Seat Leon Cupra Facelift: 300 PS, Allrad & DSG im ST

Der Seat Leon Cupra erhält nun durchgängig 300 PS sowie ein Update beim Infotainmentsystem. Ferner führt das Facelift erstmals die Allrad-Möglichkeit in Kombination mit DSG ein – exklusiv für den Kombi (ST). Welche weiteren Unterschiede das Facelift bringt, welche Varianten es gibt und wie sich die Performance im Vergleich Front- und Allrad-Antrieb gestaltet, erklären wir in unserem Fahrbericht. Das Seat Leon Cupra Facelift im Test. Von Thomas Majchrzak

Wie schon in der zweiten Generation, erhält der Seat Leon III ein Facelift vier Jahre nach seinem Verkaufsstart. Und bleibt der Leon seinem regulären Produktlebenszyklus treu, so müsste 2019 die vierte Generation präsentiert werden. Doch da bis dorthin noch viel Zeit bleibt, fokussieren wir uns nun auf das jüngste Facelift.

Der Seat Leon ist das meistverkaufte Modell der Spanier und wurde über 80.000 Mal in den letzten beiden Kalenderjahren allein in Deutschland zugelassen. Schaut man nur auf 2015, so befindet er sich auf Platz vier im bundesweiten Ranking der Kompaktklasse. Er liegt hinter dem Opel Astra (Platz 3), dem Skoda Octavia (Platz 2) und natürlich dem VW Golf (Platz 1).

Da wir bereits die einfache Facelift-Variante getestet haben, wollten wir auch den Cupra genauer unter die Lupe nehmen. Erstmals kommt die Top-Sportversion mit 300 PS, was auch für die Marke „Leon“ ein Meilenstein ist, da nun erstmals die Baureihe an diese Leistung anknüpft. Interessant dabei ist, dass die bisherige Aufteilung in 265 PS und 290 PS entfällt, da die meisten Cupra-Kunden stets ohnehin die stärkste Variante gewählt haben. Somit gibt es ab sofort nur noch 300 PS im Cupra. Ferner kommt der Seat Leon ST Cupra (Kombi) exklusiv in der Kombination mit DSG und Allrad.

Während ein Basis-Leon Kombi bei unter 17.000 Euro losgeht, landet der ST Cupra mit Allrad bei gut 40.000 Euro.

Weiterhin gibt es den Seat Leon Cupra als 3-Türer (SC), 5-Türer und eben als Kombi (ST).





Exterieur

Im Vergleich Cupra und Einstiegsversion wirkt die Front ein wenig sportlicher auf Grund eines kräftigeren Frontsplitters, der ferner in Schwarz gehalten ist. Am Kühlergrill befindet sich noch ein Cupra-Logo. Damit sind die Unterschiede zum bereits sehr sportlichen Basis-Leon dezent, wobei die kantigen Frontleuchten ihre Wirkung beim Cupra noch stärker entfalten. Im Cupra sind neue Voll-LED-Frontscheinwerfer inklusive Nebelscheinwerfer serienmäßig. Das optionale Performance Pack, auch in Orange erhältlich, ändert den Kühlergrill-Rahmen dann auch auf Orange.

Im Profil erkennt man im Gegensatz zu den normalen Versionen, dass am unteren Ende ein weiterer Schweller angefügt wurde. B- und C-Säulen sind in Schwarz gehalten. Auf dem Dach kann man beim ST optional eine Dachreling befestigen. 19-Zoll-Felgen sind serienmäßig, im Performance Pack kann man diese z.B. in Hochglanz-Schwarz oder eben in Orange wählen. Dazu kommt eine größere Brembo-Bremsanlage, deren Performance man auf der Rennstrecke merkt. Für den Alltag reichen allerdings auch die Standard-Bremsen. Unsere Testwagen sind mit den Michelin Semi-Slicks ausgestattet (Michelin Pilot Sport Cup 2), die für zusätzlichen Grip sorgen. Für den Alltag muss man aber bedenken, dass die Semi-Slicks im Regen Nachteile haben, es ist also sicherer, das Performance Pack ohne die Rennsportreifen zu nehmen.

Am Heck gibt es ebenfalls einen schwarzen Abschluss, ferner wird der Schriftzug „Leon“ durch „Cupra“ ersetzt. Standesgemäß erhält die Cupra-Version eine Sportabgasanlage. Grundsätzlich zeichnet sich der Seat Leon schon durch ein sportliches Design aus, der Cupra unterstreicht dieses noch dezent, ohne aber zu übertreiben. Neu sind übrigens zwei zusätzliche Lackierungen: Mystery Blue und Desire Red.

Interieur

Der Seat Leon Cupra erhält ein sportliches Lenkrad mit unten abgeflachtem Kranz. Die analogen Instrumente können vermutlich in 2018 optional gegen eine digitalisierte Version ersetzt werden. Seat begründet diesen Schritt damit, dass die Option für den größten Teil der Leon-Zielgruppe zu kostenintensiv werden würde, daher würde man mit der Einführung der Digitalcockpit-Option auch noch etwas warten.

Serienmäßig ist der zentrale Infotainment-Bildschirm im Basis-Leon 5,8 Zoll groß, mit dem Facelift kann er bis auf 8 Zoll vergrößert werden. Dies ist dann Serie bei FR, Xcellence und Cupra. Dazu sind optional Apple CarPlay und Android Auto erhältlich. Außerdem kann man sein Smartphone nun induktiv laden, vorausgesetzt, das Handy oder eine zusätzliche Ladeschale unterstützen diese Funktion. In der Praxis wirkt das Infotainmentsystem schön designed, jedoch fällt nun aus Platz- und Kostengründen der Näherungssensor weg. Man muss also einmal auf den Bildschirm klicken, damit man die äußeren virtuellen Bedienungsfelder aktivieren kann. Die Software ist übersichtlich und umfangreich und im Stand auch schnell genug. Lediglich beim Fahren muss man manchmal z.B. im Navi auf die Funktionen zweimal klicken, bis sie reagieren. Der einzig verbleibende drehbare Knopf dient zum Einstellen der Lautstärke für Musik und Navi-Ansagen. Einen Knopf gibt es für das Hauptmenü, noch einen weiteren zum direkten Erreichen des Smartphone-Menüs.

Des Weiteren finden mit dem Facelift nun einige Assistenzsysteme aus dem Seat Ateca ihren Platz im Seat Leon, meist jedoch erst gegen Aufpreis. Darunter z.B. der Stauassistent in Verbindung mit der Adaptive Cruise Control. Die City-Notbremsfunktion zählt generell im Leon nicht zur Serienausstattung, was geboten wäre, da diese in unseren Augen zu den wichtigsten Sicherheits-Systemen zählt. Immerhin: Bereits ab dem mittleren Ausstattungsniveau Style ist der AEB inkludiert, damit sollten effektiv die meisten Leon-Kunden dann doch mit dem Autonomen Bremsassistenten unterwegs sein.

Während der Seat Leon mit Stoff-Sitzen startet und die Varianten Xcellence, FR und X-Perience mit einer Stoff-Kunstleder-Mischung aufwarten, kommt der Leon Cupra mit der hervorragenden Mischung Alcantara innen und Kunstleder außen. Das macht optisch Spaß und vermittelt Sportlichkeit wie Nachhaltigkeit. Verfügbar sind einmal die normalen Sportsitze mit separaten Kopfstützen, wobei diese Sitze etwas mehr Raum bieten. Optional gibt es die Performance-Sitze mit integrierten Kopfstützen und mehr Seitenhalt. Was besser ist, muss jeder selber entscheiden. Wir empfinden die Basis-Sitze als kompatibler für Langstrecken.

Im Fond gibt es im Seat Leon ST Cupra ausreichend Platz für große Erwachsene, das optionale Panoramadach begrenzt den Kopfraum, so dass man maximal mit 1,90 m dort sitzen kann. Wer regelmäßig große Menschen hinten mitnimmt, sollte dann auf das Panoramadach verzichten. Ferner interessant: Die normalen Sportsitze lassen mehr Kniefreiheit als die Performance-Sitze.

Der Kofferraum ist super praktisch, der Platz wird gut ausgenutzt. Die Sitze lassen sich einfach über Hebel umlegen, die Kofferraumabdeckung ist in Schienen geführt, eine saubere Lösung.

Insgesamt geben wir dem Innenraum des Seat Leon ST Cupra eine Top-Note, Verarbeitungsqualität, Gestaltung, Wohlfühlfaktor und Platzangebot sind richtig gut.

Motoren

Seat Leon Cupra Facelift
Vierzylinder 2.0 TSI (Turbo), 300 PS

Erstmals erreicht der Seat Leon Curpa die 300 PS Marke und ist somit der leistungsfähigste Leon aller Zeiten. Generell wurde die Leistung um 10 PS erhöht, ein kaum merkbarer Unterschied. Neu ist beim Seat Leon ST Cupra die Verbindung mit Doppelkupplungsgetriebe und Allrad, und das macht dann auch einen großen Unterschied in der Beschleunigung.

Während man mit Frontantrieb 5,7 Sek. mit dem Schalter und 5,6 Sek. mit dem DSG von 0 auf 100 km/h benötigt, sind es mit Allrad und DSG nur 4,9 Sek. Das zeigt, dass die 300 PS nicht vollständig über die Vorderachse all ihre Kraft übertragen können, erst der Allradler holt alles raus. Das gilt zumindest für die Beschleunigung aus dem Stand, für die auch eine Launch-Control zur Verfügung steht (Cupra-Modus, ESP auf Sport, Bremse tief durchdrücken, dann das Gaspedal). Auf der Rennstrecke allerdings kann ein Fahrzeug mit Schaltung und Frontantrieb besser sein, weil es leichter ist. Und mit viel Traktion und bei Beschleunigungen von 60 km/h auf 100 km/h hat der Allrad keinen großen Vorteil mehr. Dafür aber natürlich, wenn es glatt ist im Winter oder bei regennasser Fahrbahn.

Neben dem Cupra gibt es noch folgende Seat Leon Motorisierungen:

Benziner:
1.0 TSI, 115 PS, 4,4 l/100 km
1.2 TSI, 86 oder 110 PS, 5,3 l/100 km
1.4 TSI, 125 oder 150 PS, 5,4 l/100 km
1.8 TSI, 180 PS, 6,0 l/100 km

Diesel:
1.6 TDI, 115 PS, 4,2 l/100 km
2.0 TDI, 150 oder 184 PS, 4,6 l/100 km

Fahrverhalten

Beim dynamischen Fahren helfen nicht nur die 19 Zoll großen Felgen, sondern auch die überarbeitete Fahrwerksregelung DCC dabei, den sportlichen Kontakt zur Straße zu halten. Man hat das Gefühl, dass die kompakte Rennmaschine praktisch an der Straße klebt. Das kompakte Lenkrad und die progressive Lenkung lassen Fahrer und Auto eins werden. Der kurze Radstand und die kompakten Abmessungen machen den Leon Cupra zu einem Spaßmobil, auch wegen des überschaubaren Gewichts von ca 1,4 Tonnen. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass ein 300er Cupra mit 19-Zoll-Felgen schon straffer abgestimmt ist als ein normaler Leon. Allerdings wurde das im Cupra serienmäßige DCC überarbeitet, so dass der Federungskomfort nun in allen Fahrmodi besser ist. Die Unterschiede zwischen Comfort und Cupra sind spürbar, wenn auch nicht extrem groß. Der Seat Leon Cupra stellt immer noch einen guten Komfort zwischen Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit dar.

Die Progressiv-Lenkung (Serie im Cupra) ist unser Favorit: Sie vermittelt Spaß und Genauigkeit, man muss die Hände in Verbindung mit DSG eigentlich nie vom Lenkrad nehmen, denn der Einschlagswinkel der Reifen nimmt progressiv zum Lenkeinschlag zu. Das ist toll fürs sportliche Fahren, und auch praktisch beim Einparken.

300 PS an der Vorderachse für die Hatch-Varianten sind gewaltig, und so ist ein Sperrdifferenzial notwendig, damit man z.B. beim kräftigen Herausbeschleunigen aus Kurven bei nasser Fahrbahn keine durchdrehenden Vorderräder hat. Auf trockener Straße funktioniert das alles noch geschmeidig, auch wenn sich zeitweise die Anzeige der Traktionskontrolle meldet. Beeindruckend ist der Vortrieb auch in höheren Geschwindigkeitsbereichen, selbst oberhalb von 150 km/h beschleunigt der Seat Leon Cupra 300 noch wie ein Sechszylinder. Wenn man in Kurven das Gaspedal richtig durchdrückt, was zwar nicht unbedingt sinnvoll ist, aber testweise erlaubt sein darf, dann merkt man den untersteuernden Charakter des Frontantriebs. Spürbarer wird dies nur, wenn es nass wird. Das Sperrdifferenzial macht zwar schon einen guten Job, aber ganz kann man den Effekt nicht verhindern, zumindest wenn man es provoziert.

Der Seat Leon ST Cupra mit Allradantrieb löst nun die Probleme des Kraftüberschusses an einer Achse, das macht durchaus Sinn, gerade, wenn man ihn das ganze Jahr über fahren möchte. Untersteuern ist da nicht mehr spürbar, und das Differenzial muss nicht wirklich eingreifen. Die Lenkung kann noch präziser erfolgen. Zudem beschleunigt der Cupra AWD schneller und dennoch harmonischer. Eine wirkliche Traumkombination zum Fahren.

Für die DSG-Varianten ist überdies nun ein Stau-Assistent verfügbar, wenn es dann doch mal nur schrittweise voran geht.

Abmessungen

Länge: 4,26 m (Hatch) 4,54 m (Kombi ST)
Breite: 1,82 m
Höhe: 1,45 – 1,46 m
Radstand: 2,64 m

Fazit: Der Seat Leon Cupra zählt weiterhin zu den besten in seinem Segment, das Facelift hat das bereits attraktive Exterieur behutsam überarbeitet, im Innern gibt es nun einen größeren Infotainment-Screen. Größte Neuheit ist der optionale Allradantrieb in Verbindung mit DSG, was den Seat Leon ST Cupra zu einem echten Traum-Kombi macht. Die Leistung ist üppig vorhanden und kann nun noch besser und alltagstauglicher eingesetzt werden, ohne Untersteuern in Grenzsituationen oder bei Nässe. Verarbeitungsqualität und Platzangebot überzeugen ferner auf ganzer Linie.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Thomas Blachetzki