

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Da unser Testwagen mit dem großen Diesel mit Allrad und Automatik ausgestattet ist und die Lounge-Ausstattung vorweist, kommen wir in dieser Version auf 35.790 Euro. Das ist in dieser Klasse immer noch vergleichsweise günstig. So viel großes SUV (oder Van?) für so wenig Geld gibt es sonst wohl kaum.

Fahrverhalten

Mit dem Fiat Freemont ist man immer entspannt unterwegs, und das auch mit vielen Personen gleichzeitig. Das Fahrwerk schluckt alles weg, auch wenn man dem Styling wegen die 19 Zoll Felgen aufgezogen hat. Hier bleibt übrigens selbst bei 19 Zoll noch genügend Flankenhöhe, um nicht an jedem Bordstein Angst wegen Felgenkratzern haben zu müssen.

Das Lenkrad erinnert vom Stil und von den Wippen-Knöpfen hinter dem Lenkrad an den Grand Cherokee, genau so wie der Geruch des Innenraums. Auch wenn der Fiat Freemont kein direktes Schwestermodell des Grand Cherokee ist, so erhält man durch die diversen Fiat-Konzernelemente doch den Eindruck, in einer günstigen Version des Jeep zu sitzen.

Lenkung und Fahrverhalten sind weitgehend unauffällig, da gibt es nichts zu bemängeln. Die Wandler-Automatik könnte etwas sauberer arbeiten, das ist man von anderen Herstellern mittlerweile schon geschmeidiger gewöhnt. Der Diesel hört sich manchmal etwas gequält an.

Fiat Freemont Abmessungen

Länge: 4,89 m
Breite: 1,88 m
Höhe: 1,72 m
Radstand: 2,89 m
Leergewicht: 1.949 kg (ohne Automatik, ohne Allrad)

Wettbewerbsvergleich: Van oder SUV?

Von außen wirkt der Fiat Freemont klar wie ein SUV, das Innenraumkonzept bietet eher Platz und Vielseitigkeit eines Vans. Bei den SUVs hat der Fiat Freemont mit seiner Länge von fast 5 Metern in der Nicht-Premium-Klasse wenig Konkurrenz. In der Regel werden SUV-Fahrzeuge dieser Größe in Deutschland nur im Premium-Bereich angeboten. Zum Vergleich könnte man den Hyundai Grand Santa Fe heranziehen, der aber preislich auch schon wieder über 45.000 Euro liegt (Basis). Mit einem Basispreis von knapp über 25.000 Euro wäre eher ein Chevrolet Captiva / Opel Antara zu vergleichen, der dann aber auch schon wieder deutlich kürzer ist. Auf Seiten der Vans stünde zum Beispiel ein Ford S-Max oder Ford Galaxy als Konkurrent an (beide ab 29.990 Euro), die dann aber nicht die SUV-Optik bieten. Und gerade die schätzen die Kunden, so Fiat-Sprecher Florian Büngener: „Der Freemont erlebt gerade seinen zweiten Frühling.“

Fazit: Der Fiat Freemont steht also im Wettbewerbsumfeld relativ alleine da und kann daher auch voll aus diesem Vorteil schöpfen. Die Qualitätsanmutung ist im Detail nicht gänzlich überzeugend, aber das Fahrzeug ist ehrlich und praktisch. Wer nicht viel Wert auf Schnickschnack legt, viel Platz braucht und häufig mit vielen Personen unterwegs ist, bekommt mit dem Fiat Freemont ein attraktives Angebot.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Fiat

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