Der Seat Leon ist die wichtigste Modellreihe der Spanier und erhält nun ein Facelift für seine dritte Generation. Was sich zum Einführungsmodell verändert hat, an wen sich das Fahrzeug richtet und wie sich der schicke Kompaktwagen auf der Straße verhält, zeigt unser Bericht. Von Michel Weigel
Doch bevor wir mit dem Facelift beginnen, zunächst ein wenig zur Geschichte des Leons: 1999 brachten die Spanier die erste Generation des Leon auf die Märkte, der, wie auch die derzeitige Version, sich eine Basis mit dem Golf teilt. Ebenso wurde 2001 eine erste Cupra (Cup Race), also die sportliche Version des Leons, eingeführt, ehe die zweite Generation 2006 an den Start ging. Diese zeichnete sich vor allem durch ein weniger kastenförmiges Design aus, stattdessen findet man vermehrt Rundungen, die dem modernen und jungen Anspruch von Seat gerecht werden sollte. Nach sieben Jahren war dann auch für die zweite Generation Schluss. Seit 2012 ist die dritte Generation des Seat Leon auf dem Markt erhältlich und zeichnet sich vor allem durch ein schärferes und sportlicheres Desgin aus – dieser Eindruck wird vor allem durch das Facelift nochmals verstärkt.
Generell ist die Leon-Baureihe das wichtigste Modell der Spanier, jedoch kann der Ateca der Baureihe in den nächsten Jahren deutlich Konkurrenz im internen Duell um die Krone machen, denn die steigende SUV-Nachfrage und der erschwingliche Preis sprechen für sich.
Wenn man schon von Preisen spricht, so beginnt das Seat Leon Facelift bei gut 15.000 Euro, aber lässt sich durch die Auswahl verschiedenster Optionen oder den verschiedenen Ausstattungslinien Style, FR und (neu) Xcellence bis kanpp 30.000 Euro erhöhen.
Exterieur
Seat typisch ist die Designführung ziemlich sportlich gehalten. Am besten erkennt man dies an den kantigen Frontleuchten. Ebenfalls unterstreichen die relativ großen Lufteinlässe diesen Eindruck. Auch im Seitenprofil zeigt der Leon durch die beiden Designlinien eine gewisse sportliche Spannung. In der Dreitürer- und Fünftürer-Variante beträgt die Länge 4,26 Meter und als Kombi 4,54 Meter. Der Kombi kommt dazu mit einer Dachreling, welche das Fahrzeug eleganter erscheinen lässt. Im Gegensatz zu den Frontleuchten sind die Rückleuchten etwas weniger dramatisch. Seat hat dort nun auch die letzten verbleibenden Glühlampen durch LEDs ersetzt, so dass nun auch die hinteren Blinker und die vorderen Nebelscheinwerfer im aktuellen Trend daher kommen.
Unterm Strich wirkt das Exterieur ein wenig schärfer und kantiger als beim Einführungsmodell. Nichtsdestotrotz sind die Veränderungen so geringfügig, dass man erst auf den zweiten Blick die Unterschiede erkennt. Das ist nicht schlimm, denn auch der Entwurf von 2012 wirkte immer noch so modern, dass eigentlich nicht die Notwendigkeit bestand, das Design komplett über den Haufen zu werfen und übermäßig viel zu ändern. 3 neue Außen-Farben, 2 neue Alufelgen-Designs und modifizierte Stoßfänger vorne und hinten. Dazu noch ein breiterer Kühler-Grill in, je nach Ausstattungslinie, verschiedenen Ausführungen.
Interieur
Im Interieur kommen die Sitze standard mit Stoff, optional u.a. in der sehr zu empfehlenden Alcantara-Variante. Außen gibt es Kunstleder, innen dann Alcantara. Das ist die optimale Mischung. Ebenfalls gegen Aufpreis gibt es auch eine Lederausstattung, die aber keinen Mehrkomfort bietet und auf den Sitzmittelbahnen tatsächlich auch echtes Leder verwendet. Das Sportlenkrad liegt gut in der Hand und macht auch optisch etwas her. In der FR-Version nunmehr auch unten abgeflacht. Zudem wurde der Handbremsgriff nun durch eine elektrische Parkbremse ersetzt.
Interessant ist auch, dass die analogen Instrumente auch gegen eine digitalisierte Version ersetzt werden können. Dies wird beim Leon jedoch eher gegen 2018 geschehen, und wird dann genauso wie nun schon vorgestellt beim Golf 7 Facelift. Seat begründet diesen Schritt damit, dass die Option für den größten Teil der Zielgruppe zu kostenintensiv werden würde, daher könne man mit der Einführung der Digitalcockpit-Option auch noch etwas warten. Bleiben die Spanier der derzeitigen „Lebensdauer“ jeder Generation treu, so müsste 2019 allerdings schon die neue Leon-Generation auf den Markt kommen.
Serienmäßig ist der Infotainment-Bildschirm 5,8 Zoll groß, mit dem Facelift kann er bis auf 8 Zoll vergrößert werden. Dazu sind optional Apple CarPlay und Android Auto erhältlich. Außerdem kann man sein Smartphone nun induktiv laden, vorausgesetzt, das Handy unterstützt diese Funktion. In der Praxis wirkt ist das Infotainmentsystem sehr schön designed, jedoch hat es bei der Navi-Software in puncto Bedienerfreundlichkeit einen Schritt zurück gemacht. Während man früher problemlos rein- und rauszoomen konnte über einen Knopf oder per Fingerspreizen, so fehlt nun der Knopf und die Touch-Variante ist erstaunlich unzuverlässig, zumindest in unserem Tester, vielleicht weil es ein Vorserien-Modell ist. Während unserer Testfahrten haben wir unbewusst immer wieder neue Ziele festgelegt, obwohl wir nur rauszoomen wollten. Der einzige verbleibende drehbare Knopf ist zum Einstellen der Lautstärke für Musik und Navi-Ansagen. Darüber hinaus dauert es immer ein wenig, bis das System eine Bluetooth-Verbindung mit Handy erkannt hat.
Brandneu im Leon ist die Ausstattungslinie Xcellence, die man bereits aus dem Seat Ateca kennt. Sie beinhaltet exklusive Stoffsitze, die optional mit Tierhaut oder Alcantara ausgestattet werden können. Dazu gibt es Zierelemente, eine LED-Ambiente-Beleuchtung in den Türenverkleidungen, bei der man die Farben verstellen kann, Keyless Entry und Xcellence-Türeinstiegsleisten. Im Exterieur sind die Fenster dort mit Chrom umrahmt.
In allen Versionen hat Seat den Lärmpegel beim Leon nun mit umfangreichen Geräuschdämmungen gesenkt.
Der FR und Xcellence werden jeweils zum gleichen Preis erhältlich sein. Dabei richtet sich Ersterer an Kunden, die lieber sportlicher fahren wollen und letzterer soll die „Komfort-Kunden“ gewinnen. Des Weiteren gibt es noch die Ausstattungslinien Leon, Reference und Style. Zukünftig wird es das Facelift auch als Cupra, also der Top-Sportversion, geben.
Insgesamt soll das Preisniveau nicht angehoben werden, so dass sich für den Leon-Käufer ein Preisvorteil von 300-400 Euro ergeben soll.
Wenn man schon von Anspielungen zum neuen Ateca spricht, so wurden auch Assistenzsysteme aus dem SUV übernommen. Darunter der Stauassistent, welcher bis 60 km/h aktiv ist. Außerdem sind ein Spurhalte-Assistent und die Active Cruise Control (ACC) optional erhältlich. Die City-Notbremsfunktion zählt erst ab dem Style zur Serienausstattung, was ärgerlich ist, da diese in unseren Augen zu den wichtigsten Sicherheits-Systemen zählt. Weitere Features sind eine Verkehrszeichenerkennung, sowie Fernlicht- und Park-Assistent. Die „Birdview-Kamera“ aus dem Ateca bleibt dem Leon allerdings verwehrt.
Motoren
Benziner:
1.0 TSI, 115 PS, 4,4 l/100 km
1.2 TSI, 86 oder 110 PS, 5,3 l/100 km
1.4 TSI, 125 oder 150 PS, 5,4 l/100 km
1.8 TSI, 180 PS, 6,0 l/100 km
Diesel:
1.6 TDI, 115 PS, 4,2 l/100 km
2.0 TDI, 150 oder 184 PS, 4,6 l/100 km
Das DSG ist optional für alle Motorisierungen erhältlich. Außerdem sind nahezu alle Motoren mit einer Start & Stopp-Funktion ausgestattet. Da die Verbrauchswerte Werksangaben sind, sollte man um einen realistischen Wert zu erhalten, ein bis zwei Liter addieren.
Im nächsten Jahr wird dazu noch die Cupra-Version präsentiert, die mit 300 PS und neu auch mit Allradantrieb auf die Märkte gehen wird. Dazu wird ebenso ein Testbericht erfolgen.
Fahrverhalten
Wie bisher macht es große Freude, den Leon zu fahren. Das Lenkrad ist kompakt und sportlich gehalten, was zum Fahrerlebnis positiv beiträgt. Das Doppelkupplungsgetriebe schaltet wie gewohnt wie am Schnürchen gezogen hoch.
Generell hat uns auch die verbesserte Akustik überzeugt. Auch bei höheren Geschwindigkeiten fühlt man sich wohl im Fahrzeug und kann sich problemlos mit dem Sitznachbarn unterhalten. In der Basis-Version ohne Akustik-Paket wird dies natürlich ein wenig anders ausschauen, aber der Unterschied mag nicht allzu dramatisch sein.
Zu einem besseren Komfort trägt auch die optionale DCC (Dynamic Chasis Control) bei, die man im Facelift individuell einstellen kann. Somit sollte der entspannten Fahrt zum Arbeitsplatz nichts im Wege stehen.
Zwar fährt sich der Seat Leon bereits ziemlich sportlich, doch echte PS-Fans werden sich, genauso wie wir, auf nächstes Jahr freuen, wenn wir dann auch den neuen Cupra mit 300 PS unter die Lupe nehmen können.
Abmessungen
Länge: 4,26 – 4,54 m
Breite: 1,82 m
Höhe: 1,45 – 1,46 m
Radstand: 2,64 m
Fazit: Insgesamt überzeugt das Facelift vollkommen. Das Design passt sich nahtlos dem Zeitgeist an und wirkt vor allem durch die neuen Frontleuchten noch sportlicher. Am Innenraum gibt es ebenso kaum etwas auszusetzen, bis auf die zeitweise leichte Unzuverlässigkeit des Infotainmentsystem, das sollte sich jedoch durch ein Software-Update bis zum Serienmodell beheben lassen. Sportlich kann man das Facelift auch fahren, so verspricht der Seat Leon weiterhin beim Fahren das, was das dynamische Äußere verspricht.
Autogefühl: ****
Text & Fotos: Autogefühl, Michel Weigel
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