Mit dem Citroen C4 Cactus hatte Citroen im vergangenen Jahr bereits eine spektakuläre Neuheit vorgestellt, die völlig unkonventionell war. Nun folgt die Neuauflage des Kleinwagens Citroen C3. Selten bringt eine Neuvorstellung in diesem Segment so viel sichtbar Neues für ein Auto. Citroen hat aus dem Vollen geschöpft – und wir waren bei der Weltpremiere für unsere Leser und Zuschauer dabei. Von Thomas Majchrzak
1,2 Millionen Fahrzeuge hat Citroen im Jahr 2015 verkauft, in Europa war davon jedes fünfte Fahrzeug ein Citroen C3. Insgesamt wurden von den Vorgänger-Generationen bereits 3,5 Millionen Stück verkauft. Insofern steht beim Generationswechseln viel auf dem Spiel. Lange war Citroen ins Hintertreffen geraten, denn im Vergleich zu früheren Zeiten fehlten Alleinstellungsmerkmale und Innovationen. Das wollten die Entwickler nun ändern.
In der Front dominiert das völlig neue Gesicht mit den schlitzförmigen LED-Tagfahrleuchten. Das Formen-Designthema sind abgerundete Rechtecke, das ist zwar vielleicht eine Spielerei, wird aber sehr stringent durchgezogen. Überhaupt ist schon die Front sehr spielerisch, aber stringent spielerisch. Für einen Kleinwagen hat der neue Citroen C3 einen kräftigen Auftritt und schon eine Art Crossover/SUV-Gesicht. Der neue Citroen C3 ist mit 3,99 m Länge vergleichbar mit anderen Kleinwagen im Segment, für manche Länder ist es steuerlich relevant, wenn ein Auto kürzer als 4 Meter ist, daher diese wichtige Marke. Zentrales Thema beim neuen Citroen C3 ist die Farbgestaltung, die Franzosen möchten farbenfroher und ausdrucksstärker sein als die Konkurrenz. Und in der Tat kann sich Citroen auch nur behaupten, wenn man ein wenig anders ist. So ist der neue C3 in 36 Farbkombinationen erhältlich. Das funktioniert mit einer grundsätzlichen Zweifarbigkeit, drei ggf. kontrastierenden Dachfarben und den Airbumps, den praktischen Luftkissen, die wir bereits aus dem Citroen C4 Cactus kennen. Speziell für das Autofahren in Paris sind diese Polster Gold wert. Die Dachlinie sitzt im neuen Modell 4 cm niedriger, das stärkt den eleganten Auftritt. Optional kann man sich die Radhäuser etwas verbreitern lassen und wie auf den Fotos zu sehen mit Plastik-Fendern versehen, um einen stärkeren Crossover-Look zu transportieren (siehe auch DS4 Crossback). Insgesamt ist der Citroen C3 sicherlich polarisierend, aber auf jeden Fall ein Hingucker. Wir finden: Toll, dass endlich mal jemand Mut hat, etwas anderes zu machen. Und weil der Cactus diese Art des Designs bereits eingeführt hat, ist der Schock-Effekt sicher geringer.
Interieur
Auch im Interieur heißt es: Mut zur Farbe! So sind grundsätzlich vier Interieur-Ambiente-Pakete verfügbar: Basis (schlichte Farbgestaltung), Urban Red (Dezente Kontraste und Stoff-Armaturenbrett), Hype Colorado (Zweifarbiges Lenkrad, poppige Gestaltung) und Metropolitan Grey (helle Farben). Auffällig hierbei ist der Einsatz von Stoff oder Kunstleder an Teilen wie Armaturenbrett und Türinnenseiten. Citroen hat hier erkannt, dass man mit nachhaltigen Materialien auch hochwertige Innenräume zieren kann, ohne also auf echte Tierhaut zurückgreifen zu müssen. Das bestätigt uns auch Designchef Alexandre Malval: „Wir möchten einen frischen Look schaffen, Leder wäre zu gewöhnlich.“ Die Auswahl der Bezüge führt dabei auf die Möbel- und Reisewelt zurück. Die Schlaufen der Handgriffe sind etwa, auch schon aus dem C4 Cactus bekannt, dem Design von Koffergriffen entnommen.
Das Platzangebot wurde im Vergleich zum Vorgänger verbessert, so gibt es vorne 2 cm mehr Schulter-Freiheit. Die Sitze sind eher lounge-artig und erinnern an ein Sofa. Sie sind voluminös und weich, ein Sitz zum Herumlümmeln. Wie schon der Look von außen ein wenig verrät, fühlt sich der Citroen C3 für einen Kleinwagen tatsächlich ein wenig an wie ein Crossover, weil man etwas höher sitzt. Ein witziges Detail: Der Citroen C3 hat das größte Handschuhfach im Segment. Denn der Airbag sitzt im Dach, so bleibt mehr Platz am Armaturenbrett bzw. für das Handschuhfach. Für mehr Licht im Interieur sorgt ein optional erhältliches Panoramadach.
In Sachen Infotainment steht ein neuer 7-Zoll-Touchscreen zur Verfügung, der optional auch eine Smartphone-Integration über Apple CarPlay & Co anbietet. Weiterhin kann man das Telefon normal über Bluetooth koppeln. Technisches Highlight ist im neuen Citroen C3 die so genannte Connected Cam, eine Kamera mit 120-Grad-Weitwinkel, die nach vorne heraus fotografiert oder 20 Sekunden Clips filmt und die Perspektive des Fahrers festhalten kann – etwa von landschaftlichen Eindrücken. Diese kann man dann über das Bluetooth verbundene Handy mit seinen Freunden teilen, eine pfiffige Idee. Der Speicherplatz beträgt 16 GB. Zusätzlich funktioniert die Kamera als Dashcam, zeichnet also ständig mit auf und speichert im Falle eines Crashs die 30 Sekunden vor dem Crash und eine Minute nach dem Crash. In Schweden und Österreich ist das System nicht zugelassen, für die anderen europäischen Länder schon. Wahrscheinlich rührt es daher, weil es keine ständige Dashcam ist, sondern die automatischen Abspeicherungen nur im Crashfall erfolgen und die Kamera ansonsten eher eine Verlängerung des Smartphones ist.
Die Schwachstelle des neuen C3 ist das Platzangebot im Fond. Zwar sind die rückwärtigen Sitze auch liebevoll designed, doch begrenzen die ausladenden Vordersitze den Raum hinten. Große Erwachsene finden hier kaum Platz. Kopffreiheit bleibt zwar bis fast 1,90 m, aber mit den Knien funktioniert dann nichts mehr. Das können andere besser, etwa der Honda Jazz, den wir jüngst auch getestet haben. Der Kofferraum ist dagegen geräumig, er hat zwar eine hohe Ladekante, dafür kann man ihn maximal bis zum Ladebodenende nutzen.
Motoren
Zum Einsatz kommen folgende Motoren:
3-Zylinder Benziner mit
70 PS
80 PS
110 PS
Für den 110 PS Benziner wird auch eine echte Wandlerautomatik erhältlich sein (EAT6).
4-Zylinder Diesel mit
75 PS
100 PS
Abmessungen
Länge: 3,99 m
Breite: 1,75 m
Höhe: 1,47 m
Radstand: 2,54 m
Kofferraumvolumen: 300 l
Wendekreis: 10,7 m
Fazit: Der Citroen C3 bringt Abwechslung in die Kleinwagenwelt und zeigt ein frisches Farbkonzept, das für ein großes Maß an Individualisierung in Exterieur und Interieur sorgt. Interessant sind ferner innovative Lösungen wie die Airbumps außen und die Connected Cam als Spaß- oder Unfallkamera im Innern. Das Wichtigste an diesem Fahrzeug ist, dass sich eine Marke endlich wieder etwas traut und versucht, eigene Akzente zu setzen. Dies hat Citroen mit dem C4 Cactus eingeleitet, mit dem e-Mehari fortgeführt – und nun auch mit dem neuen C3, der natürlich in weitaus größeren Stückzahlen verkauft wird. Erfreulich ist ferner die Nutzung von Textil im Interieur, und das in ebenfalls farblich akzentuierten Variationen. Ein modernes und zeitgemäßes Auto mit polarisierendem Fun-Faktor. Wir sind gespannt auf den ersten Fahr-Test.
Autogefühl: ***
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Kamera (Video): Autogefühl, Thomas Blachetzki
Kommentare sind geschlossen.