Neuer VW Scirocco GTS Fahrbericht Test – der „GTI Scirocco“

Die Top-Sportversion R haben mehrere Modelle, nur den GTI-Zusatz haben ausschließlich Polo und Golf. Beim Scirocco heißt das nun Scirocco GTS, also eine sportliche Version mit Akzenten in Optik und Ausstattung, aber noch nicht mit der höchsten PS-Zahl. Eine günstige Alternative zum Scirocco R, den wir uns im vergangenen Jahr angesehen haben. Ist der neue Scirocco GTS der bessere Deal?Von Thomas Majchrzak

So häufig verkauft er sich (für Volkswagen-Verhältnisse) gar nicht, und aus rein wirtschaftlichen Gründen müsste Volkswagen den Scirocco wohl auslaufen lassen. Doch bereits 2014 hatte man betont: Wir halten am Scirocco fest, er ist für uns eine Ikone. Daher hatte Volkswagen auch ein Facelift herausgebracht, in dessen Zuge auch die Top-Version R herauskam. Dass der Scirocco nicht häufiger verkauft wird, ist verwunderlich. Eigentlich bietet kein anderes Fahrzeug dieselbe Qualität und Anmutung, das attraktive Design und die Sportlichkeit zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Ein Golf ist zum Beispiel in vergleichbarer Ausstattung immer deutlich teurer. Wobei man hier auch sagen muss, dass der Scirocco nicht auf der aktuellen Golf-Plattform basiert, sondern auf der vorherigen.

Während der Basis-Scirocco (24.000 Euro) wirklich ein Preis-Leistungs-Hit ist, muss man für die R-Version schon einen saftigen Aufpreis zahlen (36.000 Euro) – und dafür gibt’s im Scirocco R noch nicht einmal Allrad. Also warum nicht auf ein paar PS verzichten, aber die Features in Optik und Komfort und Sport-Anmutung mitnehmen? Genau das macht der neue Scirocco GTS (31.000 Euro). Nur GTI darf er nicht heißen, weil VW das nur mit Polo und Golf in Verbindung bringen will. Eine clevere Entscheidung? Wir finden nicht, denn sonst hätte man als Autokunde eine klare Richtlinie und käme in den Abstufungen besser zurecht.





Exterieur

VWSciroccoGTS_autogefuehl11

VWSciroccoGTS_autogefuehl12

VWSciroccoGTS_autogefuehl13

VWSciroccoGTS_autogefuehl17

VWSciroccoGTS_autogefuehl15

VWSciroccoGTS_autogefuehl14

VWSciroccoGTS_autogefuehl10

Außen gibt es für den neuen Scirocco GTS das R-Design-Paket, das wir auch von der echten R-Version kennen. Das heißt: Größere Lufteinlässe, größere Schweller vorne, seitlich und einen angedeuteten Dachspoiler. Zusätzlich kann man sich auch noch zwei rote Designlinien auf der Karosserie bestellen, wie auch hier bei unserem Testwagen (360 Euro extra). Serienmäßig beim VW Scirocco GTS sind 18-Zoll-Felgen und rote Bremssättel sowie Rückleuchten in LED-Technik. Wir haben optional 19 Zoll Felgen verbaut, diese gibt es in Silber und Schwarz, hier die dunkle Version (590 Euro extra).

Grundsätzlich bleibt die schon in der Basis-Version dramatische Optik: breit, flach und mit einem Coupé-Ende. Das macht den Scirocco zu einem der schnittigsten Kompakt-Fahrzeuge. Natürlich muss man dafür im Vergleich zum Golf ein paar Platzeinbußen im Innenraum hinnehmen, aber dafür sieht er eben einfach deutlich cooler aus.

Interieur

Im Interieur gibt es die meisten Features, die man sich emotional wünscht, schon serienmäßig. So gibt es spezielle GTS-Stoff-Sportsitze, an denen rote Kontrastnähte zu finden sind – genau wie an der Innenseite des Sportlenkrads. Der Schaltknauf ist im Golfball-Design, was optisch wie haptisch interessant ist. Die Alu-Pedalerie ist obligatorisch.

Überhaupt glänzt das sportliche Scirocco-Interieur durch eine Fahrer-Fokussierung und einen dramatischeren Ansatz als beim Golf GTI oder Golf R. Der Scirocco ist somit nicht nur von außen, sondern auch von innen der derzeit emotionalste Volkswagen. Wie schon in der R-Version sehen wir auch die analogen Zusatz-Instrumente auf der Spitze des Armaturenbretts: Hier werden Öltemperatur, Ladedruck des Turbos und Stoppuhr-Zeit gemessen.

Der Aufpreis für das Navigationssystem hält sich mit 550 Euro in Grenzen, schließlich haben wir hier noch nicht die aktuellste Version aus dem VW-Konzern, sondern noch die Lösung vom Golf 6. Die Größe ist aber ausreichend und die Darstellung noch aktuell.

Das Platzangebot ist vorne für große Menschen völlig in Ordnung, die Sportsitze bieten einen sehr guten Seitenhalt, sind aber gleichzeitig lang und hoch genug. Im Fond offenbart sich dann der Scirocco-Nachteil, denn als Dreitürer kommt man nur schwer nach hinten und die kleinen Sportsitze sind zwar optisch auch top gemacht, aber bieten dann doch nicht mehr allzu viel Platz. Die Kniefreiheit ist sogar gegeben, auch bei 1,90 m, lediglich bei der Kopffreiheit scheitert es dann. Der Kofferraum ist überraschend quadratisch praktisch nutzbar, auch lassen sich die Rücksitze umklappen. Lediglich die sehr hohe Ladekante behindert extrem beim Beladen.

VWSciroccoGTS_autogefuehl05

VWSciroccoGTS_autogefuehl06

VWSciroccoGTS_autogefuehl08

VWSciroccoGTS_autogefuehl02

VWSciroccoGTS_autogefuehl03

VWSciroccoGTS_autogefuehl07

VWSciroccoGTS_autogefuehl04

VWSciroccoGTS_autogefuehl09

Motoren

Im VW Scirocco GTS arbeitet genau wie im Golf GTI der bekannte 2.0 Liter Turbobenziner mit 220 PS. Da die Kraft komplett über die Vorderachse geht, reicht das dicke. Der R bietet zwar mehr PS, aber kann diese im Zweifelsfall nicht immer auf die Straße bringen. Der neue Scirocco GTS beschleunigt in 6,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, hat also einen ordentlichen Durchzug, das reicht allemal.

Fahrverhalten

Geschaltet wird entweder über ein 6-Gang-Schaltgetriebe oder optional für 2.000 Euro extra mit DSG. Wir testen das Direktschaltgetriebe und sind wie gewohnt bei dieser Automatik überzeugt davon, wie stufenfrei sie schaltet. Im S-Modus kann man zudem die Gänge höher drehen lassen, was den Fahrspaß verstärkt – und den Motorensound. Für einen kleinen 2.0 Liter Turbo hört sich der Motor richtig knackig an.

Für 1.000 Euro extra gibt es die adaptive Fahrwerksregelung DCC, die wir auch empfehlen. Denn so kann man im Comfort-Modus wirklich sanft im Alltag fahren, aber im Sport-Modus bei Bedarf die Sau rauslassen. Die adaptive Regelung hilft so dabei, das Auto für mehrere Zwecke zu benutzen. Im Comfort-Modus glaubt man sich in der Tat in einer komfortablen Limousine, nur das sportliche Interieur holt einen dann schnell zurück. Wenn DSG und DCC im Sport-Modus sind, hat man dagegen im Handumdrehen einen Sportwagen, und das in der Kompaktklasse ohne astronomische Preise wie bei vielen echten Sportwagen. Wer übrigens das adaptive Fahrwerk nicht gewählt hat, erhält serienmäßig ein (nicht einstellbares) Sportfahrwerk.

Die Lenkung ist grundsätzlich sehr leichtgängig, aber eher für das Alltagshandling gebaut. Hier hat der Golf 7, weil die Technik dort eine Generation weiter ist, einen leichten Vorteil. Die Lenkung ist bei diesen Modellen progressiver.

Abmessungen

Länge: 4,25 m
Breite: 1,81 m
Höhe: 1,40 m
Radstand: 2,57 m
Leergewicht: ca. 1.400 kg

Fazit: Der neue VW Scirocco GTS bietet ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als der Scirocco R, dessen Mehr-PS man eigentlich gar nicht benötigt. Der VW Scirocco GTS ist somit nun die beste Wahl, einen sportlichen, emotionalen und sehr gut ausgestatteten Volkswagen zu fahren, ohne einen allzu hohen Aufpreis zu zahlen. Design außen wie innen überzeugen und der neue VW Scirocco GTS hat vermutlich sogar das Zeug zu einem Klassiker. Der Golf ist mit seinen 5 Türen natürlich praktischer und hat eine bessere Raumausnutzung, aber der Scirocco hat dafür den eindeutigen Design-Vorteil. Interieur und Infotainment-System sind zwar nicht auf dem jüngsten Stand, aber tun durchaus noch ihren Dienst. Es bleibt zu hoffen, dass der Scirocco noch lange im VW-Programm bleiben wird.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel

Kommentare sind geschlossen.