Das neue Audi TT Coupé hatten wir hier bereits in der „normalen“ Version und als TTS vorgestellt, nun folgt für den Frühling der neue Audi TTS Roadster und der TT Roadster. Die dritte Generation überzeugt im Test durch das hervorragende Handling. Von Thomas Majchrzak
Der Audi TT Roadster ist so ein Auto, bei dem man schon sagen kann, dass es ein Traumauto ist, bevor man es gefahren hat. Das fußt natürlich auch auf Erfahrungen mit der vorherigen Generation. Der TT hat sich zur Designikone entwickelt und verspricht natürlich gerade in der offenen Variante noch mehr Lifestyle. Doch wie groß sind die Unterschiede zum Vorgänger geworden, ergibt sich ein ganz anderes Fahrgefühl?
Exterieur
Die meisten Neuerungen decken sich natürlich mit den Änderungen am Coupé. So wurde außen nachgeschärft, die Audi-Ringe sind wie beim R8 auf die Motorhaube gewandert und der Auftritt wirkt insgesamt aggressiver. Grundsätzlich erkennt man aber noch die klassische Form des Audi TT, wir sehen also mehr eine Evolution. Herrlich ist das Zitat der nach oben geschwungenen Designlinie oberhalb des vorderen Kotflügels – ein Element, das sich durch alle drei Generationen des Fahrzeugs zieht.
Alle neuen Autos sind in der Regel immer länger und breiter. Hier ist es nicht so. Die Länge von 4,17 m bedeutet, dass der neue Audi TT Roadster um 2 cm geschrumpft ist, der Radstand ist dagegen um fast 4 cm auf 2,50 m gewachsen. Dazu ist das neue TT Cabrio nun 1,35 m hoch und damit 3 mm niedriger und 1,83 m breit und damit 1 cm schmaler. Das liegt allerdings nicht an großen Karosserie-Änderungen bzgl. der Größe, sondern eher an der konkreten Ausformung der Bleche für das Design.
Die kompakten Ausmaße bleiben also erhalten, was den TT Roadster bzw. TTS Roadster auch weiterhin stadttauglich macht. Wenige Fahrzeuge bieten eine derart attraktive Optik und den entsprechenden Status, bleiben aber gleichzeitig wendig und kompakt.
Am wichtigsten sind natürlich die Unterschiede beim Verdeck: War dieses bisher schon gut und schnell auf- und zugeklappt, hat Audi am Gewicht gefeilt und 3 kg eingespart. Nunmehr wiegt das Verdeck 39 kg. Dabei kommt ein Materialmix aus Magnesium, Aluminium, Stahl und Kunststoff zum Einsatz.
Beim Öffnen faltet sich das Verdeck Z‑förmig zu einem flachen Paket zusammen. In der Aluminiumwanne, in der es liegt, beeinträchtigt es den 280 Liter fassenden Gepäckraum nicht. Der elektrische Antrieb mit den beiden E‑Motoren erledigt das Öffnen und Schließen in zehn Sekunden, auch in Fahrt bis etwa 50 km/h. Übrigens sollen auch eben diese elektrischen Motoren dafür sorgen, dass das Verdeck langfristig gespannt bleibt. Wirft es im Laufe der Zeit Wellen, sollen die Motoren dies wieder ausgleichen und das Verdeck straff halten.
Während ein Akustik-Verdeck beim Audi A3 Cabriolet optional ist, kommt es im Audi TT Roadster serienmäßig. Dadurch konnte der Geräuschpegel im Innenraum um bis zu 6 dB gegenüber dem Vorgängermodell gesenkt werden. Das Verdeck birgt unsichtbar die Antennen für den Radioempfang.
Vom Design her fügt sich das neue Verdeck besser in das Gesamtbild ein, es imitiert stärker die Coupé-Linie als beim Vorgänger.
Auch die Karosserie besteht aus einem Stahl-Aluminium-Mix. Der neue TT Roadster wiegt ohne Fahrer 1.320 kg, der TTS Roadster gut 100 kg mehr – Wegen der serienmäßig größeren Felgen (18 statt 17 Zoll) sowie der Mehr-Ausstattung. Ein Roadster muss dabei wegen der fehlenden festen Dachkonstruktion in seiner Karosserie noch steifer sein. So wurde im neuen Audi TT(S) Roadster im Vergleich zum Coupé in der A-Säule ein zusätzliches festes Stahlrohr verbaut. Auch die waagerechten Haupt-Karosserieteile wurden verstärkt.
S line-Paket
Wer nicht direkt den TTS möchte, sondern hauptsächlich auf die Optik setzt, kann auch nur das S-line-Exterieur-Paket nehmen, für 1.500 Euro:
– Stoßfänger vorn und hinten, seitliche Schwellerleisten, seitliche Kühlergitter sowie Diffusoreinsatz in sportlich-markantem Design
– Kühlergrill in Schwarz hochglänzend
– Diffusoreinsatz in Platinumgrau lackiert
– Einstiegsleisten mit S line-Schriftzug
– S line-Emblem auf den vorderen Kotflügeln
Im TTS-Modell sind die meisten dieser Features dann direkt mit inkludiert.
Motoren
Wie beim TT Coupé startet der neue Audi TT Roadster durchweg mit Vierzylinder-Motoren mit 2 Litern Hubraum. Zunächst der 184 PS TDI (Turbo-Diesel) und der 230 PS TFSI (Turbo-Benziner, mit Allrad oder Frontantrieb). Im Audi TTS Roadster gibt es dann die 310 PS Version des Turbobenziners.
Der Grundpreis für den Audi TT Roadster mit dem 2.0 TFSI und 6-Gang-Handschaltung beträgt 37.900 Euro. Der Audi TTS Roadster beginnt bei 52.000 Euro.
Produziert wird der neue TT übrigens im Audi-Werk in Ungarn, wo auch alle A3 Limousinen und A3 Cabriolets vom Band laufen.
Interieur
Das Interieur überzeugt mit einer kühlen Aufgeräumtheit und stylischen Elementen – wie den Lüftungsdüsen, die an die Luftfahrt erinnern. Der Clou dabei ist die ausgewogene Bedienung von Multimedia-System und Knöpfen. Audi setzt nicht komplett auf die digitalen Bedienungen, sondern bietet häufig genutzte Funktionen wie die Klima-Bedienung auch direkt per Drehknopf an. Stilvoll gelöst ist das dadurch, dass Lüftungsstärke, Temperatur und Lüftungsausgänge innerhalb der Düsen mit Drehen und Drücken kontrolliert werden. Ferner findet sich auch die Bedienung für die Sitzheizung und die neue Nackenheizung in einer Lüftungsdüse, und zwar in der links vom Lenkrad.
Die größte Neuheit im Interieur ist das Audi Virtual Cockpit, das unter dem Namen Active Info Display auch bei Volkswagen zum Einsatz kommt, etwa im neuen Passat. Dabei sind die Fahrer-Instrumente komplett digital und individuell einstellbar. Beim Audi TT sitzt der Navi-Screen auch direkt in Blickrichtung des Fahrers, kombiniert mit einem Google-Earth-View. Allerdings muss man sich bewusst machen, dass das Navigations-System keine Serienausstattung ist, sondern 2.500 Euro Aufpreis kostet (enthalten in „MMI Navigation plus“, ansonsten kein Navi). Digital sind die Instrumente in der Basisversion trotzdem. Also: Audi Virtual Cockpit serienmäßig, Navi nicht serienmäßig, auch nicht im TTS.
Überhaupt gibt es für den Audi TT Roadster ganz viele tolle Komfortfeatures, aber eigentlich ist keines in der Serienausstattung enthalten. Der Wagen kommt im Basispreis so ziemlich nackt.
Im TTS Roadster kommen die S‑Sportsitze serienmäßig, diese bieten einen klasse Seitenhalten und sind von den Seitenwangen her sogar noch verstellbar. Ferner zeigen sie eine Waben-Struktur mit Kontrastnähten. Über Exclusive-Ausstattung könnte man sich diese übrigens sogar noch in vielen verschiedenen Farben holen, darunter blau. Ein weiteres Extra ist die Kopfraumheizung, die ganze Dienste leistet. Nur auf der dritten Stufe ist sie so laut, dass man sie auf Dauer nicht so stark benutzen möchte. Für die Tage zwischen Sommer und Winter ideal, gerade wenn man keine dicke Jacke trägt. Optional gibt es übrigens auch noch ein elektrisches Netz-Windschott, das dringend zu empfehlen ist, weil der Audi TT Roadster kein Ganzjahrescabrio ist wie z.B. das Audi A3 Cabriolet. Im TT windet es deutlich mehr, da kann auch die kunstvoll abgerundete Seitenscheibe nicht helfen.
Fahrverhalten
Wir testen die Topversion Audi TTS Roadster auf kurvigen Straßen auf ihre Agilität. Sofort sind wir überrascht, wie viel sich doch von der Fahrdynamik gegenüber dem Vorgänger getan hat. Die Lenkung hat keinen halbtoten Bereich mehr nahe der Geradeaus-Stellung, sondern gibt jeden Befehl sofort weiter. Eine komplette Lenkradumdrehung bedeutet Maximal-Lenkkraft. Durch die progressive Auslegung der Lenkung braucht man also in der Regel nie beide Hände vom Lenkrad nehmen.
Das Fahrwerk ist für die sportliche Auslegung keineswegs unkomfortabel, aber vermittelt bei sportlicher Gangart genau die Dosis Verbindung mit der Straße, die man erwartet. Zudem kann man mit dem Audi Drive Select wählen, ob man das adaptive Fahrwerk eher auf Komfort stehen lässt, oder auf den Dynamic-Modus setzt. Dieser verändert die Gaspedalkennlinie, strafft Lenkung und Fahrwerk und lässt den TTS Roadster höher drehen. Genau richtig für enge Kurvenwechsel. Selbst im Grenzbereich schiebt der TTS Roadster nicht sonderlich über die Vorderräder, sondern driftet gutmütig mit allen Vieren leicht in die Kurve, zeigt dabei ein hohes Maß an Kontrolle. Der Audi quattro Allradantrieb wurde für die Neuauflage so verändert, dass noch mehr Kraft auf die Hinterräder geschickt wird, somit ergibt sich dahingehend eine sportliche Gangart, die einen reinen Hecktriebler nicht vermissen lässt.
Beim Fahren in der Stadt fällt auf, das die kompakten Abmessungen einen niemals ins Schwitzen bringen. Zudem ist das Fahrwerk komfortabel genug für den Alltag.
Fazit: Der neue Audi TTS Roadster der dritten Generation ist ein Traum einer kompakten offenen Rennmaschine. Audi ist es einmal mehr gelungen, Perfektion auf die Straße zu bringen. Die Neuauflage bringt mehr Raumgefühl und Komfort im Innenraum, ein geschärftes Äußeres und eine deutlich gesteigerte Agilität, und zwar nicht auf Kosten des Komforts. Bei aller Begeisterung für den TTS sei aber auch gesagt, dass die „Basisversionen“ nicht minder attraktiv sind. Denn im Verhältnis kommt der TTS doch recht teuer. Und das bleibt auch der Wermutstropfen: Nicht, dass es bei BMW & Co. nicht anders wäre, aber es sei trotzdem erwähnt: Beim TT Roadster könnte es in der Basisversion schon ein bisschen mehr Serienausstattung fürs Geld sein, das gehört sich eigentlich für Premium.
Autogefühl: *****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Audi / Autogefühl
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